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Ein süßer Sommer

Ein süßer Sommer

Titel: Ein süßer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Leute zusammenlebten, sollten sie sich die Kosten teilen. Zusammenlebten! Wie sie das sagte. Und irgendwann auch miteinander schlafen. Irgendwann, Mike, ganz bestimmt, du musst mir nur ein bisschen Zeit lassen. So lange kennen wir uns doch noch nicht. Ich bin zwar schon in dich verliebt, aber ich brauche große Gefühle. Das sprach sie nicht aus, aber ich meinte, es von ihrer Stirn ablesen zu können. Um halb acht brachte sie mich zur Wohnungstür. Der prall gefüllte Leitz-Ordner und der Schnellhefter, den die Seniorchefin der Firma Mader am Montag noch zur Agentur gebracht hatte, blieben in meinem Kleiderschrank zurück. Ich bekam einen Kuss, einen schönen Tag gewünscht und eine hoffnungsvolle Miene mit auf den Weg.
    «Meinst du, du könntest heute schon bei einem Finanzamt anrufen, Mike?»
    «Mal sehen», sagte ich. Zeit für längere Telefonate hätte ich bei dem Einsatz kaum, dachte ich. Aber ich wollte auch nur kurz meine Mutter anrufen, damit sie nicht in meiner Wohnung erschien und sich über meinen Logiergast wunderte. Zuerst fuhr ich zur Agentur, um das Auto zu tauschen und meiner Mutter Bescheid zu sagen, ich hätte meinen Kurzurlaub für einen gründlichen Hausputz genutzt, sogar meine Hemden gewaschen, es gäbe für sie in den nächsten Tagen überhaupt nichts zu tun. Außerdem wollte ich wissen, ob sich bezüglich meines Einsatzes noch etwas Neues ergeben hatte, was ich beachten müsste. Hamacher war noch nicht da oder schon unterwegs. Bei ihm wusste man das nie so genau. Frau Grubert wusste nichts Neues. Sie saß zusammen mit Tamara bei einem Kaffee im Chefbüro, da war es gemütlicher. Beide Frauen debattierten die Gewichtszunahme von Hartmut Benders zu früh geborenem Töchterchen. Ganze dreihundert Gramm in einer Woche, wirklich erstaunlich, meinte Frau Grubert, die von kleinen Kindern so viel Ahnung hatte wie ich vom Inhalt des Schnellhefters, den sie mir am Montag in die Hände gedrückt hatte: Abgesehen von dem flüchtigen Blick bei der Übergabe, hatte ich nicht mehr hineingeschaut. Ich erwartete, darauf angesprochen oder an Frau – Schmitt und die diesbezüglich noch ausstehende Unterredung mit dem Chef erinnert zu werden, bekam aber nur hastig Schlüssel und Papiere für ein unauffälliges Fahrzeug ausgehändigt. Gleich anschließend schien Frau Grubert zu vergessen, dass ich überhaupt existierte.
    «Unser» Frühchen war entschieden interessanter. Ich hätte wohl rasch und unbemerkt Tamaras Computer nach Gersweins Adresse absuchen können. Aber zum einen bestand die Gefahr, dass Tamara sich noch ein Zigarettchen zum Kaffee genehmigte, ihre Zigaretten lagen in ihrem Schreibtisch. Zum anderen – ich hatte es nicht eilig. Wieso auch? Je mehr Zeit ich mir ließe, umso länger bliebe Candy bei mir – dachte ich frühmorgens. Ich verließ die Agentur wieder und fuhr zu meinem Einsatzort, um Buchhalter zu spielen und die Person zu entlarven, die für die manipulierten Bestellungen und dadurch entstandenen Schäden verantwortlich war. Als ich eintraf, war der Geschäftsführer, Herr Grippekoven, auch gerade erst gekommen und wegen irgendwelcher Probleme bereits derart in Hektik, dass er kaum Zeit für eine Begrüßung fand. Er sagte nur:
    «Gut, dass Sie da sind, Sie wissen ja, was Sie zu tun haben.» Ich dachte, ich hätte es gewusst. Doch kaum war Herr Grippekoven verschwunden, tauchte die Seniorchefin auf – Frau Mader mit dem Sprung in der Schüssel und der festen Überzeugung, sie habe den Übeltäter längst ausfindig gemacht. Dass Frau Mader die Siebzig weit überschritten hatte, war nicht zu übersehen. Vermutlich näherte sie sich bereits dem nächsten runden Geburtstag. Beim Anblick ihres faltigen Gesichts musste ich unwillkürlich denken, sie habe sogar mehrere Sprünge. Schlichter Haarknoten, schlichter Rock, züchtig in Wadenlänge, schlichte, hochgeschlossene Bluse mit kleinem Stehkragen. Ein antiquierter Typ, den man sich mit Tintenfass und Gänsekiel, aber nicht an einem Computer vorstellen konnte. Sie führte mich zu einem Büro, das sie eigens für mich hatte herrichten lassen, wie sie mir auf dem Korridor erklärte. Ich erfuhr auch noch, dass nicht die Zeit gewesen war, meine neue Aufgabe mit Herrn Grippekoven zu besprechen. Aber der glaubte ja sowieso nicht, dass der Computer eigenmächtig Zahlen veränderte. Da hatten Herr Grippekoven und ich etwas gemeinsam. Wir hatten das Büro erreicht, es war spartanisch ausgestattet mit Schreibtisch, Stuhl, Telefon und Computer. Frau

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