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Ein sinnlicher Schuft

Ein sinnlicher Schuft

Titel: Ein sinnlicher Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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bestimmt mit ihr. »Wir müssen weiterfahren, und Miss Filby und Evan bleiben im Gasthaus, Mellie. Pru ist zu krank, um mit uns zu kommen. Und jetzt sei ruhig, Schatz. Ganz ruhig.«
    Sie schlang ihre Ärmchen um seinen Hals, drückte Gordy Anne in sein rechtes Ohr und weinte in seinen Rockaufschlag, als sei ihr das Herz gebrochen worden. Ihr unaufhörliches Schluchzen tat ihm in der Seele weh, und er fühlte sich schuldig. Schließlich steckte sie den Daumen in den Mund, drückte ihre Lumpenpuppe an sich und rollte sich auf seinem Schoß zusammen, als hätten die Tränen ihr alle Kraft genommen. Sie kannte die beiden gerade mal einen Tag. Warum ging es ihr so nahe, sie zu verlassen?
    Vermutlich weil sie in ihrem kurzen Leben bereits zu viele Menschen verloren hatte. Ihre Mutter, die Frau, bei der sie in Pflege gegeben wurde, sogar Aidan und Madeleine. Und Colin war sich nicht sicher, ob sie wirklich daran glaubte, dass sie die beiden wiedersehen würde oder auch die Bewohner und das Personal im Brown’s Club. Wie konnte sie auch, das arme kleine Mäuschen? Niemand, der sie verlassen hatte, war bisher je zurückgekehrt.
    Und jetzt sorgte er auch noch dafür, dass sie zwei weitere Personen verlor, die sie zu mögen schien.
    Es war egoistisch von ihm gewesen, jemanden vorübergehend einzustellen, um sich selbst zu entlasten, ohne zu bedenken, was dieses Arrangement für Melody bedeutete. Sie brauchte Sicherheit und Beständigkeit. Colin merkte, dass er letztlich keine Ahnung hatte, was es hieß, Vater zu sein. Nun, er würde es lernen. Er war schließlich nicht dumm. Ein in den Adelstand erhobener Gelehrter, um Himmels willen! Wenn irgendjemand es lernen konnte, dann er.
    Er drückte das erschöpfte Häuflein Elend auf seinem Schoß mit einem Arm an sich und hoffte bloß, dass er schnell genug lernte, bevor er bleibende Schäden anrichtete.
    »Er hat sie verlassen?«
    In ihrem Schlafzimmer auf dem herrschaftlichen Anwesen ihrer Familie drückte sich Melody mit dem Rücken in die Sofakissen und starrte Button mit großen Augen schockiert an. »Hat er kehrtgemacht, um sie zu holen?«
    Button blinzelte lächelnd. »Aber nein. Das hat er nicht getan.«
    »Er hat sie einfach so zurückgelassen?« Sie sprang auf und fing an, vor ihm auf dem Teppich auf und ab zu gehen, wobei sie die Hände rang, bis ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. »Männer! Genau das versuche ich Ihnen die ganze Zeit zu erklären. Wenn du denkst, du hast den einen gefunden, der dich nie im Stich lassen wird– dann steht er auf und geht, etwa aus dem Gasthaus, und wurde nie wieder gesehen.«
    Button schaute sie mitleidig an. »Das denken Sie, nicht wahr? Aber wer erzählt hier eigentlich die Geschichte, Mellie, mein Schatz?«
    Melody blieb stehen und richtete den Blick auf ihn. »Ich habe Sie unterbrochen, nicht wahr?«
    Button zog eine Augenbraue hoch. »Nur ein bisschen, meine Liebe.«
    Sie räusperte sich, reckte das Kinn vor und setzte sich wieder neben ihn. »Entschuldigung. Bitte, erzählen Sie doch weiter.«
    Button neigte den Kopf und lächelte sie liebevoll an. »Das werde ich, wenn Sie sich freundlicherweise daran erinnern wollen, um wessen Geschichte es hier geht. Ich will doch meinen, dass Prudence in der Lage war, in jeder Situation auf sich aufzupassen.«
    »Die arme Pru«, sagte sie seufzend.
    Button lachte glucksend. »Wohl eher der arme Sir Colin, würde ich sagen.«
    Dann streckte er die Arme aus und zog sie an seine Brust, wie er es schon mit der kleinen Melody getan hatte: »Komm her, mein Mäuschen, und hör gut zu.«

Siebtes Kapitel
    C olins Sorgen, dass Melody den ganzen Weg nach Basingstoke weinen würde, erwiesen sich als unbegründet. Sie war nicht der Typ, der sich lange Zeit die Lebensfreude verderben ließ, und schon bald nutzte sie den Einspänner für allerlei Unsinn und vor allem für waghalsige Turnübungen.
    »Guck mal, Onkel Colin!«
    Kopfüber hing sie an ihrem Sitz und strampelte mit ihren kleinen bestiefelten Füßen halb aufgeregt und halb ängstlich in der Luft. Wie schon einige Male zuvor während der letzten Tage musste Colin sie aus der Gefahrenzone und zurück auf ihren Platz ziehen. Bis zur nächsten dummen Idee.
    »Guck mal, Onkel Colin!« Melody lag kichernd auf dem nach oben gebogenen Spritzschutz zu seinen Füßen, gefährlich nahe an den sich drehenden Rädern, und streckte die Arme aus, als wollte sie fliegen.
    Während Colin Hector zügelte, um das Tempo zu verringern, stellte er vorsorglich einen

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