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Ein verführerischer Akt

Ein verführerischer Akt

Titel: Ein verführerischer Akt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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weißt, dass ich schon gewonnen habe.«
    »Die Wette?«, erwiderte sie schwach und drehte sich ein bisschen, bis sie auf dem Rücken lag und zu ihm aufschauen konnte.
    »Natürlich. Mein Beweis ist der Diamant.«
    Er tastete nach dem Schmuck unter ihrem Mieder und spürte, wie sie den Atem anhielt.
    »Ich könnte mir das Collier von irgendjemandem ausgeliehen haben.«
    »Ein netter Versuch, den ich nicht akzeptiere. Erklär mir doch mal, warum ihr – du, deine Cousine und deine Schwester – alle das Gefühl hattet, behaupten zu müssen, das Modell zu sein?«
    »Weil wir einander sehr nahestehen, weißt du. Wir wuchsen gemeinsam auf, und Elizabeth und ich pflegten uns öfter einmal zu überlegen, wie wir mit den Skandalen unserer Verwandten umgegangen wären. Als Susanna uns einmal belauschte, schlug sie uns vor, wir drei sollten einen Pakt schließen, dass wir uns in Schwierigkeiten gegenseitig zur Seite stehen werden. Also schworen wir, uns immer zu schützen und zu verhindern, dass eine von uns in einen Skandal verwickelt würde.«
    »Das hast du geschworen?«
    »Damals war ich noch viel jünger«, sagte sie lachend. »Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, auch nur ansatzweise mit einem Skandal in Berührung zu kommen. Und vermutlich ging es den anderen genauso.«
    »Und jetzt stehst du sozusagen im Zentrum eines Skandals, sofern alles auffliegt. Hast du dir schon überlegt, was du in dem Fall unternehmen willst? Natürlich wird weder durch mich noch durch meine Freunde etwas herauskommen, doch es gibt immer Leute, die gerne Unterhaltungen belauschen, die sie nichts angehen.«
    »Das ist mir egal«, erklärte sie und verzog die Lippen zu einem trotzigen Grinsen. »Ich werde vermutlich sowieso nicht in London sein, sondern auf Reisen. Und meine Eltern sind daran gewöhnt, mit Skandalen fertigzuwerden.«
    »Du würdest das einfach ihnen überlassen?«
    »Warum nicht? Wir Kinder haben schließlich auch die Skandale der Erwachsenen zu spüren bekommen. Da ist es nur gerecht, wenn sie mir jetzt den Gefallen tun, die Sache auszusitzen.«
    »Wie großzügig von dir.«
    Sie lachte, hielt sich dann die Hand vor den Mund. »Gute Nacht, Julian.«
    Sie lächelte, als sie sich von ihm abwandte. Aber dann rieb sie sich mit ihrem Hinterteil an ihm, sodass er erbebte. Sie lernte eindeutig viel zu schnell.
    Julian war heilfroh, Manchester in der Ferne verschwinden zu sehen. Das Fuhrwerk schlingerte und ruckelte auf der unebenen Straße dahin, doch das störte ihn heute nicht, weil jede Drehung der Wagenräder sie der frischen Landluft näher brachte. Rebecca würde nicht mehr den Qualm der Fabrikschlote und die krankheitsschwangeren Ausdünstungen der Elendsquartiere einatmen müssen.
    Obwohl sein Onkel in Lincolnshire lebte, hielt Julian es für klüger, erst einmal einen Tag lang Richtung Norden zu fahren. Die gedungenen Greifer, die bestimmt nach ihnen suchten, würden wahrscheinlich die Straßen Richtung Osten im Auge behalten. Vielleicht noch die gen Süden für den Fall, dass Julian und Rebecca sich nach London aufmachten. Der Norden hingegen schien sicher.
    Gegen Abend stiegen sie mitten in der Landschaft aus dem Fuhrwerk, taten so, als hätten sie ihr Ziel erreicht und lebten auf einem Hof in der Nähe. Sie beschlossen, diesmal im Freien zu übernachten, um etwaige Verfolger zu verwirren.
    Rebecca stemmte die Hände in die Hüften, während sie in die Ferne schaute. Die Heide- und Moorlandschaft Lancashires erhob sich über einem Flusstal und wurde immer wieder von flachen Ebenen mit endlosen Weiden unterbrochen, auf denen Schafe weideten. Viele empfanden die Landschaft vielleicht als öde, doch Rebecca stimmte sie heiter und gelöst.
    »Lass uns eine geschützte Stelle am Fluss suchen«, sagte sie und setzte sich in Richtung eines Hains am Flussufer in Bewegung. »Ich kann es gar nicht erwarten, ein Bad zu nehmen.«
    Er kannte keine andere Frau, die sich so entspannt in der freien Natur bewegte oder sich so ehrlich auf ein kaltes Bad in einem Fluss freute. Seine Bewunderung für Rebecca wuchs mit jedem Tag mehr. Vielleicht sollte er die Liste der Voraussetzungen, die eine perfekte Frau mitbringen sollte, um einen Punkt erweitern: die Fähigkeit, sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren.
    Sie wanderten mehr als eine halbe Stunde schweigend nebeneinander her und lauschten dem Gesang der Vögel, während die Sonne langsam unterging und die Wolken sich rosa und orange verfärbten. Schließlich entdeckten sie eine

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