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Ein süßer Traum (German Edition)

Ein süßer Traum (German Edition)

Titel: Ein süßer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lessing
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missmutig: Ständig lag sie den anderen damit in den Ohren, dass sie ihren Namen hasste und Marilyn genannt werden wollte.
    »Ich kenne sie wirklich nur als Tilly.« Johnny setzte eine skurrile Miene auf und sah plötzlich aus wie Andrew. »Und wo ist Colin?«
    »Macht Hausaufgaben.« Wer’s glaubt, wird selig, dachte Frances.
    Johnny zappelte herum. Seine Söhne waren sein Lieblingspublikum, und er wusste nicht, wie kritisch dieses Publikum war.
    »Kann man einfach so nach Kuba fahren, als Tourist?«, fragte James, der offensichtlich etwas gegen banale Touristen hatte.
    »Er fährt nicht als Tourist«, sagte Genosse Mo. Weil er sich am Tisch fehl am Platze fühlte, während sein Waffenbruder vor ihnen stand, erhob er sich auch und gesellte sich zu Johnny. »Fidel hat ihn eingeladen.«
    Das war Frances allerdings neu.
    »Und dich hat er auch eingeladen«, sagte Genosse Mo.
    Johnny war sichtlich verärgert.
    »Ein Freund von Fidel ist wegen der Unabhängigkeitsfeiern in Kenia, und er hat mir erzählt, dass Fidel Johnny und Johnnys Frau einladen will.«
    »Er meint sicher Phyllida«, sagte Frances.
    »Nein, dich. Er sagte: Genosse Johnny und Genossin Frances.«
    Johnny war jetzt richtig wütend. »Genosse Fidel hat eindeutig nicht vor Augen, wie egal es Frances ist, was auf der Welt vorgeht.«
    »Nein«, fuhr Genosse Mo unbeirrt fort, dem offenbar nicht auffiel, dass Johnny dicht neben ihm gleich explodieren würde. »Er sagte, er hat gehört, dass sie eine berühmte Schauspielerin ist, und er würde sich freuen, wenn sie in Havanna eine Theatergruppe gründet. Und da schließe ich unsere Einladung gleich an. Du könntest doch in Nairobi ein Revolutionstheater gründen.«
    »Oh Frances«, hauchte Sophie und rang die Hände, ihr Blick schmolz vor Freude, »wie wunderbar, wie absolut
wunderbar

    »Ratschläge bei familiären Problemen liegen offenbar mehr auf Frances’ Linie«, sagte Johnny, und um diesem Unsinn entschieden ein Ende zu setzen, hob er die Stimme und wandte sich an die Jüngeren: »Ihr seid eine glückliche Generation. Ihr werdet eine neue Welt errichten, ihr jungen Genossen. Ihr habt die Fähigkeit, all die alten Heucheleien zu durchschauen, die Lügen, die Illusionen – ihr könnt die Vergangenheit umstürzen, zerstören, neu aufbauen … dieses Land hat zwei Hauptaspekte. Einerseits ist es reich und hat eine solide und erprobte Infrastruktur, während es andererseits überall eine altmodische und verdummende Geisteshaltung gibt. Das wird das Problem sein. Euer Problem. Ich kann das Großbritannien der Zukunft sehen, frei, reich. Armut gibt es nicht mehr, Ungerechtigkeit ist nur noch Erinnerung …«
    Er redete einige Zeit so weiter und wiederholte die Ermahnungen, die wie Versprechen klangen.
Ihr
werdet die Welt verändern … auf den Schultern
eurer
Generation wird die Verantwortung lasten … die Zukunft liegt in
euren
Händen …
ihr
werdet erleben, dass die Welt ein besserer Ort ist, ein herrlicher Ort, und ihr werdet wissen, dass es
eure
Anstrengung war … wie wunderbar, jetzt in
eurem
Alter zu sein, denn alles liegt in
eurer
Hand …
    Junge Gesichter, junge Augen glänzten, beteten ihn an. Johnny war in seinem Element und sog die Bewunderung auf. Er stand da wie Lenin, eine Hand wies voraus in die Zukunft, während die andere geballt auf seinem Herzen lag.
    »Er ist ein großer Mann«, fasste er mit weicher, ehrfürchtiger Stimme zusammen und starrte sie streng an. »Fidel ist ein wahrhaft großer Mann. Er weist uns allen den Weg in die Zukunft.«
    Ein Gesicht ließ eine für Johnnys Begriffe falsche Haltung erkennen: James, der Johnny so sehr bewunderte, wie Johnny es sich nur wünschen konnte, war besessen von dem Wunsch, Anweisungen zu bekommen.
    »Aber, Genosse Johnny …«, sagte er und hob die Hand wie in der Schule.
    »Und jetzt gute Nacht«, sagte Johnny. »Ich habe eine Versammlung. Und der Genosse Mo auch.«
    Er nickte, ohne zu lächeln, als Genosse. Und schloss Frances aus, der er einen kalten Blick zuwarf. Er ging hinaus, gefolgt von Genosse Mo, der zu Frances sagte: »Danke, Genossin. Du hast mir das Leben gerettet. Ich hatte wirklich Hunger. Und jetzt habe ich offenbar eine Versammlung.«
    Sie saßen schweigend da und hörten, wie Johnnys Käfer ansprang und davonfuhr.
    »Vielleicht könnt ihr den Abwasch machen«, sagte Frances. »Ich muss arbeiten. Gute Nacht.«
    Sie wartete noch, um zu sehen, wer diese Einladung annehmen würde. Geoffrey natürlich, der gute kleine

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