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Ein süßer Sommer

Ein süßer Sommer

Titel: Ein süßer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Akzent. Ich hätte zu gerne die Gegensprechanlage auf Frau Gruberts Schreibtisch in Betrieb genommen und nach nebenan gelauscht. Stattdessen verhandelte ich über ein Auto, von dem sie nicht einsehen wollte, dass ich es dringend brauchte. Ich hatte doch Urlaub und einen eigenen Wagen. Dass Candy derzeit meinen Wagen benutzte, mochte ich Frau Grubert nicht anvertrauen. Das hätte weitere Fragen zur Folge gehabt, deren Antworten mir peinlich gewesen wären. Ich redete mich mit einer leeren Autobatterie heraus, so was passierte ja mal, wenn ein Wagen nur selten gefahren wurde. Aber das glaubte Frau Grubert mir auch nicht so unbesehen, weil ich kurz nach der jungen Dame im roten Kostüm hereingestürmt war und mich als Erstes nach ihr erkundigt hatte. Da nahm sie – völlig zu Recht – an, ich wolle nun in einem unauffälligen Fahrzeug die Verfolgung aufnehmen. Ich musste eine Weile mit ihr verhandeln, ehe mir zugestanden wurde, einen älteren, grauen Ford zu benutzen, mit dem ich im Notfall, also bei einer tatsächlichen Verfolgungsjagd, den Kürzeren gezogen hätte. Ich überlegte kurz, zu warten und ein paar Takte mit Hamacher zu reden, wenn Candy sein Büro wieder verlassen hatte. Aber da hätte ich selbst eine Menge erklären müssen und nicht gewusst, wie ich ihm die Sache begreiflich machen sollte.
    «Ich habe das Mädchen am Freitag im Zug kennen gelernt und mit nach Hause genommen, weil ich mich plötzlich für sie verantwortlich fühlte und nicht wollte, dass sie sich in Schwierigkeiten brachte.» Das hätte Hamacher mir natürlich auf Anhieb geglaubt. So etwas passierte einem Mann, den man als Einzelgänger und im Privatleben auf Ruhe und Überschaubarkeit bedacht kannte, im Durchschnitt ja dreimal die Woche. Hamacher lief mir nicht weg. Und das Bedürfnis, ich sollte kurz auf der Straße nachsehen, ob Candy einen Parkplatz für mein teures Stück gefunden und es unbeschadet darauf untergebracht hatte, wog entschieden schwerer. Danach wollte ich mich an ihre Fersen heften. Mit dem Schnellhefter in der Hand lief ich die Treppen wieder hinunter und konnte mich zwanzig Minuten später davon überzeugen, dass Candy überaus diszipliniert am Straßenverkehr teilnahm. Eine gute Viertelstunde blieb ich hinter ihr. In welcher Verfassung sie war, konnte ich nicht feststellen, so dicht fuhr ich nicht auf, um nicht bemerkt zu werden. Als sie mein Coupé im Parkhaus der Ladenstadt abstellte und zu einem Einkaufsbummel aufbrach, fuhr ich erst einmal heim in der Absicht, ihr Gepäck etwas gründlicher zu durchsuchen und mir das ledergebundene Büchlein vorzunehmen. Vielleicht fand sich darin oder auf den eingelegten Seiten ein Hinweis auf die Dringlichkeit ihrer Suchaktion. Hinzu kam, dass ich mir bereits lebhaft unsere Unterhaltung beim Abendessen vorstellen konnte. Es gab zwei Möglichkeiten, entweder packte Candy ihre Sachen und suchte sich endlich die preiswerte Pension oder – nach der versöhnlichen Begrüßung am Morgen hielt ich das für wahrscheinlicher – sie versuchte, eine Aufenthaltsverlängerung, vielleicht sogar einen Kredit bei mir zu erschwindeln. Die Dienste der Agentur waren nicht eben billig und würden ihre Reisekasse rasch aufzehren. Zweitausend pro Tag plus Spesen war der übliche Satz, wobei es dann keine Rolle spielte, ob Hamacher einen, zwei oder gar drei Mitarbeiter im Außendienst einsetzen musste. Einen Preisnachlass, besser gesagt einen zeitunabhängigen Festpreis gab es nur in besonderen Ausnahme- oder Notfällen. Wenn eine verzweifelte Mutter ihre in den Sudan verschleppten Kinder zurückhaben wollte und es sich nicht leisten konnte, dafür ein Vermögen hinzublättern. Beim nächsten Auftraggeber aus Industrie, Handel, Banken oder Assekuranz wurde der Verlust dann dezent aufgeschlagen. Bei Candys siebentausend war es eine simple Rechnung, drei Tage könnte sie sich leisten. Halbe Tage rechnete Hamacher nicht ab. Und da Candy dem Anschein nach nicht mehr hatte als zwei Adressen, bei denen sie sich bereits selbst vergebens bemüht hatte, konnten die Recherchen schon ein Weilchen dauern. Dass Hamacher ihren Auftrag ablehnen könnte, kalkulierte ich nicht ein. Ich ging sogar davon aus, dass ich es übernehmen müsste, weil sonst niemand zur Verfügung stand. Philipp Assmann und Uli Hoger hatten garantiert inzwischen etwas anderes zu tun. Und von Hartmut Bender mit seinem zu früh geborenen Töchterchen würde Hamacher nicht ohne Not verlangen, den gerade erst bewilligten Urlaub wieder

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