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Ein Sommer und ein Tag

Ein Sommer und ein Tag

Titel: Ein Sommer und ein Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Winn Scotch
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dass ich nicht verletzt sein darf, wenn ich einen Schlag in die Magengrube bekomme oder auch noch die andere Wange hinhalten muss, anstatt nachtragend zu sein.
    «Aber sei nicht bis in alle Ewigkeiten sauer auf sie», rät er mir und dreht den Zündschlüssel um. Der Motor antwortet mit einem Brummen.
    «Sagt der Typ mit dem emotionalen Gewicht einer Eintagsfliege.»
    «Sagt der Typ, der sich nie wirklich auf einen anderen Menschen eingelassen hat, weil es anders einfacher ist», erwidert er. «Aber einfacher heißt nicht immer besser.»
    Ich weiß, dass er an seinen alten Studienfreund denkt und daran, dass das Leben früher unkomplizierter war. Nur die endlose Landstraße und Los Angeles vor Augen. Und er denkt bestimmt daran, wie gern er jetzt mit seinem alten Kumpel an irgendeinem Truckstop haltmachen würde, anstatt sich mit den Komplikationen und dem Schmerz herumzuschlagen, die dieses Leben uns aufgetischt hat. Was hat Samantha damals im Krankenhaus zu mir gesagt? Manchmal wünschte ich, wir wären noch mal einundzwanzig. Nur, dass ich mit einundzwanzig auch nicht die war, die ich sein wollte.
    «Ruf deinen Freund doch einfach an. Es ist doch nicht zu spät dazu.»
    «Vielleicht mache ich das. Als es bei mir so richtig losging, habe ich alle aus den Augen verloren», bedauert er, setzt den Blinker und biegt aus der Tiefgarage auf den Broadway ab, Richtung West End und dem Highway nach Süden. «Wo genau wollen wir eigentlich hin?»
    «Nach Süden. Fahr einfach nach Süden.» Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht genau, wo wir hinfahren. Nach Charlottesville. So viel ist mir klar. Den Rest muss ich raten. Mein Handy vibriert in der hinteren Hosentasche, und ich ziehe es mühsam heraus.
    «Jamie!» Ich drücke ihn weg. Der Country-Western-Klingelton, den Peter für mich komponiert hat, bricht augenblicklich ab.
    «Ich werde jetzt sicher nicht ‹hab ich dir doch gleich gesagt› sagen, nur für den Fall, dass du darauf wartest.» Er grinst.
    «Kannst du aber.»
    «Tu ich aber nicht. Du hast deinem Gefühl vertraut, dich darauf verlassen. Du wusstest es nicht. Ein ahnungsloses Schaf, das zur Schlachtbank geführt wird. Er und Paige kennen das Spiel einfach schon länger.»
    «Aber mein Gefühl hat mich betrogen.»
    «Das heißt aber nicht, dass es völlig falsch war.» Er biegt auf den Highway ab und klappt die Sonnenblende herunter. «Er hat dir dabei geholfen, zu kriegen, was du brauchtest. Antworten; ob du sie nun hören wolltest oder nicht.»
    «Mal davon abgesehen, wie er mich manipuliert hat, stimmt es wahrscheinlich.»
    «Also vergiss es», meint er. «Es gibt Wichtigeres. Verschwende deine Energie nicht an ihn, wenn du sie für so viele andere Dinge brauchst.»
    Ich drücke seine Schulter. «Mein persönlicher Guru!»
    «Ich versuche einfach, ein besserer Mensch zu sein, so wie wir es uns geschworen haben.» Er wirft einen Blick über die Schulter und wechselt die Spur. «Und Peter? Hast du was von ihm gehört?»
    Ich atme aus, wünsche mir so sehr, dass es auf dieser Reise nicht um Peter geht, dass sie nichts mit ihm zu tun hat. Wenn ich könnte, würde ich so tun, als gäbe es ihn überhaupt nicht, als hätte ich mich nie mit ihm eingelassen, als hätte ich nie sein Kind in mir getragen, obwohl ich weiß, dass das Verlangen danach unklug ist. Mir wird klar, dass ich ihn am liebsten genauso vergessen würde wie alles andere, das meine Amnesie mir genommen hat. Ich bin mir der Ironie durchaus bewusst und auch der Tatsache, dass Liv sagen würde, der Wunsch, ihn zu vergessen, sei das ganze Problem.
    «Nein, kein Wort», bitte ich leise.
    Wenn Peter heute Abend nach Hause kommt, wird er einen Stapel ausgedruckter E-Mails finden – obwohl ich Samantha versprochen habe, die Finger davonzulassen, bin ich natürlich noch mal an seinem Laptop gewesen. Und dort habe ich sie schließlich auch gefunden, in dem Papierkorb mit seinen gelöschten Dateien. Seine widerlichen, nach Sex stinkenden Liebesschwüre – alle fein säuberlich gestapelt auf dem Esstisch. Sein Schrank wird, wenn er hineinsieht, leer sein – in einem Anfall von, wie Anderson es nannte, «furchterregendem, tornadoartigem Zen» habe ich Samstagabend sämtliche Klamotten von ihm in die Abfallklappe auf dem Flur gestopft –, und er wird eine knappe, handgeschriebene Notiz von mir vorfinden, die die mickrige Summe aus diesem ganzen Debakel zieht: den letzten Jahren unserer Ehe, den letzten Monaten meines Lebens.
Lieber Peter,
es ist vorbei. Ich bin

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