Ein Vampir und Gentleman: Argeneau Vampir 7
mir leid”, platzte sie heraus.
Victor machte den Motor aus und sah sie erstaunt an. „Was denn?”
„Das mit Louise, und dass ich im Supermarkt in Tränen ausgebrochen bin.”
„Sie sind nicht für das Verhalten anderer Leute verantwortlich”, erwiderte er. „Und es hat mich nicht gestört, dass Sie weinen mussten.... das heißt, mich hat es insofern gestört, als dass ich nicht möchte, dass Sie sich über etwas so aufregen, aber.... Sie dürfen weinen, wo und wann Sie wollen.... falls Sie wollen”, führte er den Satz holprig zu Ende. Offenbar war er es nicht gewohnt, über solche Dinge zu reden.
„Harry mochte nicht, wenn ich in der Öffentlichkeit Gefühlsregungen gezeigt habe”, ließ sie ihn plötzlich wissen. „Vor allem Tränen. Das war ihm peinlich.”
„Er war noch jung”, gab Victor zurück. „Nach ein paar Jahrhunderten gibt es nur noch wenige Dinge, die einem peinlich sind. Jeder begeht Mal eine Dummheit oder einen Fehler. Niemand ist vollkommen.”
Elvi musste lächeln, als sie ihn sagen hörte, Harry sei noch jung gewesen. Er war so alt gewesen wie sie - siebenundfünfzig -, als er starb. Nach menschlichen Maßstäben keineswegs mehr jung, aber kaum der Rede wert, wenn man unsterblich war. Sie wurde aus ihren Überlegungen gerissen, als er mit einem Finger über ihre Wange strich. „Geht es Ihnen gut? Ich wollte keine unerfreulichen Erinnerungen wecken.”
„Ja, alles bestens”, beteuerte sie und zuckte mit den Schultern. „Das Leben besteht nicht immer nur aus Käsekuchen.”
Er grinste und hielt ihr vor Augen: „Sie haben noch immer nicht den Käsekuchen gegessen, den Sie so unbedingt haben wollten.”
„Ich weiß.” Verwundert ergänzte sie: „Ich glaube, ich habe nicht mal gefrühstückt, bevor wir losgefahren sind. Ich bin wirklich aus der Gewohnheit gekommen.”
„Ist das wahr?”, fragte er sanft. „Ich dachte, Sie würden womöglich vermeiden wollen, mit mir allein zu sein, weil Sie fürchten, ich könnte Sie wieder küssen.”
Elvi stockte der Atem, ihre Augen wurden angesichts seines herausfordernden Tonfalls größer. Die Luft im Wagen war mit einem Mal wie elektrisiert, als sie sich ansahen. Sie wusste nicht, was sie tun oder sagen sollte, doch sie konnte auch nicht ihren Blick von ihm abwenden. Dann auf einmal entwickelten ihre Augen ein Eigenleben und konzentrierten sich auf seinen Mund, während sie daran zurückdachte, wie sich seine Lippen auf ihren angefühlt hatten.
„Hätten Sie das denn gemacht?”, fragte sie schließlich und wunderte sich darüber, wie belegt ihre Stimme klang.
„Ganz bestimmt.”
Elvi nickte. „Würden Sie es jetzt auch noch machen?” Die Worte kamen ganz ohne ihr Zutun über ihre Lippen und erschreckten sie so sehr, dass sie sich fast auf die Zunge gebissen hätte. Wenn ihr von jemandem gesagt worden wäre, Victor sei in ihren Verstand eingedrungen, um ihre Antworten zu beeinflussen, dann wäre sie davon überzeugt gewesen, dass das stimmte. Genau genommen glaubte sie es jetzt schon fast, doch das war ihr egal, weil es das war, was sie auch sagen wollte. Sie hatte es seit jenem Vorfall in der Küche sagen wollen, und das war auch der wahre Grund, weshalb sie ihm aus dem Weg gehen wollte.
Sie fürchtete, sie könne sich auf ihn stürzen, um da weiterzumachen, wo sie gestört worden waren, doch das widersprach ganz und gar ihrem Wesen. Aber dieser Mann machte sie süchtig, er war wie eine Droge, die sie dringend brauchte. Zu ihrer großen Erleichterung ging Victor auf ihre Einladung ein, sodass sie nicht die Initiative ergreifen musste. Er beugte sich herüber, löste ihren Sicherheitsgurt und küsste sie. Es war kein zaghafter Kuss. Er ließ keine Unsicherheit erkennen. Eben hatten sie noch angegurtet nebeneinander im Wagen gesessen, und jetzt drückte er seine Lippen auf ihre Lippen, die Rücken-lehne kippte langsam nach hinten, und er schob sich über sie.
Es kam ihr vor, als würde er nahtlos dort weitermachen, wo er in der Küche aufgehört hatte. Er küsste sie nicht langsam und behutsam, sondern sofort hitzig und innig, und seine fordernde Zunge löste bei ihr eine ähnliche Reaktion aus. Elvi hatte das Gefühl, in Flammen zu stehen. Sie schlang die Arme um Victor, vergrub die Hände in seinem T-Shirt und drückte sich gegen ihn.
„Oh Gott, ich will dich”, flüsterte er, als er seinen Mund von ihrem löste und Stück für Stück ihre Wange bis unter ihr Ohrläppchen küsste, wo ihr Puls zu spüren
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