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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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Sprache hatte ich von beiden noch nie gehört. Ihr wahres Wesen brach durch. Meine Frau hatte versagt. Vielleicht sollten sie auf eine Schule gehen, wo Obszönitäten völlig unbekannt waren.
    »Aber sie hat doch angefangen!« rief Adrian.
    Ich dachte, er würde gleich in Tränen ausbrechen, aber er tat es nicht, Gott sei Dank, sondern wandte sich wieder den Kartoffeln zu.
    So in etwa ging es weiter, bis wir nach dem Essen den Tisch abgeräumt und es uns alle vor dem Fernseher gemütlich gemacht hatten. Genau so mochte ich das, die Füße auf dem Tisch, ein Bier neben mir, völlig gedankenlos. Mein Sohn schien sich wieder gefaßt zu haben, und ich hatte den Versuch aufgegeben, mir vorzustellen, was in seinem Kopf, in Webbs Kopf vorging. Ich merkte, daß ich immer weniger an das dachte, was meinem Sohn angetan worden war, und immer mehr an meine Tochter in Hinsicht darauf, zu welchen Verrücktheiten (Verrücktheiten, wohlgemerkt, nicht Gemeinheiten) ich wohl fähig wäre, wenn ich weniger zu verlieren hätte, keine Kinder, aber eine Frau wie Mrs. Webb, und wieder beschlich mich dieses vertraute Unbehagen, nur sehr viel stärker. Das soll heißen, ich betrachtete meine Tochter als Stellvertreterin für viele ihres Alters und ihres Geschlechts und ihres unbestreitbaren Liebreizes an Gliedern und Gesicht. Die Schönheit der Blüte in der Knospe. Es war auch nicht gerade förderlich (doch, das war es), daß sie auf dem Boden saß, den Rücken am Sofa, die Knie angezogen, so daß ich einen Blick auf ihren Schlüpfer
erhaschte. An diesem Abend notierte ich mir: »Er war weiß. Welch andere Augen ...? Hat sie denn meinen Warnruf nicht gehört?«
     
    Meine Frau kehrte gesund und wohlbehalten zurück, um uns wieder hochzupäppeln, ja, auch mit dem vielen, was sie gelernt hatte bei Plaudereien mit anderen Sozialarbeitern in einem Hotel in — Swindon, nicht? Irgendwo, sagte sie, wo es nichts gibt, was einen vom Wesentlichen ablenkt. Sie war bester Dinge, »aufgeladen mit neuen Ideen, und Ideen sind Energie«. Und ich habe mich die ganzen Jahre über auf Cornflakes verlassen. Falls sie eine gewisse Stille an unserem Sohn bemerkte, nahm sie es zweifellos als Zeichen der Anteilnahme für die Leute, von denen sie uns erzählte, die weniger glücklich waren als er, und für seine größere Reife im allgemeinen. Von Zeit zu Zeit warf er mir einen langen, leeren Blick zu, den ich ebenso erwiderte, als könnte dadurch Zuspruch vermittelt werden.
    Da sie wahrscheinlich erst in etwa einer Woche die erste Bemerkung darüber fallenlassen würde, daß er nicht mehr zu Webb zum Tischlern ging, war ich in der Lage, den Boden zu bereiten, indem ich am folgenden Samstag mit diversen Werkzeugen, Schrauben, Nägeln, Brettern, Schleifpapier und was sonst noch allem (eine Grundausrüstung, die man mir im örtlichen Heimwerkermarkt empfohlen hatte) nach Hause kam und in unserer Garage für ihn eine Werkbank aufbaute.
    Als ich gerade die Werkzeuge usw. verstaute, trat sie hinter mich und sagte: »Ein bißchen übertrieben, mein Lieber.« Aber ich merkte, es freute sie, daß ich nun doch endlich die Initiative ergriffen hatte.
    »Er hat so viel Interesse daran«, sagte ich, »ich dachte mir, es ist höchste Zeit, daß er eigene Sachen bekommt und aufhört, Webb zu belästigen.«
    »Wie kommst du darauf, daß Webb sich nicht gerne belästigen läßt?«
    »Reine Eitelkeit meinerseits. Er ist mein Sohn. Ich sollte mich um ihn kümmern.«

    »Sehr gut!« Ich konnte mir vorstellen, daß genau dieser Satz in genau diesem Tonfall dazu benutzt wurde, um einem drogenabhängigen Kleinkriminellen dazu zu gratulieren, daß er endlich beschlossen hatte, einen neuen Anfang zu machen.
    »Ich sehe Webb nicht als den zuträglichsten Einfluß«, fügte sie hinzu und betastete die Sachen auf der Werkbank, wobei sie zweifellos überschlug, wieviel das alles gekostet hatte. »Nur schade, daß es nicht Zeit hatte bis Weihnachten oder bis zum Geburtstag. Virginia wird neidisch sein.«
    »Ich habe Virginia nicht vergessen.«
    »Ich bin völlig deiner Meinung. Sie muß allmählich den kindlich groben Begriff von Fairneß hinter sich lassen. Großzügigkeit, Aufmerksamkeit, Gerechtigkeit sind nicht saisonal, nicht reduzierbar, nicht nur eine Sache von gleichen Anteilen für alle.« Sie atmete tief ein und legte mir die Hand auf die Schulter. »Hast du es nicht mit mir besprochen, weil du gedacht hast, ich hätte was dagegen?«
    »Eigentlich nicht. Es war im Grunde genommen

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