Ein weites Land – Miteinander (Geschichten aus der Ferne) (German Edition)
nicht lange“, fuhr Dakota fort. Wally spürte, wie er sich hinter ihm bewegte und drehte sich um, so dass er Dakotas Gesicht sehen konnte. „Du könntest im Haus wohnen, wenn du willst. Du müsstest nicht mit mir zusammenleben, aber ich hoffe, du würdest das wollen. Du hättest deinen eigenen Job und könntest dir hier vielleicht ein Leben aufbauen, weißt du. Mit mir.“ Dakota hielt inne und verzog das Gesicht. „Jetzt plappere ich schon wie ein Schulmädchen.“
Wally rückte näher und lächelte sanft. „Ich mag es, wenn du plapperst, das sagt mir nämlich, dass du von etwas begeistert bist.“ Er streichelte über Dakotas leicht stoppelige Wange. „Ich verspreche dir, dass ich darüber nachdenken werde.“ Wally sah Dakota in die Augen, als sein Blick weich wurde und die Nervosität allmählich der Hoffnung wich. „Ich bin gerne hier, Kota, wirklich. Aber meine Freunde und meine Familie sind in Wisconsin.“
Ihm gefiel es in Wyoming. Hier schien es sich gut leben zu lassen und die meisten Menschen, die er hier kennengelernt hatte, waren nett. Aber er war auf Urlaub hier. Würde es ihm hier noch genauso gut gefallen, wenn er hier lebte, statt nur zu Besuch zu sein? Er schluckte, als sein Verstand Frage um Frage heraufbeschwor. „Ich sage nicht nein, es ist einfach nur so, dass ich sehr viel aufgeben würde.“ Ihm war klar, dass Dakota Gefühle für ihn hatte, das hatte er gerade eben bewiesen. Aber Wally hatte ihn erst vor einer Woche kennengelernt, und er war sich nicht sicher, ob das ausreichte, um sein ganzes Leben zu verändern. Eines war allerdings sicher—wenn er Dakota so nahe war, konnte er seinem Urteilsvermögen nicht ganz trauen, besonders wenn Dakota … das tat.
„Versuchst du, mich zu beeinflussen?“ Die Finger, die auf seiner Hüfte tanzten, hielten inne.
Ein verschmitztes Glitzern erschien in Dakotas Augen. „Funktioniert es?“
Sein Körper stimmte zu, begann, sich zu rühren, doch Wally hatte keine Energie mehr. Er würde versuchen, seine Fragen vorerst auf sich beruhen zu lassen. Er war nackt, lag neben Dakota im kühlen Schatten und im Hintergrund murmelte ein Bächlein. Das Denken würde er auf später verschieben – hier gab es zu viel zu genießen, um sich jetzt allzusehr den Kopf zu zerbrechen. Er würde weiß Gott über alle möglichen Eventualitäten nachgrübeln … später. Dakotas Finger setzten ihre träge Reise über seine Haut fort … okay, viel später.
Kapitel 10
N ACH dem faulen Nachmittag am Bach machten Dakota und Wally ihre Pferde los, stiegen auf und ritten zurück zur Ranch. Dakotas Blick wanderte immer wieder zu Wally. Jedes Mal machte sein Herz einen hoffnungsvollen Satz. Er hatte Wally tatsächlich gebeten, auf der Ranch zu bleiben und dieser hatte nicht „nein“ gesagt. „Ja“ hatte er zwar auch nicht gesagt, doch Dakota konnte seine Gründe nachvollziehen. Er verlangte wirklich viel von ihm, und Dakota war sich darüber im Klaren, dass er im umgekehrten Falle nie seinen Vater und die Ranch verlassen könnte. Das war einfach nicht möglich. Vielleicht später einmal, wenn sein Vater … Dakota schluckte und zwang sich, nicht an das Unvermeidliche zu denken. „Hey, Speedy, das hier ist doch kein Rennen!“, rief er Wally zu, der vorausgeritten war.
„Ist es nicht?“, scherzte Wally und trieb sein Pferd an, bis er im Galopp davonzog.
„Komm schon, Junge. Wir können uns doch nicht so vorführen lassen!“ Dakota gab seinem Pferd einen Stups in die Seite. Roman schoss davon und raste über den vertrauten Weg zur Ranch. Wally gewann, aber auch nur knapp. „Du hast gemogelt!“, meckerte Dakota, als er abstieg und das Grinsen auf Wallys Gesicht sah.
„Ja, genau“, gab dieser pikiert zurück, „du bist ja nur sauer, weil dich ein Städter geschlagen hat.“
Dafür hatte Wally eigentlich eine Lektion verdient. Dakota liebäugelte schon mit der Regentonne, da sah er Greg über den Hof kommen und geradewegs auf Wally zusteuern. Dakotas erster Instinkt war, hinzulaufen und seinen Geliebten zu beschützen, aber er hielt sich bewusst zurück. Wally hatte schließlich bewiesen, dass er selbst auf sich aufpassen konnte.
„Wally“, hörte Dakota Greg rufen, und dann nahm der Mann doch tatsächlich den Hut ab. „Ich … wollte mich bei dir bedanken.“ Dakotas Argwohn wuchs ein wenig. Er beobachtete, wie Greg verlegen von einem Fuß auf den andern trat und fragte sich, was da vor sich ging. „Mario hat gesagt, dass du meinen Arsch vor dem
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