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Ein süßer Sommer

Ein süßer Sommer

Titel: Ein süßer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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plötzlich das Gefühl, dass ich mit ihr reden müsste. Sie weiß gar nicht, wo ich jetzt bin. Sie macht sich bestimmt große Sorgen.» Das kommt davon, wenn man die Tante beschwindelt, nachdem man sich heimlich abgesetzt hat, dachte ich und zeigte auf das Telefon.
    «Ruf sie an.» Candy riss die Augen auf.
    «Bist du verrückt? Mitten in der Nacht? Sie wird denken, es sei etwas Schlimmes passiert, wenn mitten in der Nacht das Telefon klingelt. Sie wird sich erschrecken und aufregen. Ich rufe sie bei Tag an, wenn du einverstanden bist. Sonntags ist es ja auch nicht so teuer, und ich bezahle es dir. Ehrlich, Mike, ich bezahle dir alles.» Unvermittelt begann sie zu stammeln.
    «Ich kann auch zu einer Telefonzelle … das ist vielleicht besser. Du musst mir nur sagen, ob hier eine in der Nähe ist. Ich habe noch keine gesehen. Es macht mir nichts aus … Es ist nur – ich weiß gar nicht, was ich ihr sagen soll.» Und urplötzlich quollen die Augen wieder über. Candy ließ die Decke los und warf sich mit dem Gesicht in das Kissen. Diesmal war das Schluchzen lauter, sie versuchte gar nicht mehr, es zu unterdrücken. Mit weinenden Mädchen hatte ich keine Erfahrung. Ich fühlte mich hilflos, fuchtelte ein wenig mit den Händen, weil ich nicht sicher war, ob ich sie anfassen durfte. Dann setzte ich mich wieder auf die Kante der Couch und strich behutsam über ihre Schulter. Sie ließ mich gewähren, war so außer sich, dass sie es vielleicht gar nicht registrierte. Selbst als ich sie an mich zog, ihren Kopf gegen meine Schulter drückte und ihr weiter über den Rücken streichelte, reagierte sie nicht. Meine Hilflosigkeit legte sich allmählich. Ich begann zu murmeln:
    «Ist ja gut. Du rufst deine Mutter in ein paar Stunden an, sagst ihr, wo du bist und dass es dir gut geht.» Als auch das nicht half, hob ich ihr Gesicht an und küsste sie. Ich schmeckte das Salz, fühlte die Feuchtigkeit in ihrem Gesicht und ihre Wärme. Auf den Wangen war ihre Haut von einem feinen Flaum bedeckt, ich spürte ihn wie Watte unter den Lippen. Ihre Mundwinkel zuckten immer noch, aber das gab sich. Ein paar Sekunden lang erwiderte sie meinen Kuss und wurde ruhig dabei. Doch dann strafften sich die Schultern. Ihr Gesicht wich vor dem meinen zurück. Sie schüttelte den Kopf.
    «Bitte nicht, Mike. Lass das. Ich habe noch nie … Ich meine, wir kennen uns doch eigentlich gar nicht, und ich … Ich will das nicht. Ich mag dich, ich mag dich wirklich gerne. Aber das reicht nicht.» Sie war hinreißend, verhaspelte sich in dem Bemühen, mir zu erklären, dass sie noch nie mit einem Mann geschmust, geschweige denn mehr getan hatte und damit auch warten wollte, bis sie absolut sicher war, den Richtigen gefunden zu haben. Sie verhaspelte sich vor allem deshalb, weil ich es so genau wohl gar nicht erfahren sollte. Gar so schwer tat ich mich nicht mit meiner Erklärung. Aber ich wollte sie ja auch nur davon überzeugen, dass ich ohne jeden Hintergedanken, nur mit dem Bedürfnis, sie zu trösten, neben ihr auf der Couch saß. Dass ich sie im Arm hielt, wie ein großer Bruder die kleine Schwester halten würde. Und das stimmte nicht. Zu dem Zeitpunkt stimmte es nicht mehr. Es kam nicht plötzlich über mich, hatte sich vielleicht im Laufe des Tages so ergeben, zwangsläufig, möchte ich behaupten. Sie war jung und süß. Der Ausdruck gefällt mir nicht, aber ich finde keinen, der es besser trifft. Sie war eben Candy, mein Löffel Honig in der Milch, um vieles lebendiger als jede Frau, die ich vor ihr gekannt hatte. Ich saß noch ein paar Minuten bei ihr. Versicherte bei allem, was mir lieb und teuer war, dass ihre Abwehr mich nicht wütend machte, nicht einmal enttäuschte, auf gar keinen Fall kränkte. Weil ich ja wahrhaftig nicht als Mann neben ihr saß. Und dabei musste ich ein Stückchen zur Seite rutschen, damit sie nicht mit ihrem Ellbogen an die Wahrheit stieß. Mit jeder Beteuerung wurde sie wieder ein bisschen weicher. Der Kopf an meiner Schulter wog schwerer. Der Rücken in meinem Arm verlor die Anspannung. Ich hätte sie stundenlang so halten können, legte sie jedoch lieber zurück, als sie mich in ernsthaftem Ton fragte, ob ich mir vorstellen könne, dass ein unerfahrenes Mädchen wie sie einem älteren Mann alles geben könne, was er brauche. In sexueller Hinsicht versteht sich. Und zwar nicht so, dass der ältere Mann ein kurzes Abenteuer suchte und, nachdem er das gefunden hatte, das Interesse verlor. Nein, so richtig mit Liebe und

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