Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein süßer Traum (German Edition)

Ein süßer Traum (German Edition)

Titel: Ein süßer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lessing
Vom Netzwerk:
sagte sie, also schlugen sie sie, bis sie ihnen nachsprach: »Es lebe Genosse Matthew.« Als Mr. Phiri kam, um die beiden Farmen in Besitz zu nehmen, war der Garten des Hauses schwarz und verdreckt, und der Hausbrunnen war voller Müll.
    Über diese Straße war Sylvia acht Jahre zuvor mit Schwester Molly gefahren, benommen und geblendet von den Merkwürdigkeiten des Busches, von der fremden Großartigkeit, und Schwester Molly hatte sie vor der Unnachgiebigkeit der männlichen Welt gewarnt: »Dieser Kevin, der hat noch nicht kapiert, dass die Welt sich um ihn herum verändert hat.«
    An dieser Straße, nicht weit von dort, gab es in einem hügeligen Gelände voller Höhlen und Felsspalten und Affenbrotbäumen eine Stelle, zu der die Geistheiler (
n’gangas
, Medizinmänner, Schamanen) den Genossen Führer in bestimmten Abständen zitierten, um nächtliche Sitzungen abzuhalten. Männer (und manchmal auch eine Frau), die sonst vielleicht in einer Küche oder einer Fabrik arbeiteten, bemalten sich und tanzten sich in Tierhäuten und Affenhaar in Trance und teilten ihm mit, dass er die Weißen töten oder hinauswerfen müsse oder er werde das Missfallen der Ahnen auf sich ziehen. Er katzbuckelte, er weinte, er versprach, sich zu bessern – und wurde dann zurück in die Stadt gefahren, wo er wieder in seinem Festungshaus residierte und seine nächste Reise zu einem Treffen mit den politischen Führern der Welt oder zu einer Konferenz der Weltbank plante.
    Der Bus kam. Er war alt, er klapperte und rüttelte und stieß schwarze, fettige Rauchwolken aus, die meilenweit hinter ihm herzogen und die Straße markierten. Er war voll, aber trotzdem tat sich Platz für Sylvia und ihre beiden – was waren sie, Bedienstete? – auf, und die Leute im Bus, die dazu neigten, eine weiße Frau, die mit ihnen reiste, kritisch zu betrachten – sie war die einzige Weiße dort –, sahen, dass sie die Arme um die Jungen legte, die sich an sie drückten wie Kinder. Sie waren trübsinnig und versuchten, nicht zu weinen, hatten Angst vor dem, was ihnen bevorstand. Sylvia war geradezu in Panik. Was machte sie da? Was wäre ihr sonst übrig geblieben? Während der Bus ratterte, fragte sie leise: »Was hättet ihr getan, wenn ich nicht zurückgekommen wäre?« Und Clever sagte: »Ich weiß es nicht. Wir können nirgendwohin.« Zebedee sagte: »Danke, dass Sie gekommen sind und uns geholt haben. Wir hatten so sehr Angst, dass Sie unseretwegen nicht zurückkommen würden.«
    Von der Bushaltestelle gingen sie zu Fuß zu dem alten Hotel, das durch das Butler’s so vollkommen verdrängt worden war, und sie nahm ein Zimmer für sie drei und erwartete Kommentare, aber es kamen keine: In den Hotels von Simlia hatte ein Zimmer manchmal ein halbes Dutzend Betten, damit eine ganze Familie dort unterkam.
    Sie führte sie zum Aufzug und wusste, dass sie noch nie einen gesehen und wahrscheinlich auch nichts davon gehört hatten, erklärte, wie er funktionierte, ging mit ihnen einen Gang entlang, auf dem eine staubige Sonne Muster zeichnete, und zeigte ihnen im Zimmer das Bad, die Toilette: wie man die Hähne und den Hebel des Spülkastens drehte, Fenster öffnete und schloss. Dann nahm sie sie mit in das Restaurant und bestellte
sadza
für sie, wobei sie ihnen sagte, dass sie nicht mit den Fingern essen dürften, und anschließend einen Pudding, und mit der Hilfe eines freundlichen Kellners kamen sie auch zurecht.
    Dann war es zwei Uhr, und sie brachte sie wieder nach oben, rief den Flughafen an und buchte Plätze für den folgenden Abend. Sie sagte, sie werde Pässe für sie besorgen, erklärte, was Pässe waren, und sagte, sie könnten schlafen, wenn sie wollten. Aber sie waren zu aufgeregt und hüpften auf den Betten herum, als sie ging, und stießen Schreie aus, vielleicht vor Freude, vielleicht als Klage.
    Sie ging zum Regierungsgebäude, und als sie auf der Treppe stand und sich fragte, was sie als Nächstes tun sollte, stieg Franklin aus seinem Mercedes. Sie packte ihn am Arm und sagte: »Ich gehe mit dir hinein, und sag jetzt bloß nicht, dass du eine Sitzung hast.« Er versuchte, sie abzuschütteln, und wollte gerade um Hilfe rufen, als er sah, dass es Sylvia war. Er war so erstaunt, dass er stillhielt und keinen Widerstand leistete, also ließ sie ihn los. Als er sie vor Wochen gesehen hatte, war sie eine Hochstaplerin gewesen, die sich Sylvia nannte, aber hier war die, an die er sich erinnerte, ein zierliches Geschöpf, das weiß zu

Weitere Kostenlose Bücher