Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
 Ein reines Gewissen

Ein reines Gewissen

Titel: Ein reines Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
ungeöffnetes Glas Instantkaffee. Er spülte zwei Tassen und gab in die für Jude zwei Extralöffel Kaffeepulver.
    »Ist schwarz für dich okay?«, fragte er. Sie antwortete nicht. »Verdienst du eigentlich mit irgendwas Geld?«
    »Es ist noch welches auf dem Konto.«
    »Aber vermutlich nicht viel ...«
    »Wenn mir nichts anderes mehr übrig bleibt, als betteln zu gehen, sag ich dir Bescheid.«
    Er schaute sich die Post auf der Frühstückstheke an. Einer der Briefe informierte über die Reduzierung der Hypofhekenrückzahlungen entsprechend der kürzlich erfolgten Zinssenkung. »Hatte Vince eine Lebensversicherung?«, fragte er.
    »Ja.«
    »Hast du in der Sache irgendwas unternommen?«
    »Sandra. Sie hat dort angerufen und mich dann einen Brief unterschreiben lassen.«
    »Das ist doch schon mal was.« Fox ging die restliche, zum Teil noch ungeöffnete Post durch. Darunter war eine 02-Rechnung, adressiert an Mr. V. Faulkner. Den Blick auf seine Schwester gerichtet, die ihm den Rücken zukehrte, machte Fox den Umschlag auf. Als er sah, dass kein Einzelverbindungsnachweis beilag, verzog er das Gesicht. Die Rechnungssumme belief sich auf hundertzwölf Pfund. Dann kochte das Wasser im Kessel, und Fox brachte Jude ihre Tasse.
    »Ein bisschen Milch täte dir gut«, sagte er, als er sie ihr hinhielt. Sie drückte ihre Zigarette aus, bevor sie die Tasse entgegennahm. »Und vielleicht nicht so viel Wein und Schnaps.«
    »Du bist nicht mein Dad.«
    »Aber ich komme gleich danach.« Er griff in sein Jackett, um seine Brieftasche herauszuholen. Als sie das sah, sprang sie aus ihrem Sessel auf, stürzte in die Küche, zog eine der Schubladen auf und wedelte, als sie ins Wohnzimmer zurückkam, mit einem Bündel Banknoten, die sie vor ihm in die Luft warf.
    »Siehst du?«, sagte sie. »Ich brauche deine verdammten Almosen nicht!«
    Fox starrte die auf dem Teppich verstreuten Scheine an. Jude saß wieder in ihrem Sessel, den Blick auf den Fernseher geheftet; ihr war klar, dass er auf eine Erklärung wartete.
    »Ich habe es gefunden«, gab sie schließlich Auskunft. »Alles in allem ungefähr zwei Riesen.«
    »Wo hast du das gefunden?«
    »Er war in Vince' Zimmer oben versteckt. Zum Glück hab ich's in die Finger gekriegt, bevor deine Leute alles auf den Kopf gestellt haben; sie hätten es vielleicht einkassiert.«
    »Woher kommt das Geld?«
    Jude brachte ein Achselzucken zustande. »Gewinne aus dem Casino?«, vermutete sie. »Vielleicht war er ja dort, in all den Nächten, in denen er es nicht für nötig hielt heimzukommen.«
    »An dem Samstag sicher«, sagte Fox leise, während er sich hinhockte und anfing, das Geld einzusammeln. »Von dort fuhr er mit einem Taxi in die Cowgate ...«
    Sie hörte ihm gar nicht richtig zu. »Das Arschloch hat es vor mir versteckt, Malcolm. In seinem verdammten Zimmer, wo er auch seine Pornohefte und -DVDs hatte. Niemand sollte wissen, wie er wirklich war, deshalb habe ich nichts gesagt.« Sie schaute ihn wieder an. »Was ist mit deinem Gesicht passiert?«
    »Ich bin in eine Schlägerei geraten.« Er legte das Geld auf den Couchtisch.
    »Hast du gewonnen?«
    »Noch nicht.« Das rief ein dünnes, aber erkennbares Lächeln hervor. Sie nahm ihren Kaffee und blies erstmal. »Dürfte nicht allzu heiß sein«, sagte er zu ihr. »Ich habe noch etwas kaltes Wasser reingegossen.« Nach dem ersten Schluck krümmte sie sich. »Zu stark?«, mutmaßte er.
    Sie nickte, trank aber noch einen Schluck.
    »Im Schrank steht eine Dosensuppe ...«
    »Mir reicht das hier«, sagte sie, doch er ging trotzdem in die Küche und holte einen Topf heraus. Der Herd war blitzblank, der Beweis, dass sie ein paar Tage lang nichts gekocht hatte. Kein Geschirr in der Spüle, nur Tassen und Gläser. Fox leerte die Suppe in den Topf. Es war Hühnercreme, dasselbe Zeug, das ihre Mutter ihnen immer gegeben hatte, wenn sie krank gewesen waren.
    »Jude«, rief er, »die Polizei hat dir doch Vince' persönliche Gegenstände wieder ausgehändigt, oder?« »Ja«, sagte sie.
    »Könnte ich einen Blick darauf werfen?«
    »Es ist der Umschlag in der Schublade.« Sie zeigte auf ein Möbelstück im Wohnzimmer, das oben Regale und unten Schubladen und Schränke aufwies. Er fand den großen gepolsterten Umschlag in der ersten Schublade. Darunter lagen mehrere gefaltete Bogen unbenutztes Weihnachtspapier. Fox griff in den Umschlag, wobei ihn nur eins interessierte: Faulkners Handy. Es war zur Abnahme von Fingerabdrücken eingestaubt worden und

Weitere Kostenlose Bücher