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Ein sicheres Haus

Titel: Ein sicheres Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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es ist so – nicht, daß ich selbst so denken würde, aber die Hauptsache, dick unterstrichen, ist, daß Sie versichert sind und daß manche Leute in der heutigen Zeit vielleicht sagen würden, daß Sie durch den Brand des Hauses besser wegkommen, als wenn Sie es verkauft hätten.«
    »Wie ist das möglich?«
    »Ich will ja nichts gesagt haben, aber manche Häuser gehen nur sehr schlecht weg, und verkauft werden vorzugsweise die, die einen sehr konkurrenzfähigen Preis haben. Einen sehr konkurrenzfähigen Preis.«
    »Aber ich dachte, mein Haus wäre so besonders gut verkäuflich.«
    »Theoretisch war es das auch.«
    »Sie hören sich bei der ganzen Sache sehr fröhlich an. Waren Sie auch versichert?«
    »Insoweit, als wir gewisse finanzielle Vorsichtsmaßnahmen treffen mußten.«
    »Also scheinen wir beide ganz gut aus dieser Katastrophe herauszukommen.«
    »Vielleicht gibt es zu unseren Gunsten ein oder zwei Formulare zu unterschreiben. Könnten wir das eventuell bei einem Drink besprechen?«
    »Schicken Sie mir die Formulare zu. Wiederhören, Mark.«
    Ich legte den Hörer auf und fragte mich, ob das Feuer eine Warnung oder das perverse Geschenk einer Frau war, die meine pyromanischen Tendenzen kannte, oder beides.

    »Alles gut verlaufen«, sagte Miss Olds, als ich Elsie abholte.
    »Heute nachmittag war sie ein bißchen müde, aber dann habe ich sie auf den Schoß genommen, und wir haben zusammen ein Buch gelesen. Nicht, Elsie?«
    Elsie, die mir kurz zugewinkt hatte, als sie mich sah, war in die Spielecke hinübergegangen, wo sie und ein anderes kleines Mädchen wortlos Plastikspeisen auf Plastiktellern anrichteten und so taten, als würden sie sie essen. Bei den Worten der Lehrerin sah sie auf, nickte aber nur.
    »Die letzte Zeit war sehr, äh, sehr ereignisreich für sie«, sagte ich. Das Herz hämmerte noch immer in meiner Brust wie der hochgejagte Motor eines Rennwagens vor dem Start. Ich ballte die Fäuste und versuchte, langsamer zu atmen.
    »Ich weiß«, sagte Miss Olds lächelnd. Sie hatte auch die Zeitungen gelesen.
    Ich sah wieder zu meiner Tochter hinüber und beherrschte mich, um nicht durch den Raum zu laufen, sie auf den Arm zu nehmen und an mich zu drücken.
    »Ja, und deswegen liegt mir sehr daran, daß sie sich wohl fühlt.«
    Miss Olds sah mich mitfühlend an. Sie hatte dunkelbraune Augen und einen kleinen Leberfleck über der Oberlippe. »Ich glaube, sie lebt sich hier ein.«

    Elsie, die engumschlungen schliefen. Die Geschichte hatte zwei mögliche Enden, Elsie und Mummy zusammen tot oder Elsie und Mummy, die weiterlebten bis an ihr glückliches Ende. Nein, das war übertrieben. Die lebten. Das genügte. Meine Tagträume wurden vom Läuten des Telefons unterbrochen. Baird war am Apparat.
    »Ich hoffe, Sie haben ein Alibi«, sagte er im Spaß wie vor ihm der Immobilienmakler.
    »Mich kriegen Sie nie, Bulle«, antwortete ich. Er lachte, dann folgte eine Pause. »War das alles?« fragte ich.
    »Wir haben von dem Vorfall gestern gehört.«
    Sie behielten mich also im Auge. Dies war der Moment der Entscheidung, aber ich lauschte dem Plätschern aus dem Bad und wußte, daß ich sie bereits getroffen hatte.
    »Das war ein Mißverständnis, Rupert. Elsie ist im Park weggelaufen. Es war nichts.«
    »Sind Sie sicher, Sam?«
    Wir waren wie zwei Schachspieler, die gegenseitig ihre Verteidigung testen, ehe sie einen Zug akzeptieren, aufgeben und nach Hause gehen.
    »Ja, ich bin sicher, Rupert.«
    Ich konnte die Erleichterung am anderen Ende der Leitung spüren, und er verabschiedete sich herzlich und sagte, wir würden in Verbindung bleiben. Ich wußte, daß dies unser letztes Gespräch sein würde.
    Ich hob Elsie aus der Badewanne, setzte sie im Bademantel aufs Sofa und stellte einen Teller mit Toast und Hefeextrakt auf ihren Schoß.
    »Kann ich ein Video sehen?«
    »Später vielleicht, nach dem Abendessen.«
    »Kannst du mir eine Geschichte vorlesen?«

    »Ja, bald. Ich dachte, wir könnten zuerst ein Spiel machen.«
    »Können wir die Reise nach Jerusalem spielen?«
    »Das ist schwer, wenn wir nur zu zweit sind und einer sich um die Musik kümmern muß. Ich sag dir was, in ein paar Wochen hast du Geburtstag, und wir spielen es dann auf deiner Geburtstagsparty.«
    »Party? Geben wir eine Party. Geben wir wirklich eine Party?«
    Ihr blasses Gesicht strahlte unter den blassen Sommersprossen.
    Mit der Zungenspitze leckte sie sich etwas Hefeextrakt von den Lippen.
    »Paß auf, das gehört zum Spiel, Elsie.

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