Ein Vampir kommt selten allein
gesehen hatte. Um das genau richtig hinzukriegen, dachte Olivia an den Moment, in dem Jackson vor der groÃen Ankündigung des Castings ihre Hand ergriffen hatte.
»WeiÃt du, du machst das wirklich gut«, sagte Camilla und gab es auf, mit dieser albernen Männerstimme zu sprechen. »Als du das gesagt hast, bist du ganz in diese neue Rolle geschlüpft. Du warst zwar du selbst, aber irgendwie auch ganz anders â und ich habe echt geglaubt, was du gesagt hast.«
»Danke, Camilla.«
»Du solltest wirklich Schauspielerin werden.«
Olivia fühlte sich immer wohl dabei, wenn sie als Cheerleader Leute unterhielt, und wegen des Vampirgeheimnisses musste sie sich immer mal wieder vestellen; vielleicht war Schauspielerei nur eine andere Form von all dem? Und seit Neuestem bot ihr Leben auch jede Menge Inspiration zum Thema Romantik. »Vielleicht wird das heute mein groÃer Durchbruch«, sagte sie.
»Aber denk daran â falls Philippe dumm genug ist, die Rolle einer anderen zu geben, heiÃt das nicht, du bist nicht gut genug«, entgegnete Camilla.
Charlotte betrat den Empfangswohnwagen. »Was machst du da?«, fragte sie Olivia. Ausnahmsweise war sie ohne Katie und Allison gekommen.
»Was denkst du denn?«, erwiderte Camilla. »Olivia hat es auch in die zweite Runde geschafft.«
Charlotte machte eine Handbewegung, als wäre Camilla ein Cheerleader aus der zweiten Liga. »Ich bin nur überrascht, dass du immer noch probst.«
»Wie meinst du das?«, fragte Olivia.
»Ich dachte, du wärst bei Lucy«, antwortete Charlotte. »Sie hat am Handy mit jemandem gestritten und einen echt verstörten Eindruck gemacht.« Charlotte beugte sich vor und senkte die Stimme. »Es kommt mir vor, als wäre es aus zwischen Dracula und Draculine.«
Erschrocken stellte Olivia fest, dass sie Brendan heute Morgen schon wieder vergessen hatten. Es wäre schrecklich, wenn er und Lucy sich streiten würden, vor allem weil sie Olivias wegen ans Filmset gekommen waren. Das ist meine Schuld, dachte sie. Sie musste Lucy finden. »Wo ist sie?«
Charlotte zuckte mit den Schultern. »Unheil in ihrem Hexenkessel zusammenbrauen?«
»Charlotte«, sagte Olivia warnend, während sie einen von Lucys tödlichen Blicken imitierte. Cheerleader-Kapitänin hin oder her â wenn Lucy verstört war, blieb keine Zeit für Diplomatie. »Wo ist sie?«
»Okay, okay.« Charlotte warf ihr Haar nach hinten. »Sie hat dem anderen Nachtgespenst gesagt, dass sie ins Einkaufszentrum gehen würde, um von all dem hier wegzukommen.«
Olivia fing an, ihre Sachen einzupacken. Ihren Text faltete sie zusammen und steckte ihn in die Handtasche. »Ich muss ins Einkaufszentrum.«
»Aber was ist mit dem Vorsprechen? Deiner Rolle?«, fragte Camilla. »Kannst du sie nicht einfach anrufen?«
»Das ist wichtiger. Lucy und Brendan streiten nie. Etwas Schlimmes muss vorgefallen sein«, sagte Olivia. Die beiden waren das perfekte Paar, und sie würde nicht zulassen, dass etwas zwischen ihnen stand. Sie würde helfen, es wieder in Ordnung zu bringen, es Brendan erklären. »Sie braucht jemanden neben sich, nicht nur eine Stimme am Telefon.«
Lucy war wichtiger als das Vorsprechen.
9
Zwischen all den Jackson-Fans nach Olivia Ausschau zu halten, war, als würde man an Halloween versuchen, einen echten Vampir zu finden.
Lucy war schlieÃlich dahintergekommen, dass Charlotte gelogen hatte, als sie sagte, Olivia sei im Restaurant. Als Lucy und Sophia es geschafft hatten, sich den Weg nach drinnen zu bahnen, sagte einer aus dem Filmteam, dass die Finalisten direkt nach der Verkündung der Sieger weggegangen seien.
Ein Punkt für Charlotte.
Sophia unterhielt sich gerade mit Lillian und ruhte ihre FüÃe aus, während Lucy Runden drehte. Es war fast zwei Stunden her, seit sie die »Knoblauch-Klausel« â wie sie es insgeheim nannte â gefunden hatte, und noch immer war sie nicht in der Lage gewesen, Olivia die Wahrheit über Jackson zu sagen.
Lucy setzte sich im Schneidersitz auf einen der Sockel auf dem Parkplatz, um zu verschnaufen.
In ihrer Tasche klingelte das Handy. In der Hoffnung, dass es Olivia war, grub sie danach und zog dabei ihren Schlüsselbund, ihr Notizbuch und das Päckchen mit Null-Negativ-Lutschern heraus, das Brendan ihr zu Weihnachten geschenkt hatte. Das Handy fand sie beim sechsten
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