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Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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deinem Vater? Wie ich höre, erholt er sich gut.«
    Tess war ein wenig erstaunt. »Ja, das stimmt, obwohl meine Mutter meint, seine Tage als Superman seien endgültig vorbei.«
    Pierro kam herein und fing gerade noch Tess’ fragenden Blick auf. »Was ist?« Auch er begrüßte sie mit einem Kuss.
    »In Cetaria scheint wirklich jeder alles über alle zu wissen.« Tess zuckte mit den Schultern und versuchte, ihr ungutes Gefühl mit einem Lachen zu bekämpfen. Die beiden waren schließlich ihre Freunde, und es war nun wirklich egal, dass …
    »So ist es.« Pierro setzte sich ihr gegenüber auf einen Stuhl. »Und meine Frau ist die größte Klatschbase von allen.«
    Millie zog eine Grimasse. »Hör gar nicht auf ihn«, sagte sie. »Gute Nachrichten verbreiten sich eben schnell.«
    »Und schlechte Nachrichten noch schneller«, fügte Pierro hinzu.
    Tess lächelte. Da hatte er wohl recht. Ihr fiel etwas ein. »Als ich heute Morgen die Villa verlassen habe, hätte ich schwören können, dass mich jemand beobachtet«, erklärte sie. Ein ganz merkwürdiges Gefühl war das gewesen; sie hatte den forschenden Blick beinahe spüren können wie den Strahl einer Taschenlampe in ihrem Rücken.
    »Wahrscheinlich war da tatsächlich jemand.« Aus dem Krug, der auf dem Tisch stand, füllte Pierro drei Gläser mit geeister Limonade. »Auf Sizilien steht man immer unter Beobachtung.«
    »Wirklich?« Das war nicht besonders beruhigend.
    Millie schnalzte mit der Zunge und brachte ihn zum Schweigen. »Er zieht dich nur auf«, sagte sie zu Te s s.
    Tess war nicht überzeugt. Wer waren diese Beobachter? Und warum sollten sie ausgerechnet sie im Auge behalten? Sie dachte an Giovanni Sciarra und erschauerte.
    Pierro reichte ihr ein Glas. »Wie ist es gestern mit den Handwerkern gelaufen?«, erkundigte er sich. »Haben sie dir ein gutes Angebot gemacht?«
    Tess trank einen Schluck von der Limonade. Sie war selbst gemacht, zweifellos aus sizilianischen Zitronen, und köstlich. »Nicht schlecht«, sagte sie. Dieser Handwerker hatte sich viel genauer in der Villa umgesehen, hatte in verständlichem, wenn auch simplem Englisch Bemerkungen zu ihren Plänen gemacht und ihr nützliche Ratschläge gegeben. Ach ja, und da war noch der unbedeutende Umstand, dass sein Kostenvoranschlag um Zehntausend Euro unter dem von Giovannis Truppe lag.
    »Und? Wirst du weitermachen?« Millie schaute besorgt drein. »Kannst du dir das denn leisten?«
    »Ja. Das gilt für beide Fragen.« Tess nahm sich ein Stück Brot aus dem Korb, den Millie ihr hinhielt, und bediente sich mit calameretti , kleinen Tintenfischen mit Pinienkernen, Petersilie, Knoblauch und Semmelbröseln. Dieses Gericht hatte sie zum ersten Mal bei einem ihrer Mittagessen mit Giovanni gekostet. Wenn sie die Villa behalten und zu einer Pension umbauen wollte, mussten die Arbeiten durchgeführt werden, und sie wollte verdammt sein, wenn sie sich von Giovanni bedrängen oder von Tonino ängstigen ließ. Sie war erwachsen und konnte ihre eigenen Entscheidungen treffen.
    »Sie haben beim Umbau dieses Hauses zum Hotel ausgezeichnete Arbeit geleistet«, erklärte Pierro und warf einen Blick in die Runde, auf das Haus, das sein Stolz und seine Freude war. »Und wenn etwas schiefgehen sollte, sind sie immer erreichbar.«
    »Wahrscheinlich, weil wir immer pünktlich zahlen«, warf Millie ein. Sie schlug die Beine übereinander und ließ einen der schwarzen Pumps zu Boden fallen.
    Doch Tess konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass Pierros Empfehlung hundertmal mehr wert war als die von Giovanni.
    Millie steckte sich eine gefüllte Muschel in ihren roten Mund und kaute nachdenklich. Stirnrunzelnd sah sie Tess an. »Aber wovon willst du das bezahlen?«, fragte sie betont beiläufig.
    Pierro warf ihr einen scharfen Blick zu. »Das geht uns nichts an, Liebling …« Aber ehe er weitersprechen konnte, klingelte sein Handy, und er stand mit einer entschuldigenden Geste auf, um den Anruf anzunehmen. Er entfernte sich vom Tisch und redete in so schnellem Sizilianisch, dass Tess kein Wort verstand.
    Millie beugte sich vertraulich vor. »Bist du etwa zu Geld gekommen, Liebes?«, erkundigte sie sich. »Wie wunderbar.« Ihre grünen, strahlenden Augen forderten sie geradezu zu Geständnissen auf.
    Doch Tess war misstrauisch. Dieses Gefühl, beobachtet zu werden, das sie heute Morgen beim Verlassen der Villa gehabt hatte, verunsicherte sie. Und es war nicht das erste Mal gewesen. Auf der Treppe war sie stehen geblieben

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