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Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)

Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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ruhig ein.«
    »Und Sie, glauben Sie doch, was Sie wollen«, gab sie verärgert zurück.
    Sie wollte an ihm vorbei und entdeckte plötzlich Mr Tyler, der unschlüssig in der Tür stand. Ausgerechnet jetzt musste er in der Bibliothek auftauchen! Und beobachten, wie sie sich mit Leo Wade unterhielt.
    Um Himmels willen. Hoffentlich hatte er nicht mitbekommen, wie sie sich über den Kuss unterhielten. Sie beäugte ihn misstrauisch, doch er wirkte weder schockiert noch fasziniert. Vielleicht ließ sich die Situation retten. »Guten Morgen, Mr Tyler«, sagte sie fröhlich.
    »Guten Morgen, Miss Leland.« Er schaute Wade an und strich sich dabei mit einer Hand das störrische braune Haar aus der Stirn. »Störe ich?«
    »Überhaupt nicht«, erwiderte sie. »Mr Wade hat sich auf dem Weg zum Wintergarten hierher verirrt.«
    Wade zögerte, dann nickte er. »So ist es. Ich sehe Sie beide dann beim Mittagessen.«
    Er ging, aber sie war sicher, dass er weiter im Flur herumlungerte, um zu lauschen. Egal. Sie breitete ihre Briefe auf dem Tisch aus und wandte sich an Tyler, der unschlüssig herumstand. »Hier ist der ruhigste Ort, um Briefe zu schreiben. Sind Sie gekommen, um ein gutes Buch zu suchen, mit dem man sich an diesem verregneten Tag die Zeit vertreiben kann? Lassen Sie sich von mir nicht stören.«
    Er nickte und wandte sich einem Regal zu, das vom Boden bis zur Decke reichte. Sie tat so, als würde sie schreiben, doch heimlich beobachtete sie ihn. Mehrere Minuten verbrachte er damit, langsam von Regal zu Regal zu gehen.
    »Suchen Sie nach etwas Bestimmtem?«, fragte sie. »Ich habe bereits die ganze Bibliothek durchgesehen – ich halte mich nämlich gerne in Bibliotheken auf. Vielleicht kann ich ja behilflich sein?«
    Er lächelte ein wenig nervös und enthüllte dabei leicht schiefe Zähne. »Lord Bramfield sagte mir, er hätte eine vollständige Sammlung von Büchern mit naturkundlichen Untersuchungen in Hertfordshire«, erklärte er. »Das ist nicht sonderlich interessant, ich weiß, aber …«
    »Für mich klingt das faszinierend.« Sie holte tief Luft und versuchte ihren Eifer zu dämpfen. »Ich bin Künstlerin, wissen Sie, und zeichne alles, was ich finden kann. Vor allem die Natur bietet eine unerschöpfliche Auswahl an Motiven.« Sie lächelte. »Der Besuch der archäologischen Stätte gestern hat Ihnen bestimmt gefallen.«
    Er trat näher an ihren Tisch. »Das hat er – allerdings nicht unbedingt aus dem Grund, den Sie annehmen. Ich habe in der Nähe eine seltene Blume entdeckt und will sie unbedingt untersuchen. Doch die Klassifizierung würde Sie nur langweilen, deshalb behellige ich Sie nicht weiter.«
    »Ein solches Thema langweilt mich nie, Mr Tyler. Betreiben Sie etwa auch Forschungen?«
    Seine Augen wurden ganz groß und leuchteten strahlend blau wie ein Sommerhimmel. »Eine solche Frage hat mir eine junge Dame noch nie gestellt.«
    »Mein Vater ist Professor in Cambridge, Sir. Deshalb sind mir Wissenschaft und Forschung vertraut.« Mehr wollte sie in so einer frühen Phase der Bekanntschaft nicht vom Ausmaß ihres Wissens preisgeben.
    »Das hatte ich gehört, aber es ist mir entfallen«, erklärte er und nahm dort Platz, wo eben noch Leo Wade gesessen hatte. Er schien glücklich, einen ebenbürtigen intellektuellen Gesprächspartner gefunden zu haben, und schaute sie erwartungsvoll an.
    Auch Susanna genoss seine Gegenwart. Sie sprachen über seine Leidenschaft für die Botanik, die Forschungen, die er betrieb, sein Labor. Immer mehr bekam sie das Gefühl, endlich den Mann gefunden zu haben, den sie respektieren und bewundern könnte. Ihr Plan mit der Bibliothek war aufgegangen!
    Währenddessen stand Leo im verlassenen Flur und lauschte. Susannas atemlose, eifrige Antworten auf Tylers Ausführungen amüsierten ihn. Mit ihm sprach sie nie so, aber das war in Ordnung. Bei ihnen beiden ging es um etwas ganz anderes – und zwischen ihnen lief zudem etwas ganz anderes ab, was nichts mit Wissenschaft und Forschung zu tun hatte. Umso besser.
    Und er hoffte, dass sich das noch verstärken würde.
    Allerdings stand für den Abend anderes auf dem Programm. Die unverheirateten Gentlemen wollten ins Dorf zur nächsten Taverne reiten, um sich zu amüsieren. Einschließlich Frauen, denn es hieß, dass es dort einige gab, die sich für solche Gelegenheiten zur Verfügung stellten. Leo war jedoch entschlossen, nicht auf solche Angebote einzugehen – es würde ihn bloß von seinen Plänen bezüglich Susanna ablenken.

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