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Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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veranschlagen vielleicht weniger«, erklärte Giovanni langsam, als spräche er mit einem begriffsstutzigen Kind. »Aber am Ende berechnen sie mehr , Tess.« Er rieb Daumen und Zeigefinger aneinander, eine Geste, die überall auf der Welt »Geld« bedeutete. »Vergessen Sie nicht, dass wir auf Sizilien sind.« Er lachte laut heraus. »Hier gibt es viele verschiedene Wahrheiten. Nichts ist einfach.«
    Tess seufzte. »Ich weiß Ihre Hilfe zu schätzen, Giovanni«, wiederholte sie. »Aber ich möchte zum Vergleich noch ein paar andere Kostenvoranschläge einholen.«
    Seine Miene verdüsterte sich.
    »Und vergessen Sie nicht, was ich gesagt habe.« Sie versuchte, bestimmt zu klingen. »Das ist mein Projekt. Ich treffe die Entscheidungen, wissen Sie noch?«
    Er zog ein langes Gesicht. »Tess, Tess …« Er nahm ihre Hand und begann, zerstreut mit ihren Fingern zu spielen.
    Sie versuchte, ihm die Hand wieder zu entziehen, aber er hielt sie nur noch fester. Aus irgendeinem Grund spürte sie einen Anflug von Furcht, obwohl das absurd war.
    »Wissen Sie denn nicht«, sagte er, »dass ich nur das Beste für Sie will?« Er hob ihre Hand an seine Lippen und küsste sie.
    Tess fühlte sich unbehaglicher denn je. Sie nickte. »Natürlich. Sie waren sehr …«
    »Und wissen Sie nicht, dass unsere beiden Familien so sind?« Er überkreuzte zwei Finger seiner anderen Hand, wie er das schon einmal getan hatte. »Schon immer.«
    »Ja, ich weiß«, sagte sie und fand, dass er zu stark protestiert hatte. Sie wünschte, er würde sie loslassen. Sie wünschte sich, sie hätte sich erst gar nicht von ihm zu etwas überreden lassen. Sie wünschte sich, sie wäre irgendwo anders.
    »Also …« Seine Stimme klang schmeichelnd. »Warum wollen Sie sich Ihr hübsches Köpfchen über so etwas zerbrechen? Lassen Sie mich das tun, was ich am besten kann. Ich kenne diese Stadt, ich kenne diese Handwerker. Ich kann Ihr Vertreter sein. Es ist kein Problem.«
    Ja, aber warum, dachte Tess. Warum brannte er so darauf, ihr zu helfen?
    »Wissen Sie eigentlich, um was es sich bei diesem Schatz handelt?«, fragte sie unvermittelt. » Il tesoro? Dieser … Gegenstand, der vor langer Zeit gestohlen wurde? Sie haben mir doch von diesem Diebstahl erzählt, den Toninos Großvater angeblich begangen hat. Wissen Sie, woher dieser Schatz stammte?«
    Einen Moment lang flackerte sein Blick, und dann ließ er ihre Hand los, als hätte er sich daran verbrannt. »Warum?«, verlangte er zu wissen. »Warum wollen Sie das wissen? Warum will jeder …«
    »Jeder will es wissen?« Tess stürzte sich auf seinen Versprecher. »Wer? Wer will das wissen?«
    »Niemand.« Seine Lippen waren schmal geworden. »Niemand, Tess. Und nein, ich weiß nicht, um was es sich handelt, nur, dass er wertvoll war. Il tesoro . Und ich weiß auch nicht, wo er sich jetzt befindet. Haben Sie eine Vorstellung?« Sein Blick durchbohrte sie förmlich. »Hat Ihre Mutter es Ihnen gesagt? Sie muss es gewusst haben.«
    »Nein«, gab sie zurück. »Sie weiß es nicht.« Warum sollte sie auch? Sie war damals fast noch ein Kind gewesen.
    Er verschränkte die Arme. »Wir arbeiten mit diesem Handwerker«, erklärte er. »Sonst …«
    »Sonst was?« Tess ließ sich nicht gern drohen oder erpressen, falls er das vorhatte.
    »Sonst gibt es kein Geld«, sagte er. »Kein Geld, kein Geschäft.« Er schob die Papiere auf einen Haufen und rückte sie zurecht. Nun, da er nicht mehr lächelte, sah er ganz anders aus. Hart und, ja, skrupellos.
    Tess dachte an den Scheck in ihrer Handtasche. Danke, David.
    »Schön«, fauchte sie. »Kein Handwerker, kein Geld, kein Geschäft.«
    Sie stand so schnell auf, dass ihr Stuhl über den Boden kratzte.
    Jetzt sah Giovanni richtig wütend aus. Aber auch verwirrt, als hätte ihn jemand beim Pokern über den Tisch gezogen. »Ohne das Geld können Sie nichts ausrichten, Tess«, sagte er.
    Sie beugte sich zu ihm hinüber. »Warten Sie’s ab«, gab sie zurück.
    Er lachte. »Niemand wird es Ihnen leihen, das verspreche ich Ihnen.«
    Tess öffnete ihre Handtasche und legte ein paar Münzen für ihren Kaffee und das cannolo auf den Tisch. »Ich brauche das Geld nicht«, entgegnete sie.
    Er packte sie am Handgelenk. »Was meinen Sie, Tess? Warum brauchen Sie das Geld nicht?«
    Sie zuckte zusammen. »Sie tun mir weh, Giovanni.«
    Aber er ließ sie nicht los.
    Sie sah, dass die Kellnerin unschlüssig von einem Fuß auf den anderen trat. Ein Blick von Giovanni, und sie verschwand hinter der

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