Ein Vampir fuer alle Sinne
einverstanden, und erst dann ist mir aufgefallen, dass sie die meisten Zutaten gar nicht im Haus hat.«
»Hot Chili?«, wiederholte Paul grinsend, stellte sich zu ihr und legte die Arme um ihre Taille. »Zubereitet von einer mindestens genauso heißen Frau.«
»Hmm, du verstehst es, mir zu schmeicheln«, schnurrte sie, ehe er sie küsste.
»Jeanie, ich hab Bauchschmerzen.«
Jeanne Louise und Paul unterbrachen den Kuss sofort, als sie Livys Klage hörten. Sie drehten sich um und sahen die Kleine in der Küchentür stehen, während sie sich wehleidig den Bauch rieb.
»Wo tut’s denn genau weh, Knuffel?«, fragte Paul und hob sie hoch, um sie im Arm zu halten.
»Mein Bauch tut weh«, jammerte sie und schlang die Arme um seinen Hals.
»Tut es so weh wie damals, als du die Grippe hattest? Oder ist es ein Stechen, so, als hätte dich jemand geschlagen?«, fragte er besorgt.
»Weder noch, Paul, sie ist nicht krank. Sie kann gar nicht mehr krank werden«, hielt Jeanne Louise ihm mit sanfter Stimme vor Augen. »Vermutlich braucht sie Blut.«
»Ja, stimmt. Daran muss ich mich wohl erst noch gewöhnen.«
Sie lächelte ihn an und stellte die Taschen vom Küchentisch auf den Tresen. »Setz sie an den Tisch, ich räume das nur weg und hole ihr einen Blutbeutel.«
»Den kann ich holen«, sagte Paul und wandte sich Livy zu, nachdem sie am Küchentisch Platz genommen hatte. »Dir geht’s gleich wieder besser, wenn du ein bisschen Blut getrunken hast. Daddy holt dir das, okay?«
Jeanne Louise begann die Taschen auszupacken. Dabei nahm sie den rohen Burger, den sie für ihr Chili benötigte, und wollte ihn gerade in den Kühlschrank legen, als sie auf Paul stieß, der vornübergebeugt vor dem Kühlschrank stand, um einen Blutbeutel aus einem der unteren Fächer zu nehmen. Bei diesem Anblick konnte sie nicht anders und kniff ihm in den Po.
Vor Schreck schoss Paul so schnell hoch, dass er sich mit voller Wucht den Kopf am Gefrierfach anstieß.
»Oh Gott, tut mir leid«, rief Jeanne Louise entsetzt, warf den Hamburger auf den Tresen und fasste Paul an den Schultern. »Lass mich gucken. Wie schlimm ist es?«
»Schon okay«, gab er lachend zurück. »Ich habe mir nur den Kopf gestoßen.«
»Lass mich mal sehen«, beharrte sie und bekam ein schlechtes Gewissen, weil sie schuld daran war, dass er sich verletzt hatte. Sie zog ihn zu sich herunter, damit sie einen Blick auf seinen Kopf werfen konnte.
»Das wird nur eine Beule geben, Jeanie«, beteuerte er. »Ich hab mir nicht den Schädel gebrochen.«
Sie atmete seufzend aus und ließ ihn los, beobachtete aber aufmerksam seine Augen, ob irgendwelche Anzeichen für eine Gehirnerschütterung zu erkennen waren.
»Es geht mir gut«, beteuerte er nachdrücklich, fasste sie an den Armen und schob sie zur Seite, damit sie weiter ihre Einkäufe auspackte.
Sie ließ ihn gewähren, nahm den Hamburger vom Tresen und legte ihn in den Kühlschrank. Dabei sah sie aus dem Augenwinkel, wie Paul Livy den Blutbeutel gab. Kaum hatte sie ihn angenommen, wandte er sich ab und verließ die Küche mit den Worten, er werde jetzt duschen gehen.
Jeanne Louise sah ihm versonnen hinterher, dann beobachtete sie, wie Livy sich den Blutbeutel über die Fangzähne schob und zu trinken begann. Erst vor zwei Tagen hatte sie angefangen, das zu üben, und jetzt beherrschte sie das schon wie ein Profi. Sie lernte wirklich schnell. Anders und Bricker hatten sich Zeit für sie genommen, ebenso Marguerite und Julius, und jeder von ihnen bestätigte, wie intelligent sie war und wie schnell sie begriff, was man ihr zeigte oder erklärte. Sie war schon in der Lage, ihre Fangzähne dann auszufahren, wenn sie das wollte, und ebenso konnte sie sie zurückhalten und vor anderen verbergen, obwohl sie Hunger hatte – und das selbst dann, wenn man ihr einen Blutbeutel hinhielt. Alle vermuteten, dass sie schneller als angenommen in der Lage sein würde, andere zu lesen und zu kontrollieren, womöglich sogar noch vor Schulbeginn im September. Nur dass Livy eben nicht zur Schule gehen würde, sofern sie nicht nach Port Henry umzogen. Jeanne Louise und Paul hatten darüber noch nicht im Detail gesprochen. Immerhin waren sie erst seit zwei Tagen hier, und bis September war es noch eine Weile.
»Die Jungs bringen Paul bei, wie man Fußball spielt.«
Jeanne Louise hob ungläubig den Kopf, als sie hörte, was Caro da sagte, als sie zu ihr in die Küche kam. »Was?«
Caro nickte und stibitzte ein Stück von der Karotte, die
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