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Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Titel: Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simona Ahrnstedt
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nimm deine Damen mit und hol dir ein paar Erfrischungen», rief Johan ihnen zu. Leonite ergriff rasch Seths rechten Arm, doch der zwinkerte Beatrice zu und streckte ihr den linken hin.
    Es war natürlich kleinlich von ihr, doch Beatrice brachte es nicht über sich, Seths Arm zu nehmen, während auf seiner anderen Seite die pelzgekleidete, übereifrige Deutsche hing. Sie hatte das Bild geradezu vor Augen: der Norweger, der es aus eigener Kraft bis ganz nach oben geschafft hatte, und rechts und links sein kleiner Harem. Mit säuerlicher Miene stapfte sie hinter ihnen her, richtete es so ein, dass sie ein wenig zurückfiel, und ließ sich dann neben Sofia auf eine Bank sinken. Sie lehnte sich zurück und streckte leise seufzend die Beine aus.
    Sofia ergriff ihre Hand. «Ich hatte dich schon vermisst», sagte sie. «Ist alles in Ordnung?»
    «Ja, natürlich», antwortete Beatrice. Alles in Ordnung, abgesehen davon, dass sie der undurchschaubarste Mann der Welt geküsst hatte, der jetzt mit der wunderschönen Leonite von Wöhler plauderte. Beatrice schloss die Augen und unterdrückte einen weiteren Seufzer. Jemand legte ihr eine dicke Decke über Beine und Füße, und sie spürte, wie langsam die Wärme in ihren Körper zurückkehrte. Man hatte in großen Kupferkesseln Feuer angezündet, das Orchester spielte immer noch, und der Duft der Speisen ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. Und es hätte ja weiß Gott viel schlimmer kommen können – wenn sie nämlich jemand gesehen hätte.
    «Na, wie gefällt dir das Schlittschuhlaufen?», erkundigte sie sich bei Sofia.
    Deren Lächeln war Antwort genug, und sie drückten sich verstohlen die Hände. Johan war die ganze Zeit in der Nähe geblieben, und Beatrice bat ihn schließlich, sich doch zu ihnen zu setzen. Er winkte einem Diener, und wie von Zauberhand stand plötzlich ein großer Tisch vor ihnen, der mit Gläsern und rustikalem Geschirr gedeckt wurde. Weitere Sitzbänke wurden aufgestellt, und man zündete auch ein Feuer an, das angenehme Wärme verbreitete.
    «Hammerstaal, hier hinten!», rief Johan und nahm dann den beiden Cousinen gegenüber Platz. Seth kam mit Leonite herbeigeschlendert, die immer noch an seinem Arm hing.
    Sie bedachte Beatrice mit einem langen Blick.
    «Auch schon da?», fragte sie zuckersüß.
    Die Plätze rund um den großen Holztisch füllten sich mit weiteren Gästen, und auch Edvard schloss sich mit ein paar jungen Frauen an. Sofia und Beatrice rückten zusammen. Seth löste behutsam Leonites Hand von seinem Arm. «Setzen Sie sich nur, dann hole ich noch ein paar Getränke», bat er und schob sie auf den Stuhl neben Johan. Kühl begrüßte die Deutsche die anderen Gäste.
    Dann kam Seth mit drei dampfenden Zinnbechern zurück. Den einen reichte er Leonite, die sich bedankte und ihm mit einer Handbewegung bedeutete, er möge sich neben sie setzen. Doch zu Beatrices Erstaunen umrundete Seth den Tisch und kam stattdessen zu ihr.
    Das war ein Mann, der Befehle erteilte, dem man gehorchte, keiner, der sich von irgendjemand etwas sagen ließ, dachte sie. Er hatte Leonite buchstäblich gezeigt, wo ihr Platz war.
    «Sie sahen so aus, als könnten Sie eine Stärkung vertragen, fand ich», sagte Seth freundlich.
    «Danke.» Beatrice nahm den Becher entgegen, und Seth setzte sich neben sie. Inzwischen wurde es recht eng am Tisch, und sie mussten ziemlich nahe zusammenrücken. Beatrice steckte die Nase in den kleinen Becher. Der Wein war heiß und würzig. Sie nahm einen kleinen Schluck und versuchte, ihr heftig klopfendes Herz zu beruhigen.
    «Wie ich sehe, belegen Sie Herrn Hammerstaal mit Beschlag», kam es von Leonite quer über den Tisch. Dann sah sie Seth an und fuhr mit bedeutend freundlicherem Ton fort: «Karin Hielm hat mir erzählt, dass Sie gern jagen. Wenn Sie einmal am Gut meiner Eltern vorbeikommen, bin ich sicher, dass Papa Ihnen gestatten wird, bei uns Ihr Jagdglück zu versuchen. Meine Familie besitzt weitläufige Waldungen.» Sie wandte sich wieder an Beatrice. «Woher kommt Ihre Familie eigentlich, Fräulein Löwenström? Das muss völlig an mir vorübergegangen sein.»
    «Ich habe hier in Stockholm nur meinen Onkel.»
    «Ja, natürlich. Der Fabrikbesitzer, nicht wahr?» Leonite brach in Gelächter aus. «Ach Gott, so was Exotisches aber auch.» Sie wandte sich an Johan. «Ich muss wirklich bewundern, was für Leute Ihre Mutter so einlädt.»
    «Tatsächlich sind heute viele bewundernswerte Frauen hier», bemerkte Seth

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