Ein weites Land – Miteinander (Geschichten aus der Ferne) (German Edition)
Knast gerettet hast.“ Als Wally Greg ansah, malte sich auf seinem Gesicht dieselbe Verwirrung, die auch Dakota empfand. „Mario hat gesagt, es war illegal, dass ich auf diesen Wolf geschossen hab’. Wenn der gestorben wäre, hätte ich Probleme kriegen können.“ Greg fing an, seinen Hut in den Händen zu drehen - anscheinend wusste er nicht weiter. Dann drehte er sich um und ging weg, wobei er immer noch den Hut malträtierte.
Dakota wusste selbst nicht, was er sagen sollte. Mit einem halben Lächeln auf dem Gesicht zuckte Wally leicht die Schultern und führte dann sein Pferd in den Stall. Dakota folgte ihm, sattelte sein Pferd ab und ließ es auf der Koppel frei. Als er den Stall verließ, sah er Grace die Treppe herunterkommen. Sie verstaute ihre Sachen im Auto.
„Dein Vater ist soweit fertig. Er hat zu Abend gegessen und sitzt drinnen vor dem Fernseher.“
„Danke, Grace. Bis morgen.“ Als sie in ihr Auto stieg, winkte sie und fuhr dann davon. Dakota ging ins Haus, um nach seinem Vater zu sehen. Diesem ging es in der Tat gut und er würde wahrscheinlich noch eine Weile fernsehen, bevor er einschlief.
Sie unterhielten sich ein paar Minuten miteinander, ehe sein Vater ihn wegschickte. „Geh dich mal amüsieren, um Gottes willen!“, mahnte er und wandte sich dann wieder seinem Fernsehprogramm zu. „Ein paar Stunden komm ich schon allein zurecht. Ich bin nicht hilflos, weißt du.“ Jawohl, die Medizin wirkte.
„Okay, mach’ich.“ Dakota verließ das Zimmer und ging auf die Suche nach Wally. Er fand ihn mit Phillip und Mario auf der Veranda. „Alle fertig fürs Abendessen?“ Köpfe nickten und alle sahen ihn an, als wären sie am Verhungern. „Dann lasst uns in die Stadt fahren.“ Dakota warf Mario die Schlüssel zu. „Du fährst.“
Sie stiegen ins Auto. Dakota zog Wally zu sich auf den Rücksitz. Neben ihm fühlte sich der Mann einfach gut an und er roch auch so gut - ein berauschender Mix aus Schweiß, Sex und Wally. Was wollte er mehr?
Mario startete den Motor und fuhr mit durchdrehenden Reifen in einer Staubwolke die Auffahrt hinunter. Alle vier lachten. Am Ende der Auffahrt beschleunigte der Truck. Sie flogen die Straße entlang und zogen dabei eine Staubwolke hinter sich her. Durch die heruntergelassenen Fenster blies ihm der Fahrtwind ins Gesicht und Dakota fühlte, wie Wally näher an ihn heranrückte. Viel besser konnte es gar nicht werden.
Hobart war zwar nicht groß, aber doch mehr als nur eine breitere Stelle in der Straße. Als sie in die Stadt fuhren, kamen sie auf ihrem Weg zur örtlichen Kneipe am Futtermittelgeschäft und am Supermarkt vorbei. Gifford’s war ein bisschen von allem: teils Bar, teils Restaurant und dazu noch Tanzlokal, Rollschuhbahn und Spielhalle. Das Durcheinander von Anbauten sah nach nicht viel aus, doch dort ging man hin, wenn man Spaß haben wollte.
Mario bremste scharf ab, als er auf dem Parkplatz in einem der vorderen Stellplätze zum Stehen kam. Wallys Augen waren inzwischen schreckgeweitet; Dakota rechnete fast damit, dass er den Boden küssen würde, wenn er erst mal aus dem Auto wäre. Dakota ermahnte sich, nichts zu trinken, da er auf dem Rückweg fahren würde. Das war besser für ihrer aller Seelenfrieden.
„Wo hast du Auto fahren gelernt, in Indianapolis?“, fragte Wally sarkastisch, als sie sich vor dem Truck sammelten, bevor sie reingingen. „Bist du dir sicher, dass dein Nachname nicht Andretti ist? Großer Gott!“ Wallys Lächeln ließ sein Gesicht erstrahlen und sein Gelächter steckte an. Besonders, da Dakota seit Jahren dasselbe sagte. Am Lenkrad war sein Vormann nämlich eine Landplage. Aber um Wally eine Zeit lang im Arm halten zu dürfen, war es das wert gewesen.
„Gehen wir was essen“, verkündete Dakota, zog die Tür auf und hielt sie für die anderen. Drinnen nannte er Kerry seinen Namen und sie führte sie an einen Tisch. Während sie durch den Speiseraum gingen, bemerkte Dakota, wie Gespräche verstummten und sich ein paar Köpfe in ihre Richtung drehten. Einem plötzlichen Beschützerinstinkt folgend und ohne überhaupt darüber nachzudenken, legte Dakota seine Hand auf Wallys Rücken und führte ihn an den Tisch. Er kannte die meisten der Leute in dem Restaurant.
An ihrem Tisch setzten sie sich. „Mark, euer Kellner, ist gleich bei euch.“ Kerry lächelte und ging. Dabei zwinkerte sie Dakota zu.
Wally sah sich um und zappelte auf seinem Stuhl. „Wen oder was starren die denn alle so an?“
Ohne aufzublicken
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