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 Ein reines Gewissen

Ein reines Gewissen

Titel: Ein reines Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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war lauter geworden. Er starrte Fox unverwandt an. Doch Inglis beschwichtigte ihn mit einer Handbewegung. »Danke, Malcolm«, sagte sie zu Fox. »Uns ist einfach alles willkommen.«
    »Gut«, sagte Fox und stand auf. »Überlassen Sie das mir.«
    Ihre Hand berührte seinen Unterarm. Sie schauten sich in die Augen, und er nickte. Als er sich zum Gehen wandte, formte sie unhörbar zwei Worte mit den Lippen.
    Einfach alles.
    Wieder in der Inneren, winkte Fox Tony Kaye zu sich. Der näherte sich mit verschränkten Armen Fox' Schreibtisch.
    »Was würdest du von einer Nachtschicht im Überwachungswagen halten?«, fragte Fox ihn.
    Kaye schnaubte und grinste dann. »Was gibt sie dir im Gegenzug?«
    Fox schüttelte den Kopf. »Ich will wissen, was du davon hältst«, beharrte Fox.
    »Allein die Vorstellung macht mich griesgrämig und müde. Hofft ihr, Breck dabei zu erwischen, wie er sich an Internet-Pornos aufgeilt?«
    »Ja.«
    »Er ist nicht unser Kunde, Foxy.«
    »Er könnte es aber werden, falls stimmt, was der Chop Shop vermutet.« »Eine Gemeinschaftsaktion?«
    »Ich meine, DS Inglis oder DC Gilchrist müssten auch dabei sein ...« »Ist DC Gilchrist genauso knackig?«
    »Nicht ganz.« Fox schaute hinüber zur Kaffeemaschine. »Naysmith würdest du natürlich auch brauchen.« Kaye schien in sich zusammenzufallen. »Traurig, aber wahr.«
    Naysmith kannte sich einfach am besten mit der Technik aus.
    »Und während Naysmith sich abrackert«, fügte Fox hinzu, »hast du jede Menge Zeit, bei DS Inglis deinen ganzen Charme spielen zu lassen.«
    »Auch wieder wahr«, fand Kaye, schon wieder munterer. »Und was machst du?«
    »Ich kann mich da nicht beteiligen,Tony.«
    Das akzeptierte Kaye mit einem Nicken. »Heute Nacht?«, fragte er.
    »Je eher, desto besser. Der Abhörwagen ist nicht reserviert?«
    Kaye schüttelte den Kopf. »Kalte Nacht für so was. Da muss man sich schön warm aneinanderkuscheln.«
    »Das würde DS Inglis sicher gefallen. Sag Naysmith Bescheid, und ich rufe im Chop Shop an.«
    Fox wartete, bis Kaye sich zurückgezogen hatte, bevor er den Telefonhörer nahm und die Nummer der CEOP wählte. Inglis hob ab, er hielt die gewölbte Hand über die Sprechmuschel, um Kaye nicht mithören zu lassen.
    »Wir können heute Abend einen Überwachungseinsatz machen. Zwei meiner Leute werden da sein - Kaye und Naysmith.«
    »Nachts ist es ...«
    Fox wusste, was sie sagen würde. »Schwierig? Ach so, mit Ihrem Sohn und so. Zufällig würde sich Sergeant Kaye mit einem männlichen Kollegen ohnehin wesentlich wohler fühlen.«
    »Gilchrist könnte das übernehmen«, bestimmte Annie Inglis. Und fragte dann leicht bissig: »Warum fühlt Kaye sich beim Einsatz mit Kolleginnen nicht wohl?«
    »Es sind Frauen im Allgemeinen, Annie«, erklärte Fox halblaut.
    »Ach«, sagte sie. Da Kaye und Naysmith auf seinen Schreibtisch zusteuerten, beendete Fox das Gespräch. »Das wäre geregelt«, bemerkte er. Tony Kaye rieb sich nur lächelnd die Hände.
     
     
    8
     
    An diesem Abend hielt Fox auf dem Heimweg bei einem chinesischen Restaurant. Er hätte gute Lust gehabt, dort zu essen, aber das Lokal war leer. So bestellte er etwas zum Mitnehmen. Fünfzehn Minuten später saß er wieder im Auto, eine Plastiktüte auf dem Beifahrersitz: Hühnchen mit frischem Ingwer und Lauchzwiebeln; Glasnudeln; chinesisches Grüngemüse. Der Besitzer hatte ihm eine Portion Kroepoek auf Kosten des Hauses angeboten, die Fox jedoch dankend abgelehnt hatte. Zu Hause kippte er das Ganze auf einen Teller, fand es aber dann doch zu viel und löffelte die Hälfte der Nudeln in den Behälter zurück. Ein Geschirrtuch in den Hemdkragen gesteckt, aß er am Esszimmertisch. Er hatte keine Nachrichten auf dem Anrufbeantworter und auch keine Mails. Ein oder zwei Straßen weiter waren zwei Hunde aneinandergeraten. Ein Motorrad fuhr viel zu schnell an seinem Haus vorbei. Fox stellte Birdsong Radio an, schenkte sich ein Glas Appletiser ein und ließ den Besuch in der Lauder Lodge noch einmal Revue passieren.
    Wie vereinbart, hatte er Jude um vier Uhr abgeholt; auf der Fahrt hatten sie nicht viel gesprochen. Die Angestellten des Pflegeheims hatten sich bemüht, ihr Interesse an Jude nicht allzu unverhohlen zu zeigen. Es war nicht nur der Gips an ihrem Arm; aus Zeitungen und lokalen Fernsehnachrichten wussten sie, wer sie war und was passiert war.
    »Ich habe vergessen, meinen Trauer schleier anzulegen«, murmelte Jude ihrem Bruder auf dem Weg zum Zimmer ihres Vaters zu.

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