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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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immer er will. Ich werde versuchen, danach nicht mehr zu viel an sie zu denken (von ihr zu halten), nachdem ich ihnen gegeben habe, was ich mir anderweitig leisten kann, um ihnen einen guten Start zu ermöglichen – eine Anzahlung für ein Haus zum Beispiel.
     
    Und dieser Gedankengang bringt mich dazu, wieder einmal an Hipkin zu denken. Einmal glaubte ich, ich würde ihn vor der Victoria Station Würstchen verkaufen sehen. Ich ging auf die andere Straßenseite, um der Gewißheit aus dem Weg zu gehen. Ich wußte zu genau, wie die Unterhaltung ablaufen würde.
    »Wie geht’s?« würde ich fragen.
    »Ganz okay«, würde er antworten. »Und wie geht’s Ihnen?«
    »Ganz okay, alles in allem.«
    »Dann ist ja alles in Ordnung.«
    Ich würde ihm keine Neuigkeiten aus dem Büro erzählen, wie zum Beispiel, daß Mrs. Hodge sehr plötzlich gestorben ist. Vielleicht würde er sich ja gar nicht mehr an Mrs. Hodge erinnern.
Ich kann mich ja selber kaum mehr an sie erinnern, außer an ihr Schniefen und ihren Geruch. Eines Wochenendes wurde sie ins Krankenhaus gebracht, und wir sammelten, um ihr Blumen zu kaufen, wobei der Portier es ermöglichte, daß wir einen zweiten Strauß schicken konnten, zwölf rote Rosen. Ich weiß nicht mehr, ob Plaskett etwas gespendet hatte. Oder, genauer, ich weiß noch, daß ich es nicht herausfinden wollte, weil es ungefähr zu der Zeit passierte, als ich mir eben eingeredet hatte, daß er vielleicht doch kein so absolutes Arschloch sei.

KAPITEL FÜNFZEHN
    W ieder ist Zeit vergangen.
    Die Scheidung läuft. Der Mann meiner Frau rief mich an, als ich eben aus der Wanne stieg. Er klang nach einem recht anständigen Kerl. Es habe einen Autounfall gegeben, sagte er. Nichts allzu Ernstes. Meine Frau habe ein paar Schnittwunden und Quetschungen erlitten, aber sie müsse nur ein oder zwei Tage im Krankenhaus bleiben, für ein paar Untersuchungen, nur zur Sicherheit. Adrian sei unverletzt. Meine Tochter habe einen Beinbruch erlitten. Aber sie habe inzwischen keine Schmerzen mehr.
    »Wer ist gefahren?«
    »Ich fürchte, das war ich.«
    »Na, dann sind Sie ein verdammter Idiot.«
    »Kommen Sie mir nicht so. Es tut mir leid, wirklich, aber es war eigentlich nicht meine Schuld.«
    »Mit mir hatten sie in diesen ganzen Jahren nie einen Unfall.«
    Er seufzte so tief, daß er sich dabei die Sprechmuschel direkt an den Mund gedrückt haben mußte.
    »Seufzen Sie mir nichts vor«, sagte ich, jetzt schon viel ruhiger.
    »Wenn ich nur wüßte, was ich sagen soll«, erwiderte er. »Aber ehrlich, es war nicht meine Schuld. Dieser Verrückte kam direkt aus einer Seitenstraße geschossen.«
    »Es wäre nicht passiert, wenn ich gefahren wäre. Ich meine, ich wäre mit ihnen wohl kaum genau zu dem Zeitpunkt dort gefahren.«
    »Vermutlich haben Sie recht.«
    »Na ja, auf jeden Fall, danke, daß Sie mir Bescheid gesagt haben.«

    Es gab eine Pause. »Ich will Ihre Frau heiraten«, sagte er schließlich. Der schottische Akzent ließ ihn zugleich selbstbewußt und flehend klingen.
    »Machen Sie nur«, erwiderte ich. »Und grüßen Sie alle schön von mir. Und fahren Sie beim nächsten Mal vorsichtiger.«
    »Meine Güte, ich bin doch vors...«
    Ich legte auf. Ich hoffte, er würde meiner Frau und meinen Kindern nicht sagen, wie ich am Telefon mit ihm gesprochen, was für ein schlechtes Beispiel ich gegeben hatte. Ich wollte nicht, daß es in ihrem Leben wegen mir irgendwelche Verbitterungen gab. Ich fragte mich, ob meine Frau gerade die Hand gedrückt bekam, als es passierte.
     
    Ich besuchte sie im Krankenhaus. Meine Frau hatte einen Schnitt an der Wange und einen großen blauen Fleck über dem linken Auge.
    »Ich muß ja ein toller Anblick sein«, sagte sie. »Ich habe mich noch gar nicht getraut, in den Spiegel zu sehen. Auch am Körper habe ich noch ein paar Prachtexemplare.«
    Ich verkniff mir bewußt die Bemerkung, so schlimm sei es auch wieder nicht, und deutete statt dessen auf den Schnitt auf ihrer Wange. »Da wird dir was bleiben, oder?«
    »Ich bin zu alt, um mir wegen so was den Kopf zu zerbrechen.«
    »Man ist nie zu ... Es hätte viel schlimmer kommen können«, sagte ich. »Sei froh, daß es so abgelaufen ist. Du könntest tot sein.«
    Sie lächelte und zuckte dabei zusammen. »O ja, es hätte sehr viel schlimmer kommen können.«
    Sie fragte nicht, wie es mir gehe, weil sie zweifellos annahm, mein Leben sei so, wie es immer war. Ich sagte ihr, ich würde tun, was ich könne, um die Scheidung so schnell wie

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