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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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vermute ich, daß sie keinen Augenblick davon genossen hatten, sich nicht einmal gestatteten, daran zu denken, weil sie davon ausgingen, daß eine generelle Genußunfähigkeit überall auf dieser Welt ihre intensivste Erfahrung im Leben sein würde.
    Manchmal meine ich, Schluchzen aus dem Haus der Hambles zu hören. Vielleicht erinnern sie sich an den lange zurückliegenden Tod eines kleinen Haustiers oder eines Kindes. Sie gehören zu den Menschen, die in ihrem Leben einen tiefen Schmerz haben, den sie nicht überwinden können, und die ihren Kummer in Gestalt einer unbestimmten Herzensgüte nach außen kehren. Die beiden sind alt, korpulent und grau, und sie zogen in unsere Straße, um hier ihren Lebensabend zu verbringen. Ich kann mir vorstellen, daß sie all ihre Ersparnisse in das Haus gesteckt haben, jetzt von einer immer kleiner werdenden Pension leben und sich permanent den Kopf zerbrechen, wie sie über die Runden kommen sollen. Sie gehören zu den Menschen, die sich still in eine Ecke zurückziehen, um zu sterben. Ich sehe es richtig vor mir, wie sie nebeneinanderliegen, Hand in Hand, auf dem Küchenboden vor dem Gasherd, nachdem sie es sich zuvor mit Kissen bequem gemacht haben. Ihr letztes Gespräch würde sich wohl darum drehen, was sie vor langer Zeit verloren oder was sie nie erlebt hatten,
aber sie würden an ein Wiedersehen glauben, an eine Begegnung ihrer Seelen auf grünen, sonnigen Weiden im Schatten riesiger Eichen und Zedern. Sie gehören zu den Menschen, denen man nicht helfen kann, weil sie sich dann nur darüber aufregen, daß sie nichts als Gegenleistung anzubieten haben, und weil man ihnen das, was sie wirklich brauchen — anonymes Geld –, nicht in ausreichender Menge geben kann, ganz davon abgesehen, daß es sie verstören würde, nicht zu wissen, woher es kam. Nebenher jedoch pflegen sie einen makellosen Garten, in dem das Gemüse gleichmäßig und in so ordentlichen Reihen wächst wie die Blumen. Manchmal sehe ich Webb in ihrem Garten stehen und hierhin und dorthin deuten und Fragen stellen, aber ich glaube nicht, daß sie sie beantworten. Sie vermuten, daß er bereits zu viel erraten hat. Er borgt sich Gartengerät von ihnen, und zweimal habe ich ihn schon mit einem Samenpäckchen davongehen sehen. Ich bin mir sicher, er borgt sich die Sachen nur aus, damit er wieder hingehen und sie ihnen zurückgeben kann. Am liebsten würde ich ihm vorschlagen, unsere Häuser zu tauschen, weil die Hambles seiner Neugier offensichtlich mehr bieten als wir.
     
    Meine Frau würde glauben, ich mache einen Witz. Sie lacht nie über meine Witze. Sie »lächelt« über ungefähr die Hälfte, über die offensichtlichen, aber weil ich meine Witze selber kaum noch lustig finde, sobald ich sie gemacht habe, kann ich an keinem Grinsen oder Zwinkern erkennen, ob ich die andere Hälfte nun gemacht habe oder nicht. Als ich sie fragte, ob sie mich heiraten will, und sie ja sagte, war ich so überrascht, daß ich sie fragte, wieso. Ich hatte ihr zu der Zeit schon mehrmals den Großteil ihrer Kleidung ausgezogen (oder besser »wir hatten« und »uns«, nur um dem Eindruck entgegenzuarbeiten, ich hätte im Lauf der Jahre die Initiative verloren), und unser Keuchen und Ächzen und verzweifeltes Stöhnen hatte keine grundlegende oder körperliche Disharmonie erkennen lassen, auch wenn es für alle Ohren außer für die unseren disharmonisch klang, so daß ich kaum noch einen Zweifel an unserer baldigen und endgültigen Vereinigung hatte. (Heutzutage würde Webb kaum noch etwas hören, außer er hätte sein
Ohr direkt unter unserer Matratze.) Sie hatte also einen Grund, bei dem ich mir ziemlich sicher sein konnte. Doch was sie antwortete, war: »Du bist ein liebenswürdiger Mensch. Du hast einen trockenen Humor.«
    Nicht einmal der liebenswürdigste aller Männer sollte, wenn er, erhitzt und keuchend, sich unter Riemen und Elastikbändern vorwärts tastet und weiche Oberflächen mit forschenden Lippen befeuchtet und durch die Nase eine ganze Reihe von Gerüchen einatmen muß, die er bei weitem nicht alle den eigenen vorzieht, kein Mann also sollte in einer solchen Situation erleben müssen, daß sein Humor in den Vordergrund gerückt wird. »Irgendwas muß ja trocken bleiben«, erwiderte oder murmelte ich, das Ohr inzwischen in der Gegend ihres Nabels, und dann noch: »Bald stecke ich fast bis zur Taille drin.« Es kam keine Reaktion, nicht das Vibrieren eines Lachens in ihrem Bauch — doch sie konnte mich auch

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