Ein Prinz wie aus dem Maerchen
Schultern war ein
dunkler Fleck zu erkennen – dort hatte sie ihn in höchster
Ekstase gebissen.
Tariq
sah aus, als hätte er die Nacht mit einer sexhungrigen Frau
verbracht. Aber selbst unrasiert und mit zerzaustem Haar wirkte er
atemberaubend attraktiv.
"Du
wünschst, du hättest mich nie wiedergesehen", wisperte
sie traurig.
"Du
solltest dir nicht anmaßen zu wissen, was ich denke." Er
blickte sie eindringlich an. "Damals hast du mich Reue gelehrt,
aber das wird dir nicht wieder gelingen. Damals hattest du die Macht,
mich die Vernunft vergessen zu lassen. Nie wieder!"
Für
die nahe Zukunft verhieß diese Bemerkung nichts Gutes.
8.
Kapitel
Deprimiert
zerbröselte Faye beim Frühstück die Croissants, ohne
etwas zu essen. Die Dienerinnen servierten immer neue köstliche
Speisen, doch der Appetit wollte sich nicht einstellen. Bald würde
sie den Zeltpalast verlassen.
Erst
vor zwei Stunden war sie in Tariqs Armen erwacht. Zwei Stunden, in
denen sie fälschlicherweise geglaubt hatte, sie sei ihm wichtig.
Sein scheinbar unersättliches Verlangen nach ihr hatte ihr ein
trügerisches Gefühl der Sicherheit vermittelt. Sie hatte
sich einer Selbsttäuschung hingegeben. Tariq hatte die Grenzen
ihrer Beziehung abgesteckt und damit sämtliche Illusionen
zerstört. Sie war im Schlafzimmer seine Gespielin und mehr
nicht.
Tränen
traten ihr in die Augen. Es wunderte sie, dass sie Tariqs eiskalte
Rücksichtslosigkeit nicht bemerkt hatte, als er sie vor vierzehn
Monaten mit weißen Rosen und romantischen Abendessen umworben
hatte. Ja, er hatte sie umworben. Das altmodische Wort passte genau
zu ihren Verabredungen in diesen zwei Monaten, bevor Percy alles
verdorben hatte. Natürlich hatte Tariq damals geglaubt, sie zu
lieben, und sich als echter Gentleman erwiesen. Er hatte nicht
versucht, sie ins Bett zu locken, obwohl es ihm mühelos gelungen
wäre. Er hatte nichts von Liebe erwähnt oder falsche
Versprechungen gemacht.
Nein,
er hatte sie nicht einmal ermutigt, ihn zu lieben. Dennoch hatte sie
sich wider alle Vernunft in ihn verliebt und seither nicht aufgehört,
ihn zu lieben. Die Intensität ihrer Gefühle für Prinz
Tariq Shazad ibn Zachir ließ sich nicht leugnen. Allerdings
machte sie diese Erkenntnis noch verwundbarer.
Sie
war Tariq durch ihre Liebe ausgeliefert. Der Mann, den sie liebte,
verachtete sie, trotzdem begehrte er sie. Vorerst hatte er sein
Verlangen nach ihr gestillt und wollte sie nicht mehr sehen. Verbannt
in die Muraaba. Warum wollte sie dennoch bei ihm bleiben? Hatte sie
denn gar keinen Stolz mehr?
"Sex
ist eine verführerische Kraft", hatte er gesagt. Nun, in
ihrem Fall war Sex eher zerstörerisch. Mit ihrem Körper
hatte sie bereits eingewilligt, seine Geliebte zu sein. Und nichts
anderes war sie – eine Geliebte. Sie hatte nicht einmal mehr
den Trauring. Er hatte ihn behalten. Irgendwann hat er mich jedoch
als seine Frau betrachtet, überlegte sie, warum sonst hätte
er von einer zweiten Frau sprechen sollen?
Selbst
nach dieser Eröffnung hatte sie sich wie eine liebeskranke
Närrin aufgeführt! Als Faye die Füße bewegte,
spürte sie das Gewicht des Saphirkettchens, dessen Verschluss
sich sonderbarerweise nicht öffnen ließ.
"Shiran,
ich möchte, dass jemand mit Seiner Königlichen Hoheit
spricht und herausfindet, wie ich dieses Ding loswerden kann."
Die
Zofe eilte hinaus. Fünfzehn Minuten später kam sie zurück
und sank auf die Knie. "Prinz Tariq sagt, es sei ihm eine
Freude, dass Sie sein Geschenk tragen, Mylady."
Eine
Freude? Offenbar waren alle im gesamten Land bestrebt, Prinz Tariq
ibn Zachir Freude zu bereiten. Sein Status war so unantastbar, dass
er seine ausländische Geliebte vor den Augen der verzückten
Untertanen ins Bett schleppen konnte, ohne Missfallen zu erregen!
"Seine
Königliche Hoheit sagte außerdem …", Shiran
zögerte, "… Sie möchten ihn bitte nicht mit
solchen Belanglosigkeiten belästigen, wenn er mit
Staatsangelegenheiten beschäftigt ist."
Empört
sprang Faye auf. In diesem Moment kam Rafi hereingestürmt, dicht
gefolgt von einer Schar Dienstboten. Verzweifelt klammerte er sich an
Faye. "Du kannst nicht weggehen. Nimm mich mit!"
"Was,
um alles in der Welt …?" Sie hob den Kleinen hoch, um ihn
zu beruhigen.
Shiran
seufzte. "Prinz Rafi weiß, dass Sie in die Muraaba
zurückkehren."
Er
legte die Arme um sie. "Ich komme mit … Ich werde artig
sein … Ich werde ein wirklich braver Junge sein."
"Werden
Prinz Rafi und die Babys uns begleiten?"
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