Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman
Idee mit hineingezogen habe. Eigentlich hätte ich mir gleich denken können, dass das nie und nimmer funktioniert. Es tut mir so leid.«
Einen Moment ist alles still. Alle sitzen wie versteinert da und starren auf den Tisch, während die anderen weihnachtlich ausgelassenen Gäste im Pub um uns herum fröhlich plappern und lachen. Es kommt mir fast vor, als säßen wir wie festgewachsen reglos an einem Fleck, während die ganze Welt sich vor unseren Augen wie auf einem irrsinnigen Karussell im Kreis dreht.
Felix findet als Erster die Sprache wieder. »Das braucht dir nicht leidzutun, Evie.« Er räuspert sich und presst die geballten Fäuste an den Mund, und man merkt, wie nahe ihm das Ganze geht. »So viel Spaß wie in den vergangenen beiden Wochen, als wir alle zusammengearbeitet haben, hatte ich schon lange nicht mehr. Ich fühle mich wieder lebendig. Ich wünschte bloß, das könnte man auch von Hardy’s behaupten. Aber niemand sonst hatte den Mumm, es zu versuchen, und darum solltest du stolz auf dich sein, Evie, und nicht den Kopf hängen lassen. Womöglich haben wir bald keine Arbeit mehr, aber ich für meinen Teil bin mir sicher, ein paar gute neue Freunde gefunden zu haben. Und das war die Mühe wirklich wert.«
»Dem kann ich mich nur anschließen!«, ruft Lily, klatscht in die Hände und tupfte sich mit ihrem Halstuch mit Chanel-Monogramm die Augen. »Wie ein berühmter Franzose einmal sagte: ›Manche Niederlagen sind ruhmreicher als Siege.‹ Wir haben unser Bestes getan für Hardy’s, und obwohl wir es vielleicht nichtgeschafft haben, den alten Kasten zu retten, haben wir doch das Leben vieler Menschen verändert. Das darfst du nicht vergessen, Evie, Darling.«
Just in diesem Augenblick geht die Pubtür auf, und ein kalter Windstoß weht eine vertraute Gestalt herein, die ein Bündel Zeitungen im Arm trägt.
»Sam?«, frage ich ungläubig und stehe auf, als er rasch an unseren Tisch kommt. Man sieht, dass er gelaufen ist: Sein Gesicht ist gerötet, und er hat kleine Schweißperlen auf der Stirn. Schnell zieht er die Mütze aus und strubbelt sich durch die Haare.
»Tut mir leid, dass ich so spät komme«, meint er mit einem verschmitzten Grinsen in die Runde, und ich sehe, wie Velna förmlich dahinschmilzt.
»Was machst du denn hier?«, frage ich. »Ich dachte, du hast heute Abend keine Zeit.«
»Ich ha… habe noch schnell was … organisieren müssen, a… aber ich wollte keins unserer Tre … Treffen versäumen«, keucht er. »Außerdem konnte ich es kaum erwarten, euch das hier zu zeigen!« Und damit lässt er einen Stapel Evening Standards auf den Tisch fallen, und sofort schnappt sich jeder ein Exemplar, sodass ich vor lauter Händen die Titelseite gar nicht erkennen kann. Endlich schaffe ich es, auch eine Zeitung zu ergattern, und als mein Blick auf die erste Seite fällt, muss ich mich an der Tischkante festhalten, um nicht umzukippen.
»Wir sind auf der Titelseite?«, japse ich und schaue Sam vollkommen fassungslos an.
»Und wie!«, entgegnet Sam und platzt fast vor Stolz. Seine braunen Augen strahlen. »Unsere Geschichte ist der Aufmacher auf sämtlichen Reklametafeln in der ganzen Stadt!« Ich schlage die Hand vor den Mund und muss daran denken, wie Brian mir heute Nachmittag hinterhergerufen hat, als er gerade seinen Kundenstopper aufstellte. Der wollte nicht bloß ein bisschenschwatzen, der wollte mir sagen, dass Hardy’s es auf die erste Seite geschafft hat.
»KÖNNEN WEIHNACHTSWICHTEL DIESES KAUFHAUS RETTEN?«, schreit die Schlagzeile des Evening Standard , und darunter wieder eins von Sams Fotos, gefolgt von einem ausführlichen Artikel über die schrittweise Wiederauferstehung von Hardy’s. Ich kann es kaum glauben. Doch Überraschung und Freude werden getrübt von dem heutigen Vorfall. Wäre das alles bloß ein paar Tage früher passiert.
»Das ist toll«, sage ich, und die anfängliche Aufregung verfliegt beim Gedanken daran, wie dicht wir davor waren, es wirklich zu schaffen. Denn dadurch fällt es umso schwerer zu akzeptieren, dass der Kampf vorbei ist und wir verloren haben.
Alle nicken Sam zu, legen dann niedergeschlagen die Zeitungen auf den Tisch und greifen nach ihren Gläsern.
»Hey! Was ist denn los?«, fragt Sam und schaut ringsum in die entmutigten Gesichter. »Versteht ihr denn nicht, was so ein Artikel bedeutet? Kunden! Wahrscheinlich mehr, als Hardy’s überhaupt verkraften kann! Und das ist nicht die einzige gute Neuigkeit …« Er wartet darauf,
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