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Ein süßer Sommer

Ein süßer Sommer

Titel: Ein süßer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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nicht gerne an früher erinnert. Dann wäre es ein Fehler, ihm zu zeigen, dass mehrere Leute Bescheid wissen. Das muss ich alleine machen, Mike, unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Das verstehst du doch. Ich weiß schon, was ich ihm sagen muss.»
    «Du wärst Helgas Nichte und sie hätte sich in Afrika ein gefährliches Virus eingefangen?» Mit diesem Hinweis war ihr klar, dass ich doch mit Frau Scherer gesprochen hatte, erwähnt hatte ich das gestern nicht. Sie lachte verlegen.
    «Wie hätte ich mich der alten Frau denn sonst vorstellen sollen? Denk doch mal nach, Mike. Ich wusste ja nicht, ob sie eingeweiht war damals. Wenn sie etwas gewusst hätte, welchen Eindruck hätte das denn gemacht? Meine Mutter packt hier ihre Koffer, steigt in den Flieger und in Philadelphia gleich mit meinem Vater ins Bett.» Da hätte Frau Scherer genau den richtigen Eindruck bekommen, dachte ich und fragte:
    «Warum war deine Mutter im Sommer eigentlich nochmal hier?» Eine dämliche Frage. Um Gerswein zu treffen, der erst abends Zeit für sie hatte. Ich hätte darauf mein neuwertiges Mercedes Coupé verwettet, es war doch auch nahe liegend. Erika Jungblut hatte zwar gesagt, sie habe Druck gemacht, weil der schöne Holger nichts mehr von sich hören ließ. Aber Hamacher hatte einmal von Ärger mit einer ehemaligen Gespielin gesprochen. Und wenn die Frau Studienrätin keine Affäre mit ihm gehabt hatte, hatte er vielleicht mächtigen Ärger mit seiner Verlobten bekommen, weil Helga sich in Erinnerung gebracht hatte. Candy zuckte harmlos mit den Achseln.
    «Ich wusste gar nicht, dass sie nochmal in Köln war. Wir haben damals die Großmutter in Hamburg besucht. Davon hat Mami mir einmal erzählt, weil ich mich nicht daran erinnern konnte. Ich war ja erst ein paar Monate alt. Und meine Großmutter war zu gebrechlich für einen langen Flug. Sie war auch bei der Hochzeit nicht dabei. Aber sie wollte mich gerne einmal sehen.» Ob sie gerade mich oder Helga damals Frau Scherer mit dem Tod ihrer Mutter belogen hatte – wie hätte ich das herausfinden sollen? Höchstens mit dem Fotoalbum, der Aufnahme vom Grabstein und einer starken Lupe. Candy wechselte das Thema, war in Gedanken bereits beim ersten Treffen mit Gerswein und der obligatorischen Frage: Was ziehe ich an? In Jeans oder gar Shorts und T-Shirt wollte sie ihm nicht gegenübertreten. Das rote Kostüm sei vielleicht auch nicht das Richtige. Der Rock sei wirklich ein bisschen kurz, meinte sie. Aber nun stand ihr, dank meiner Hilfe, genug Geld zur Verfügung, um sich passend einzukleiden. Vielleicht etwas Elegantes, schlicht, aber nobel? Oder lieber etwas Sportliches?
    «Was meinst du, Mike?» Ich meinte gar nichts. Mir gefiel sie in dem verwaschenen, alten Nachthemd am besten. Zu Mittag fuhren wir noch einmal in die Stadt und aßen in einem argentinischen Steakhaus, um meinen letzten Urlaubstag gebührend zu begehen – und Abschied zu feiern, aus ihrer Sicht. Sie hatte nicht vergessen, dass ich gesagt hatte, sie könne bis Mittwoch bleiben. Eine Verlängerung ihres Aufenthalts bei mir hatte ich ihr noch nicht angeboten. Aber das sei nun auch kein Problem mehr, meinte sie, jetzt könne sie sich sogar ein komfortables Hotelzimmer leisten.
    «Du brauchst kein Hotelzimmer», sagte ich.
    «Aber du musst doch morgen wieder arbeiten, Mike.»
    «Das macht nichts», sagte ich.
    «Oder willst du meine Abwesenheit nutzen, um die Möbel zu verkaufen?» Mein Auto nahm ich mit, irgendwie musste ich ja zur Agentur kommen. Auf dem firmeneigenen Parkplatz stand es dann sicher. Sie lächelte unsicher.
    «Natürlich nicht, Mike. Wenn es dich nicht stört. Es wäre toll, wenn ich noch ein paar Tage bleiben könnte. Wenigstens so lange, bis du seine Adresse hast.» Danach erst recht, dachte ich. Nach dem Essen schlug ich einen Einkaufsbummel vor, um etwas Schlichtes oder Sportliches für sie auszusuchen. Aber sie wollte lieber zum Rhein, noch einmal ins Cranachwäldchen zum Stromkilometer . Diesmal dachte ich nicht an die Tote, die vor ewigen Zeiten hinter den Stein geschleppt worden war. Candy erzählte auch keinen esoterischen Quatsch von Gefühlen, die an einem Ort zurückblieben. Sie legte einen Arm um meine Taille. Um sie zu küssen, musste ich mich hinunterbeugen. Sie stellte sich auf Zehenspitzen, schlang beide Hände um meinen Nacken.
    «Armer Mike», flüsterte sie.
    «Du hast dich richtig in mich verliebt. Aber ich habe mich auch in dich verliebt, ehrlich. Ich sage das nicht bloß, weil du so

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