Ein sicheres Haus
Hause!« Dann krachte das Boot auf die Felsen, und das Wasser schlug über mir zusammen.
29. KAPITEL
Zuerst nahm ich unklar Bewegung wahr. Ich wußte, daß ich fort gewesen war, irgendwo in zeitloser Dunkelheit. Meine Augenlider flatterten. Ich sah ein Gesicht. Erleichtert sank ich wieder in die Schwärze zurück. Bei späteren Versuchen –
wieviel später, wußte ich nicht – konnte ich das Licht besser aushalten, und die Formen, die sich um mein Bett herum bewegten, wurden deutlicher, aber ich konnte noch immer nichts erkennen. Ich fing an, ihnen imaginäre Gesichter zu geben.
Danny, Finn, mein Vater, Michael. Das war alles zu anstrengend.
Eines Tages schien das Licht grauer und erträglicher. Ich hörte Schritte und spürte einen leichten Stoß an meinem Bett. Ich schlug die Augen auf, und plötzlich sah ich alles klar. Ich war zurück, und Geoff Marsh beugte sich mit fragendem Blick über mich.
»Verdammt«, sagte ich.
»Ja«, sagte er und schaute unbehaglich zur Tür. »Ihre Mutter ist nach unten in die Cafeteria gegangen. Ich habe gesagt, ich würde ein paar Minuten bleiben. Ich bin nur für einen Augenblick aus dem Büro herübergekommen. Vielleicht sollte ich einen Arzt holen. Wie geht es Ihnen, Sam?«
Ich murmelte etwas.
»Wie bitte?«
»Geht schon.«
Geoff zog einen Stuhl heran und setzte sich neben mich.
Plötzlich lächelte er. Lachte fast. Verwirrt verzog ich das Gesicht. Selbst diese kleine Bewegung ließ mich vor Schmerz zusammenzucken.
»Ich dachte an unser letztes Treffen«, sagte er. »Erinnern Sie sich daran?«
Langsam und unter Schmerzen zuckte ich mit den Schultern.
»Sie waren einverstanden, die Sache diskret zu behandeln.
Publicity zu vermeiden.«
Sprechen erschien mir zu anstrengend.
»Wenigstens interessieren die Medien sich jetzt nicht mehr für posttraumatischen Streß«, fuhr Geoff jovial fort. »Bootsunfälle, wunderbare Rettungen. Ich denke, die Station ist jetzt sicher aus dem Rampenlicht heraus.«
Ich nahm alle Kraft zusammen und faßte Geoff am Ärmel.
»Michael.«
»Was?«
»Daley. Wo?« brachte ich hervor. »Wo ist Michael Daley?«
Plötzlich sah Geoff ängstlich und abwehrend aus. Ich packte seinen Ärmel fester.
»Ist er hier? Sie müssen es mir sagen.«
»Sie haben es Ihnen nicht gesagt? Sie waren noch nicht richtig bei Bewußtsein.«
»Was?«
»Ich glaube, Sie sollten mit einem Arzt sprechen.«
» Was? «
Jetzt schrie ich.
»Schon gut, Sam«, zischte Geoff. »Um Gottes willen, machen Sie keine Szene. Ich werde es Ihnen sagen. Daley ist tot. Er ist ertrunken. Sie haben seine Leiche erst gestern gefunden.
Erstaunlich, daß irgend jemand das überlebt hat. Ich weiß nicht, wie Sie an Land gekommen sind. Und dann hat es Stunden gedauert, bis Sie gefunden wurden. Nach dem Schock und der Unterkühlung können Sie von Glück sagen, daß Sie noch leben.« Er versuchte, sich mir zu entziehen. »Könnten Sie mich jetzt loslassen?«
»Baird. Holen Sie mir Baird.«
»Wer ist Baird?«
»Detective. Polizei. Stamford.«
»Ich glaube, ich sollte zuerst einen Arzt holen. Und Ihre Mutter ist seit Tagen hier.«
Ich war fast am Ende meiner Kräfte. Ich versuchte zu schreien, aber ich brachte nur ein flüsterndes Krächzen zustande.
»Baird. Sofort.«
Ich erwachte von einem Gemurmel. Ich öffnete die Augen.
Rupert Baird sprach zu einem Mann mittleren Alters in einem Nadelstreifenanzug. Als er merkte, daß ich wach war, kam der Mann zu mir und setzte sich auf den Bettrand. Er lächelte mich fast verschmitzt an.
»Hallo, ich bin Frank Greenberg. Ich hatte mich gefreut, Sie bei Ihrer Ankunft kennenzulernen. So hatte ich mir das allerdings nicht vorgestellt.«
Ich mußte fast lachen, und dabei merkte ich, daß ich jetzt ein wenig mehr Kraft hatte, beweglicher war.
»Tut mir leid, daß es so dramatisch ausgefallen ist«, sagte ich.
»Treten Sie neue Arbeitsstellen immer so an?«
»Ich wußte ja gar nicht, daß ich sie angetreten habe. «
»O ja, tatsächlich wird Ihre Trauma-Station gleich hier den Gang hinunter sein. Wir werden Sie in ein oder zwei Tagen hinfahren, damit Sie einen Blick darauf werfen können, wenn Sie weiterhin solche Fortschritte machen.«
»Ich glaube, es geht mir besser.«
»Gut. Es überrascht Sie vielleicht zu hören, daß Sie wirklich in einer sehr ernsten Verfassung waren, als Sie gebracht wurden.«
»Welche Symptome?«
»Blutdruck ganz unten. Offensichtliche Anzeichen von peripherer Vasokonstriktion. Es war eine Mixtur aus
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