Ein verboterner Kuss
Verbrechen Vorbeugen. Die Gesetzlosigkeit greift überall immer mehr um sich.“
Dominic schüttelte den Kopf. „Kinder verhungern zu lassen, das ist das Verbrechen. Und wenn man zunehmender Gesetzlosigkeit Vorbeugen will, dann muss man dafür sorgen, dass die Männer Arbeit haben, damit sie ihre Frauen und Kinder ernähren und beschützen können.“
Podmore machte ein schockiertes Gesicht. „Mylord, sagen Sie bloß nicht, dass Sie ein Radikaler geworden sind! “ Dominic zuckte die Achseln. „Ich war auch einmal wie eins von diesen Kindern. Ich weiß, wie sich Hunger anfühlt.“ Lange Zeit schwiegen beide Männer. Podmore sah sehr bedrückt aus. „War es wirklich so schlimm, Mylord?“
Dominic nickte. „Es gab Zeiten, da wussten meine Mutter und ich nicht, woher wir die nächste Mahlzeit nehmen sollten. Ich habe alles getan, nur um zu überleben - gestohlen und noch Schlimmeres. Und ich würde es ohne mit der Wimper zu zucken wieder tun, wenn meine Familie Hunger leiden würde. Ein Mann ist kein Mann, wenn er nicht die beschützt, die er liebt.“ Ihm war klar, dass er den Anwalt mit seinem Ausbruch schockiert hatte, und er ging zum Fenster, um hinauszusehen. Aber er nahm nichts von der Außenwelt wahr. Stattdessen war er wieder in Neapel, ein magerer, verzweifelter Junge, der durch finstere Seitengassen und Hafenanlagen streifte ...
„Ich kann mit Ihnen fühlen, mein Junge“, meinte der Anwalt nach einer Weile mit heiserer Stimme. „Bedenken Sie, ich habe Ihre Mutter auch gekannt. Eine so bezaubernde, liebenswerte Dame ... Was für eine Tragödie. “
„Keine Tragödie - ein Verbrechen", verbesserte Dominic mit mühsam gebändigtem Zorn. Der Anwalt wusste ja nicht einmal die Hälfte von dem, was geschehen war. Er nahm sich zusammen, und als er sich umdrehte, hatte er seine übliche kalte Miene wieder aufgesetzt. „Ich will, dass Eades vor Gericht gestellt wird.“
„Die Bow Street wird ihn aufspüren, Mylord, machen Sie sich keine Sorgen“, versicherte Podmore, ehe er Dominic scharfsinnig ansah. „Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie Ihre Meinung über Wolfestone geändert haben, seit Sie hier eingetroffen sind?“
Bei dieser Frage hob Dominic abrupt den Kopf. „Meine Meinung geändert? Natürlich nicht, ich verabscheue den Besitz wie eh und je!“
Podmore schlug wieder seinen Anwaltstonfall an. „Natürlich nicht, verzeihen Sie. Es ist nur, Sie hören sich etwas ... engagierter an als früher.“ Er breitete ein paar Papiere vor sich auf dem Schreibtisch aus. „Sie haben also nicht vor, die Hütten der Pächter wieder instand zu setzen?“
Dominic dachte darüber nach. „Das werde ich wohl müssen“, meinte er schließlich. „Ich kann die Leute nicht unter solchen Bedingungen leben lassen. Ich bin zwar nicht direkt Schuld daran, aber ich trage dennoch die Verantwortung dafür.“
„Das stimmt wohl, Mylord. Obwohl ich zu bedenken geben muss, dass der neue Eigentümer, falls Sie den Besitz verkaufen, vielleicht trotzdem die Pächter vertreibt und die Hütten abreißen lässt. Die moderne Landwirtschaft wird heute in deutlich größerem Umfang betrieben, soweit ich weiß.“ Dominic sah erneut aus dem Fenster. Verdammt, er wollte nicht an die Konsequenzen denken, sondern den Besitz nur endlich loswerden. „Vielleicht tut er das ja nicht“, gab er zurück. „Die Reparaturarbeiten müssen jedenfalls vor dem Winter abgeschlossen sein. Viele der Hütten haben undichte Dächer.“
„Sehr schön, Mylord.“ Podmore machte sich eine Notiz. „War das alles, worüber Sie mit mir sprechen wollten?“ „Nein“, erwiderte Dominic und sah weiterhin aus dem Fenster. „Ich möchte etwas an dem Testament überprüfen. Nehmen wir mal an, ich löse die Verlobung mit Miss Pettifer und der Besitz wird verkauft. Was hindert mich daran, ihn einfach selbst zu kaufen?“
Der Anwalt seufzte. „Das habe ich Ihnen schon in Bristol erklärt, Mylord. Ich habe bereits befürchtet, dass Sie damals zu aufgebracht waren, um sich alle Bedingungen merken zu können. Ihr Vater hatte diesen Fall vorausgesehen. Sie können den Besitz nicht kaufen, das Testament ist darin ganz eindeutig. Weder Sie noch ein von Ihnen Beauftragter, auch kein verdammter Verwandter oder eine Ehefrau.“ Er schüttelte sorgenvoll den Kopf. „Es tut mir leid, Mylord, aber Ihr Vater war wütend, als Sie damals so einfach fortgegangen sind. Er war fest entschlossen, Sie irgendwann in die Knie zu zwingen.“ Dominic presste die Kiefer
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