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Ein Sehnen Im Herzen

Ein Sehnen Im Herzen

Titel: Ein Sehnen Im Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
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essen - eine weise Entscheidung, fand er, da Mrs. MacTavishs Würstchen nicht einmal von denen seiner eigenen Köchin in London übertroffen wurden. Wie Emma vorhergesehen hatte, bemerkte Mrs. MacTavish, sie sei am Vorabend mit einer Wärmflasche in sein Zimmer gekommen, nur um festzustellen, dass niemand da war.
    Die Frau war sich allerdings seines hohen Rangs zu bewusst, um ihn direkt zu fragen, wo er gewesen war. James, der sich gerade mit einer Serviette den Mund abwischte, gab keine Erklärung ab, sondern sagte nur, dass sei sehr nett von ihr gewesen. Dann ging er nach oben und stellte fest, dass Roberts in Erwartung seines Kommens bereits ein heißes Bad vorbereitet hatte. Auf die Mitteilung, dass ein Duell bevorstehe, reagierte der Kammerdiener mit gewohnter Gelassenheit. »Pistolen oder Degen, Mylord?«, fragte er nur.
    James, der sich gerade von seinem Halstuch befreite, das er in Abwesenheit seines Kammerdieners zu eng gebunden hatte, knurrte, dass sich der Baron noch nicht für eine Waffenart entschieden habe und er beides mitnehmen werde, um auf Nummer Sicher zu gehen. Das verstand Roberts. Er verstaute die Pistolen sorgsam in ihrem Lederetui und verwahrte den Degen in der Scheide, nachdem er ihn geölt hatte, bis er glänzte.
    Genau um halb zwölf trat James aus dem Pujfin Inn, um Cletus MacEwan bereits vor dem Gasthof vorzufinden. Als James ihm mitteilte, dass sie nicht zu Fuß zum Schloss gehen, sondern in Murphys Kutsche fahren würden, wirkte MacEwan ausgesprochen erheitert. Erst als sie sich den steilen Hügel zum Schloss hinauf kämpften, verstand James, warum. Die Straße zum Schloss war mit ihren Furchen und Schlaglöchern beinahe genauso unwegsam wie der Weg, der zu Emmas Cottage führte. An mehreren Stellen waren sie gezwungen auszusteigen und neben der Kutsche zu gehen, da Murphys Pferde die Steigung sonst nicht bewältigt hätten. Bei diesen Gelegenheiten trabte MacEwan munter und behände wie eine Bergziege neben dem Gefährt her, während James und sein Kammerdiener, die einen derartig anstrengenden Aufstieg nicht gewöhnt waren, sich etliche Meter hinter ihm abmühten.
    Irgendwann jedoch waren sie vor dem Portal angelangt, das den Eingang des verfallenen Gemäuers bewachte. Castle MacCreigh war tatsächlich eine Burg mit Türmen und Zinnen und, wie James vermutete, Verliesen. Von einem Vorfahren des jetzigen Barons aus Gestein, das nun zu bröckeln begann, erbaut, wirkte es düster und abweisend, und James konnte sich vorstellen, dass es für seine Bewohner kein sehr angenehmer Aufenthaltsort war. Kein Wunder, dass der Baron so erpicht daraufwar, Emma zu heiraten; sicher sehnte er sich danach, das Geld, das ihr vermacht worden war, für eine Instandsetzung zu verwenden.
    Murphy lenkte seine Pferde in den tiefen Schatten des
    Portals, zog die Luke des Daches auf und spähte zu James hinunter.
    »Also«, meinte er. »Ich schätze, irgendwer sollte anklopfen.«
    »Ich gehe schon, Mylord«, sagte Roberts, erhob sich von seinem Sitz und versuchte, aus der Kutsche zu klettern. Da er sich dazu an MacEwans gewaltigen Beinen vorbeizwängen musste, schien das leichter gesagt als getan.
    »Lassen Sie nur.« James atmete tief durch. »Ich mache es.«
    Er stieg aus und näherte sich dem Tor von Castle MacCreigh, einer massiven Konstruktion aus schwerem, dunklen Holz mit einem gewaltigen Eisenriegel. James sah sich nach einer Art Glockenzug um, konnte aber nichts dergleichen entdecken. Gerade als er seine behandschuhte Faust hob, um kräftig anzuklopfen, schwang das Tor wie von selbst auf.
    »Lord Denham?«, fragte eine melodische und unverkennbar weibliche Stimme.
    James kniff die Augen zusammen. Er hatte Mühe, nach dem grellen Sonnenschein vor der Burg die Person auszumachen. Alles, was er sehen konnte, war eine Eingangshalle, in der es bis auf das Licht einer einzigen Kerze völlig dunkel war. Dann fiel ihm auf, dass die Kerze von einer Frau gehalten wurde. Er hätte nicht sagen können, was für eine Frau es war, jung oder alt, dick oder dünn, Dame oder Dienerin. Es war einfach zu düster, um mehr erkennen zu können.
    »Wollen Sie nicht hereinkommen?«, fragte die melodische Stimme, und das leichte Lachen, das mitschwang, verriet James, der sich in solchen Dingen auskannte, dass die Frau nicht nur jung, sondern auch attraktiv und nicht abgeneigt war, sich bewundern zu lassen. »Wir haben Sie erwartet.«
    James räusperte sich. So hatte er sich das ganz und gar nicht vorgestellt. »Äh ...«,

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