Ein sicheres Haus
Gastgeber Gläser in die Küche tragen oder überquellende Aschenbecher leeren, während die verbliebenen Gäste sich vollkommen ungezwungen fühlen und die Musik schmeichelnd und gefühlvoll ist. Der Leistungsdruck ist weg, und man braucht nicht mehr klug zu sein oder zu lächeln, man weiß, der Abend ist zu Ende, und auf einmal möchte man ihn noch ein bißchen in die Länge ziehen. Und Danny kam durch den Raum geschlendert, die Augen auf mich gerichtet. Ich weiß noch, daß ich hoffte, er möge Verstand haben, als könne jemand, der so gut aussah, nicht auch noch Intelligenz besitzen.
Bevor er überhaupt ein Wort mit mir wechselte, wußte ich, daß wir ein Verhältnis haben würden. Er nannte mir seinen Namen und fragte nach meinem; er sagte, er sei ein erfolgloser Schauspieler und ein ziemlich erfolgreicher Zimmermann, und ich entgegnete, daß ich Ärztin bin. Dann sagte er ganz einfach, er würde mich gern wiedersehen, und ich antwortete, das würde ich auch. Und dann, als ich in meine Wohnung zurückkam, nachdem ich den Babysitter bezahlt und meine Schuhe abgestreift und nach der schlafenden Elsie gesehen hatte, hatte ich mir die Nachrichten auf meinem Anrufbeantworter angehört, und da war seine Stimme. Er lud mich für den nächsten Tag zum Abendessen ein. Er mußte mich angerufen haben, kaum daß ich die Party verlassen hatte.
Die Sache ist die, daß Danny keine Spielchen spielt. Er kommt und er geht, und manchmal höre ich tagelang nichts von ihm und weiß nicht einmal, wo er steckt. Aber er war immer aufrichtig zu mir; wir streiten, und dann versöhnen wir uns, wir schreien, und dann entschuldigen wir uns. Er ist nicht hinterhältig. Er würde nicht wegbleiben, um mir eine Lektion zu erteilen. Er würde mich nicht mit Absicht nicht anrufen, nur damit ich auf ihn wartete und litt.
Ich wartete. Tagelang wartete ich darauf, daß Danny mich anrief. Ich hörte meinen Anrufbeantworter jedesmal ab, wenn ich nach Hause kam. Ich achtete darauf, daß Elsie den Hörer nicht von der Gabel stieß. Wenn das Telefon läutete, war ich so nervös wie ein Teenager; ich wartete auf das zweite und dritte Läuten, ehe ich abnahm, aber es war niemals Danny. Abends blieb ich, wenn Finn zu Bett gegangen war, noch lange auf, weil ich dachte, er würde einfach so zur Tür hereinkommen, als sei er niemals fort gewesen. Ich wachte im Dunkeln auf und dachte, er sei da, und mein Körper war angespannt vor Hoffnung. Ich hatte einen leichten Schlaf, wurde bei jedem Geräusch wach – ein Auto auf der fernen Straße, Wind in den Bäumen, die entnervenden Schreie einer Eule im Dunkeln. Ich bekam nie eine Antwort, wenn ich in seiner Wohnung anrief, und er schaltete auch seinen Anrufbeantworter nicht ein. Nach fast einer Woche rief ich seinen besten Freund an, Ronan, und fragte ihn, so beiläufig ich konnte, ob er Danny kürzlich gesehen habe.
»Schon wieder Krach gehabt, Sam?« sagte er fröhlich. Und dann:
»Nein, ich habe Dan nicht gesehen. Ich dachte, er wäre bei dir.«
Ich bedankte mich und wollte schon auflegen, als Ronan hinzufügte:
»Aber weil du gerade von Dan sprichst, ich hab mir in letzter Zeit Sorgen um ihn gemacht. Ist er okay?«
»Wieso? Was meinst du?«
»Es ist bloß, daß er ein bißchen, na ja, ein bißchen mürrisch war. Vergrübelt. Weißt du, was ich meine?«
»Mummy?«
»Ja, mein Schatz?«
»Wann kommt Danny wieder?«
»Ich weiß nicht genau, Elsie. Er hat zu tun. Warum, vermißt du ihn?«
»Er hat versprochen, daß er mit mir in ein Puppentheater geht, und ich will ihm zeigen, daß ich jetzt radschlagen kann.«
»Da wird er aber stolz auf dich sein. Komm her und gib mir einen Kuß, einen dicken Kuß.«
»Au, du tust mir weh, Mummy. Nicht so fest drücken. Ich bin doch noch klein.«
»Sam?«
»Mmm?«
»Kommt Danny bald wieder?«
»Ich weiß nicht. Um Gottes willen, Finn, fang du nicht auch noch von Danny an. Er wird schon kommen, wenn ihm danach ist.«
»Sind Sie okay?«
»Ja, natürlich. Ach, Scheiße, ich mache einen Spaziergang.«
»Möchten Sie, daß ich …«
»Allein.«
»Sam, dein Vater und ich haben überlegt, ob du und Elsie und Danny vielleicht am Sonntag für einen Tag rüberkommen wollt.
Wir dachten, nun ja, wir dachten, es wird Zeit, daß wir uns bemühen, deinen jungen Mann besser kennenzulernen.«
»Mum, das würden wir gern, das ist wirklich nett von euch, ich weiß das zu schätzen – aber können wir das verschieben? Im Augenblick ist dafür keine gute Zeit.«
»Ach
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