Ein zauberhafter Liebesschwindel - The Importance of being Married / 01 The Wild Trilogy
sind nicht mehr in den Achtzigern. Ich rede von Weinblättern. Ich rede von Dekadenz. Ich rede von Maximalismus. Trauben. Wein. Üppige, überbordende Tischgestecke und dekorierte Wände. Ich will Zweige, lange Zweige, wie Bäume, überall im Empfangsbereich, mit kleinen Lämpchen, die angeschaltet werden, sobald die Sonne untergeht. Wie ein Zauberwald. Magisch. Wie im Sommernachtstraum .«
Meine Augen begannen zu leuchten. »Ich liebe dieses Stück. Und die Idee mit dem Zauberwald ist auch toll.« Plötzlich flammte ein Bild vor meinem inneren Auge auf – von mir als Märchenkönigin, ätherisch und verträumt. Ich spürte Giles' Blick auf mir und wurde rot. »Aber das ist nicht unbedingt … griechisch, oder?«
Er musterte mich abfällig. »Man muss schon über den Tellerrand schauen können«, tadelte er kopfschüttelnd. »Wir reden hier von etwas Klassischem. Von Magie. Aphrodite. Titania. Das ist doch ein und dasselbe.«
»Womit ich Bottom wäre«, folgerte ich kichernd. »Oder ist das mein künftiger Mann?«
Giles grinste, dann wurde seine Miene wieder ernst. »Es gibt eine Menge zu tun«, stellte er fest. »Aber bevor wir anfangen, muss ich eines wissen. Warum haben Sie sich ausgerechnet an mich gewandt, nachdem Sie so schmählich im Stich gelassen wurden? Diese Information hilft mir zu verstehen, wonach Sie genau suchen, verstehen Sie? Haben Sie mich ausgesucht, weil ich mich so auf die Details konzentriere, wegen meiner Vision? War es meine Kreativität, mein Flair? Und wer hat Ihnen den Tipp gegeben? War es Antonia Harrison? Oder Isabella Marchant?«
Ich lächelte vage, unsicher, ob ich zugeben konnte, dass ich schlicht und ergreifend über Google auf ihn gestoßen war. Höchstwahrscheinlich war Ehrlichkeit in diesem Fall eine schlechte Idee – jetzt, wo er mir meinen eigenen Zauberwald gestaltete, eine Traumbühne für meine surreale Hochzeit schuf. Deshalb griff ich zu der diplomatischsten Notlüge, die mir auf die Schnelle einfiel. »Viele verschiedene Leute«, antwortete ich mit einem beinahe mystischen Lächeln. »Wann immer ich bei jemandem das Thema Blumen angeschnitten habe, tauchte Ihr Name auf.«
»Ja.« Giles' Augen leuchteten dankbar. »Ja, das kommt vor. Es ist eine große Verantwortung, wissen Sie. Ich lasse die Träume der Menschen wahr werden, und das ist keine leichte Aufgabe. Aber am Ende gelingt es mir immer. Also, fangen wir an. Ja?«
»Klar«, sagte ich. »Reden wir über diese klassisch-griechischen, mythologischen Shakespeare-Hochzeitsblumen.«
Giles musterte mich eine Sekunde lang argwöhnisch, dann zuckte er die Achseln. »Also«, sagte er. »Die Farben. Verraten Sie mir die Farben, die Sie mögen.«
Ich dachte einen Moment nach. Orange hätte ich am liebsten gesagt. Orange ist meine Lieblingsfarbe – sie ist hell und freundlich, ohne einen zu erschlagen oder wichtigtuerisch, träge und langweilig zu sein. Doch stattdessen zog ich die Pantone-Nummern heraus, die Fenella mir gegeben hatte. Wenigstens das war ich ihr schuldig.
»Rot und Grün«, ereiferte ich mich. »Diese Pantone-Nummern sind es.«
»Pantone-Nummern?« Giles musterte mich eigentümlich. »Ihnen ist klar, dass Blumen sich nicht nach Pantone-Nummern einteilen lassen, ja?«
Ich wurde rot. »Ich weiß … ich wollte nur …«
»Sie sind in der Werbung, stimmt's?«, fragte Giles grinsend.
Ich nickte.
»Mehr brauche ich nicht zu wissen«, sagte er und nahm die Farbmuster. »Ich werde mich bemühen, das Passende zu finden. Die Entwürfe schicke ich Ihnen dann mit der Post. Und jetzt erzählen Sie mir von der Trauungszeremonie und dem Empfang. Ich brauche die Dimensionen des Raums, Fotos, oh, und natürlich die genaue Gästezahl. Und ich muss Sie in Ihrem Brautkleid sehen. Wir müssen unbedingt Ihre Arme messen, und ich brauche eine Probe von Ihrem Lippenstift, den Sie an Ihrem großen Tag zu tragen gedenken. Ich werde eine Prinzessin aus Ihnen machen, Jessica Wild.«
»Damit ich glücklich leben kann bis zum Ende meiner Tage. Ende?«, fragte ich und zwang mich zu einem Lächeln, ohne auf den Kloß zu achten, der sich gerade in meiner Kehle bildete.
»Damit Sie glücklich leben können bis ans Ende Ihrer Tage. Kapitel eins«, korrigierte er kopfschüttelnd. »Eine Hochzeit ist nicht das Ende, sondern der Beginn.«
»Der Beginn«, wiederholte ich leise. »Natürlich. Lassen Sie mich … das Kleid holen.«
Ich ging in mein Zimmer und nahm das weiße Spitzen-kleid aus dem Schrank. Mit gerunzelter Stirn
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