Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)
schauten.
»Ach herrje, ich muss mich wirklich beherrschen«, murmelte Caroline. »Ich habe gar nicht gewusst, wie amüsant du bist! Oder sollte ich lieber sagen, dass ich immer zu sehr mit Rebecca beschäftigt war, um es zu bemerken? Ich entschuldige mich für mein Versäumnis.«
Susanna sah sie verblüfft an. »Du musst dich nicht bei mir entschuldigen. Ich finde, du warst immer eine wundervolle Freundin für Rebecca, und dafür bin ich dir unglaublich dankbar.«
Caroline lächelte und warf einen Blick über die Schulter zu den anderen. »Dann vergib mir meine Neugier, dir eine noch persönlichere Frage zu stellen. Bist du an Mr Wade interessiert?«
Mit fester Stimme erwiderte Susanna: »Ganz gewiss nicht.«
Die andere wiegte nachdenklich den Kopf. »Es ist nur so, dass mehr oder weniger allen Gästen aufgefallen ist, wie sehr er deiner Gesellschaft den Vorzug gibt.«
»Wird viel geredet?«
»Nur das Übliche. Wir hocken hier viele Tage in einem Haus auf dem Land zusammen. Du weißt, dass sich da schnell Klatsch verbreitet.«
Susanna ließ sich auf das Sofa neben Carolines Sessel sinken. Nach allem was in ihrer Familie passiert war, worüber sich die Gesellschaft das Maul zerrissen hatte – angefangen bei den Skandalen um ihren Großvater, den alten, längst verstorbenen Duke of Madingley, bis hin zu den Eskapaden seines Enkels, des derzeitigen Duke und Bruder Elizabeths –, wollte sie dieser unrühmlichen Liste kein neues Detail hinzufügen. Vor allem wollte sie ihren Eltern, die erst kürzlich Eheprobleme bereinigt und eine drohende Scheidung vermieden hatten, keinen Kummer bereiten. Schließlich hatte sie sich ja auch ihnen zuliebe dazu durchgerungen, eine Heirat für sich nicht mehr grundsätzlich auszuschließen.
»Ich weiß, dass Mr Wade einen, sagen wir, interessanten Ruf hat«, fuhr Caroline fort, »aber ich weiß, dass er auch sehr nett und anteilnehmend sein kann. Deshalb kann ich nicht umhin, ihn zu mögen.«
»Nett? Bei wem denn?«, fragte Susanna und bemühte sich, nicht allzu interessiert zu klingen.
»Na, zumindest gegenüber seiner Schwester.«
Susanna zuckte die Schultern. Sie erinnerte sich an ihre Unterhaltung über Geschwister und wusste, dass er sehr an Georgina hing. Allerdings war mehr von Kinderstreichen die Rede gewesen als von irgendwelchen Situationen, in denen sie seine Hilfe gebraucht hätte.
»Du weißt doch bestimmt noch, wie schrecklich ihre erste Saison war, oder?«
»Wie könnte ich die jemals vergessen? Ich war schließlich dabei, als sie der Länge nach vor Queen Victoria hinfiel.«
Caroline schüttelte sich. »Ich kenne die Geschichte nur aus Erzählungen. Es soll grässlich gewesen sein. Erst eine peinliche Stille und dann boshaftes Getuschel …«
Susanna stieß einen Seufzer aus. »Aber das war ja nicht alles. Hat sie nicht auch den Sohn irgendeines Duke zum Stolpern gebracht? Und ihr ganzes Glas über …«
Wie auf Kommando drehten sich beide zu Mary um, die intensiv ihr Bild betrachtete.
»Ob sie immer noch verärgert ist?«, fragte Susanna im Flüsterton. »Ich glaube, sie hat sich noch monatelang darüber beklagt.«
»Falls sie es tun sollte, überträgt sie ihren Ärger jedenfalls nicht auf den Bruder, so viel steht fest«, kommentierte Caroline anzüglich.
»Und in welcher Hinsicht hat Mr Wade sich nun bei alldem positiv hervorgetan?« Die Neugier ließ Susanna keine Ruhe.
»Soviel ich gehört habe, hat er all jene zur Rede gestellt, die über sie lachten und spotteten. Verwies auf ihre Jugend und schalt die anderen unbarmherzig. Es soll ein beeindruckender Auftritt gewesen sein. So berichtete es mir zumindest mein Bruder.«
Susanna gefiel es, dass er sich in der Öffentlichkeit schützend vor seine Schwester gestellt hatte, statt sie vielleicht liebevoll mit ihrer Tollpatschigkeit aufzuziehen. Dann hätte er sich mit den anderen jungen Männern nicht anlegen müssen, aber genau das tat er. Für seine Schwester. Aus Liebe zu ihr. Ein Pluspunkt für Leo Wade.
Caroline beugte sich vor und senkte die Stimme. »Und was ist mit dir? Niemand scheint es bislang bemerkt zu haben, doch ich gewinne irgendwie den Eindruck, dass du Mr Tyler den Vorzug vor Mr Wade gibst.«
Susanna nickte. »Ja, wir passen, was Interessen und Charakter anbelangt, ziemlich gut zusammen.«
»Ach ja?«, hakte Caroline nach und sah sie durchdringend an.
»Warum bist du so überrascht?«, fragte Susanna und verkrampfte sich. »Seine Liebe für die Botanik und das Landleben
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