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Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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besser hätte bleiben lassen sollen, und bildete mindestens einen von ihnen sogar zum »Meister« aus, wie Nightingale es bezeichnete – was er unbedingt hätte bleiben lassen sollen. Irgendwann (wann, wissen wir nicht genau) zog dieserLehrling nach London und lief zur Dunklen Seite über. Also, nicht dass Nightingale es je als Dunkle Seite bezeichnet hätte, aber Lesley und ich konnten einfach nicht widerstehen.
    Dieser Mensch tat anderen Menschen schreckliche Dinge an, einiges davon habe ich selbst gesehen – etwa den abgetrennten Kopf von Larry der Lerche oder die anderen Insassen des Strip Club des Dr. Moreau –, und Nightingale hat noch mehr gesehen, aber darüber will er nicht reden.
    Aus Augenzeugenberichten wussten wir, dass er mit Hilfe von Magie seine Gesichtszüge verschleiern konnte. Ende der Siebziger schien er sich aus dem Geschäft zurückgezogen zu haben, und unseres Wissens hatte niemand seine Nachfolge angetreten, bis irgendwann vor drei oder vier Jahren der Gesichtslose auf den Plan getreten war. Im Oktober war er verflixt nahe daran gewesen, mir den Kopf wegzupusten, und ich hatte es nicht besonders eilig, ihm wieder zu begegnen. Oder sagen wir mal, keinesfalls ohne Verstärkung.
    Jedenfalls konnten wir es nicht hinnehmen, dass ein ethisch fragwürdiger Magier auf unserem Terrain herumspazierte. Also beschlossen wir, ihn unter Zuhilfenahme einer aufklärungsbetonten Ermittlungstechnik dingfest zu machen. Aufklärungsbetonte Ermittlungstechnik bedeutet, dass man sich überlegt, was man tut, bevor man mitten hineinrennt und sich den Kopf wegpusten lässt. Daher arbeiteten wir uns jetzt langsam durch die Liste möglicher Mitglieder des Dining-Clubs in der Hoffnung, die Identität des Gesichtslosen herauszubekommen. Denn die müsste er nicht verbergen, wenn sie nicht ein Schwachpunkt von ihm wäre.Shakespeare Tower ist einer von drei Wohntürmen, die zum Barbican-Komplex in der Londoner City gehören. Er war in den Sechzigern von Anhängern derselben an den Guernsey-Bunkern geschulten Architekturströmung geplant worden, die auch für meine Schule verantwortlich war – noch so ein brutalistischer Turm aus Betonzacken, der nur deshalb in die Denkmalschutzliste aufgenommen worden war, weil die Alternative darin bestanden hätte, sich einzugestehen, wie verdammt hässlich er war. Aber egal was ich in ästhetischer Hinsicht von ihm hielt, Shakespeare Tower besaß etwas, was in London praktisch einzigartig und wofür ich sehr dankbar war, während ich mit dem Asbo durch die verschneiten Straßen schlitterte – eine eigene Tiefgarage.
    Wir fuhren hinein, winkten dem Typen in der Glaskabine mit unseren Dienstausweisen zu und parkten auf dem Platz, den er uns zuwies. Er erklärte uns auch, wo der Ausgang war, aber wir irrten trotzdem fünf Minuten lang hilflos umher, bis Lesley zwischen all den Rohren und Betonpfeilern ein dezent verstecktes Hinweisschild entdeckte. Man ließ uns mit Hilfe des Türsummers ein. Oben in der Eingangshalle nahm uns ein Rezeptionist in Empfang.
    »Wir sind hier, um Albert Woodville-Gentle zu befragen«, sagte ich.
    »Und wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie ihn nicht vorwarnen würden, dass wir kommen«, fügte Lesley hinzu, als wir den Aufzug betraten.
    »Ist doch nur eine Befragung«, sagte ich zu ihr, während sich die Tür schloss.
    »Wir sind die Polizei, Peter. Es ist immer gut, wennman als böse Überraschung auftaucht, da haben die Leute weniger Vorsprung, ihre Leichen in den Keller zu schaffen.«
    »Stimmt schon irgendwie«, sagte ich.
    Lesley seufzte.
    Die Lobby war in jedem Stockwerk identisch, ein Dreieck aus unverputzten Betonwänden, grauem Teppichboden und mit Notausgängen in der Größe und Form von U-Boot-Drucktüren. Albert Woodville-Gentle wohnte im 30. Stock, auf zwei Dritteln der Gebäudehöhe. Alles war extrem sauber. Irgendwie beunruhigt es mich, wenn solche Mengen von bewohntem Beton so sauber sind.
    Ich klingelte.
    Was die Polizei ausmacht, ist im Wesentlichen, dass sie offen ermittelt. Man erwartet von dir, dass du bei den Leuten vor der Tür stehst, ihnen mit Hilfe der schieren Macht deiner Autorität eine Höllenangst einjagst und ihnen so lange Fragen stellst, bis sie dir erzählen, was du wissen willst. Leider stehen wir vom Folly unter der Order, die Existenz des Übernatürlichen wenn nicht geheimzuhalten, so doch wenigstens nicht selbst anzusprechen – anscheinend gehört das zur Abmachung. Das bedeutete, eine Befragung mit dem Satz zu

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