Ein unwiderstehliches Angebot: Roman (German Edition)
ich froh darüber.«
»Froh?« Ihre Mutter sprang auf. »Was stimmt bloß nicht mit dir? Erst verführt dieser Schuft dich und lässt dich anschließend sitzen, und du bist froh! Das ist ja ein Albtraum!«
Sie verspürte eine seltsame Ruhe. Zu lange war sie von ihrer Mutter bevormundet, gemaßregelt und bedrängt worden. »Wie kann ein Kind ein Albtraum sein? Es ist ein Segen, ein Geschenk.«
»Vivian! Hast du den Verstand verloren?«
»Meine Liebe«, mahnte Sir Edwin seine Frau. »Lass uns das bitte vernünftig diskutieren.«
»Was werden meine Freunde sagen?« Die Mutter schüttelte seine Hand ab und warf theatralisch die Arme in die Luft. Dann drehte sie sich in einem Wirbel aus raschelnder Seide und einer Parfumwolke herum.
»Bestimmt sehr hässliche Dinge«, erwiderte Vivian trocken. »Vielleicht solltest du dir langsam andere Freunde suchen.« Triumphierend schaute sie ihre Mutter an … Das hatte sie schon lange einmal aussprechen wollen.
»Vivian!«
»Mutter.« Sie atmete tief ein und schloss die Augen. »Ich werde mich nicht entschuldigen, denn wenn ich es täte, wäre es nicht ernst gemeint. Vier lange Jahre habe ich auf dieses Gefühl gewartet, verliebt zu sein, mich nach einem Mann gesehnt, der es in mir weckt. Ich liebe ihn, und genauso liebe ich unser Kind. Wie kannst du von mir verlangen, dass es mir leidtut?«
Sie legte ihre Sichtweise ohne große Hoffnung auf Verständnis dar und bekam plötzlich unerwartet Unterstützung.
»Sie meint das ernst.« Ihr Vater stand auf und lief hin und her. »Vivian meint das ernst!«
»Das ist allein deine Schuld, Edwin. Du warst immer viel zu nachgiebig.«
»Wenn ich ihre Gefühle akzeptiere, kann das wohl kaum als Nachgiebigkeit ausgelegt werden.«
»Du stehst der Sache ja nur deshalb so großmütig gegenüber, weil der Duke dein Freund ist.« Die Stimme der Mutter klang eisig.
»Nein. Weil ich ihr Vater bin.«
»Ich bin ihre Mutter! Und deshalb werde ich es nicht gutheißen, wenn sie einen Bastard zur Welt bringt. Habe ich dir nicht gesagt, dass man sie nicht einen Moment lang mit einem Mann allein lassen darf, solange sie nicht verheiratet ist. Hätte ich doch bloß nicht auf dich gehört!«
»Du warst es, die ihn hofiert und ihm schöngetan hat. Ein Marquess als Schwiegersohn und später ein Duke, dafür wärst du zu allem bereit gewesen«, murmelte Vivian mit belegter Stimme. »Und wenn Lucien, wie du unterstellst, mich wirklich verlassen haben sollte, dann hätte er gleichzeitig alles andere aufgegeben: seinen ganzen Besitz, sein Vermögen, seinen todkranken Vater, seine glänzende Zukunft. Alles. Glaubst du das tatsächlich?«
»Nein, das kann im Ernst niemand glauben, der bei Verstand ist«, erklärte ihr Vater eisern. »Du wirst zumindest so viel Gnade walten lassen, wenigstens ein bisschen um sein Wohlergehen besorgt zu sein, meine Liebe.«
Die unschöne Auseinandersetzung belastete Vivian, und ihr wurde übel, was inzwischen nicht mehr so häufig vorkam wie ganz am Anfang der Schwangerschaft. Sie schluckte, um das flaue Gefühl zu bekämpfen.
»Lucien besitzt einige Landhäuser«, warf sie schließlich ein. »Der Duke will mir eines davon überlassen. Als Zuhause für mich und mein Kind. Ihr braucht euch also nicht zu sorgen, dass ich durch permanente Anwesenheit auf die Schande hinweise. Außerdem käme mir ein dauerhafter Rückzug aufs Land gerade recht. Ich bin bloß hergekommen, um euch persönlich zu informieren und meinen Standpunkt deutlich zu machen.«
»Du könntest heiraten.«
Jetzt war es an ihr, fassungslos zu schauen. Bevor sie indes antworten konnte, sprach ihre Mutter bereits weiter, als habe sie gar nicht wahrgenommen, was Vivian soeben erklärt hatte. »Buford ist bekanntermaßen bettelarm, und für eine ordentliche Mitgift sieht er vielleicht über deinen Zustand hinweg. Außerdem sucht Hovington nach einer jungen Frau … Er ist um einiges älter als du und könnte diese Verbindung durchaus in Betracht ziehen. Du bist zwar kein unschuldiges Mädchen mehr, aber ganz hübsch, Liebling. Sogar früher wurde das bemerkt, und wenn du dich nicht so standhaft geweigert hättest, deine weiblichen Vorzüge zu zeigen …«
Dieses Gespräch war unerträglich.
» Nein.« Vivian stand auf. »Nein, niemals. Mutter, ich bin nicht vier elend lange Saisons ledig geblieben, um mich jetzt an einen alternden Baronet oder einen ruchlosen Prasser zu verschenken. Ich habe gewartet und gut daran getan.«
»Selbst wenn es jetzt so endet?
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