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Ein süßer Sommer

Ein süßer Sommer

Titel: Ein süßer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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damit versuchen. Ich vertrage nicht viel Alkohol. Wenn du mich richtig abfüllst, kommst du bestimmt leichter ans Ziel.» Ich verstand nicht, was mit ihr los war, hatte ihr doch keine Veranlassung gegeben, so zu denken, nicht den geringsten Annäherungsversuch unternommen. Zurück in meine Wohnung mochte ich sie nicht bringen, solange sie in dieser Stimmung war. Wahrscheinlich hätten wir uns gestritten, vielleicht hätte ich sie sogar rausgeworfen. Also stürzten wir uns ins Nachtleben, machten einen Zug durch die Altstadt, wo wir in einer urgemütlichen Kneipe hängen blieben. Als ich meine Wohnungstür für uns aufschloss, war es Mitternacht vorbei. Candy hatte sich etliche Gläser Kölsch einverleibt, einen tüchtigen Schwips und immer noch miese Laune. Sie war auf Provokation aus.
    «Das ist deine Chance, Mike. Du solltest sie nutzen, eine bessere kommt nicht mehr», meinte sie in der Diele. Im Wohnzimmer riss sie sich das T-Shirt über den Kopf, darunter trug sie einen gut gefüllten Büstenhalter, reckte ihn mir entgegen und forderte:
    «Greif zu.» Ich bugsierte sie in einen Sessel, beim weiteren Ausziehen helfen mochte ich ihr nicht, zog lieber die kleine Couch aus und holte das Bettzeug für sie aus dem Schlafzimmer. Sie kicherte, während ich ihr das Bett zurechtmachte.
    «Feigling.» Als ich zur Tür ging, meinte sie:
    «Meine Mutter wird dir für deine Hemmungen ewig dankbar sein. Geh nur, ich komme schon allein zurecht.» Während ich das Bad ansteuerte, hörte ich sie noch sagen:
    «Die werden sich noch alle wundern, wie gut ich alleine zurechtkomme.» Als ich aus dem Bad zurückkam, saß sie auf der Sesselkante, war dabei, sich aus ihrer Jeans zu schälen, und murmelte dabei trotzig vor sich hin. Was sie von sich gab, verstand ich nicht, dafür sprach sie viel zu leise. Den rechten Fuß im Schoß, riss und zerrte sie an einem Hosenbein, dass ich schon glaubte, sie werde sich die Hüfte verrenken. Mich beachtete sie nicht, war viel zu sehr mit sich selbst und ihrer mir unerklärlichen Wut beschäftigt. Nachdem sie das rechte Bein befreit hatte, stach sie mit dem Finger einen Punkt in die Luft, nickte als Bekräftigung dazu und erklärte in normaler Lautstärke:
    «Keine Angst, Muttileinchen, was ich verspreche, halte ich. Ich schaffe das. Ich weiß genau, was ich tun muss.» Muttileinchen, dachte ich und musste heftig schlucken, weil ich die Jammergestalt im Blümchenkleid vor Augen hatte, Helga. Ich ging ins Bett, kam aber nicht zur Ruhe. Immer wenn ich kurz davor war, einzunicken, schoss mir dieser Ausdruck durch den Kopf. Muttileinchen. Und ich war auf der Stelle wieder hellwach. Die halbe Nacht wälzte ich mich mit Fragen herum. Was hatte Candy ihrer Mutter versprochen? Was wollte sie schaffen? War sie etwa im Auftrag ihrer Mutter in Köln? Ohne Wissen von Dad und Tante Gertrud. Hatte sie deshalb geweint und Mami nicht angerufen, weil sie noch keinen Erfolg vermelden konnte? Warum wusste sie den Namen des Mannes nicht? War Helga damals ein falscher Name genannt worden? Bei einem verheirateten Mann wäre das nicht verwunderlich gewesen. Aber was wollte Helga nach all der Zeit noch von ihrem ehemaligen Liebhaber? Erst gegen Morgen schlief ich ein, draußen dämmerte es schon. Und lange hatte ich noch nicht geschlafen, als mich ein Rascheln wieder aufweckte. Candy hockte hinter der Tür meines Schlafzimmers und war gerade dabei, etwas Rotes aus ihrer Reisetasche in eine Plastiktüte zu stopfen. Als sie bemerkte, dass ich aufgewacht war, richtete sie sich auf, leicht verlegen, dabei jedoch wieder so eifrig und unbekümmert, als hätte ich mir den hässlichen Nachmittag und ihre Wut des vergangenen Abends nur eingebildet.
    «Tut mir Leid, wenn ich dich geweckt habe, Mike. Schlaf noch ein bisschen. Ich fahre jetzt zur Uni. Den Kaffee für dich habe ich warm gestellt.»
    «Ich kann dich doch fahren», bot ich an, obwohl ich noch nicht ganz wach war. Sie schüttelte den Kopf.
    «Das ist lieb von dir, aber du hast schon genug für mich getan. Und ich habe mich gestern nicht fair benommen, oder? Nein, du brauchst es gar nicht sagen. Du hast es gut gemeint, und ich war richtig gemein zu dir, nur weil mal etwas anders war, als ich es mir ausgemalt hatte. Tut mir wirklich Leid, es wird nicht wieder vorkommen. Genieß deinen Urlaub. Schlaf dich richtig aus und vergiss, was ich gesagt habe.» Sie spitzte die Lippen, deutete einen Kuss an und schlich auf Zehenspitzen hinaus. Die Wohnungstür fiel hinter ihr ins

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