Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Zirkus für die Sterne

Ein Zirkus für die Sterne

Titel: Ein Zirkus für die Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry B. Longyear
Vom Netzwerk:
plötz­lich er­star­ren. Ei­ner nach dem an­de­ren stell­ten die Ar­bei­ter fest, daß der Wäch­ter nicht sie ge­meint hat­te, und mach­ten wei­ter. Tom War­ner sah an dem her­me­tisch ver­sie­gel­ten Turm hoch. »Wo­hin gehst du, Mensch?«
    »Ge­ehr­ter, ich soll mich in die­ser Stun­de beim Dorf­vor­ste­her mel­den.«
    Die Stim­me schwieg den Au­gen­blick lang, den die Nu­u­mi­ier den Schre­ckens­mo­ment nann­ten. »Wei­ter­ma­chen, Mensch.«
    Er neig­te den Kopf vor dem Turm, dreh­te sich um und stieg den Hü­gel wei­ter hin­auf auf das Dorf zu, wohl wis­send, daß der Blick des Wäch­ters ihm fol­gen wür­de, bis er hin­ter dem Kamm ver­schwun­den war, für den Fall, daß Tom War­ner dumm ge­nug sein soll­te, ei­ne Ges­te zu ma­chen. Ja­son hat­te die­se Ges­te ein­mal ge­macht – er hat­te die of­fe­ne Hand­flä­che mit ge­spreiz­ten Fin­gern dem Wär­ter ent­ge­gen­ge­streckt. Kei­ner der Men­schen kann­te die Be­deu­tung die­ser Ges­te für die Nu­u­mi­ier, aber es war das ein­zi­ge Mal, daß je­mand ei­ne die­ser Krea­tu­ren zor­nig ge­se­hen hat­te.
    Tom War­ner hielt die fla­che Hand ge­gen den Schen­kel ge­preßt. Als er auf dem höchs­ten Punkt der Stei­gung an­ge­kom­men war, kam ein wei­te­rer der her­me­tisch ver­sie­gel­ten Wacht­tür­me in Sicht. Da­hin­ter lag das Dorf, Rei­hen von Blech- und Plas­tik­ba­ra­cken.
    »Mensch, wo­hin gehst du?«
    Tom blieb schwan­kend ste­hen, hol­te zwei­mal tief Luft und blick­te an dem Turm hin­auf. »Ge­ehr­ter, ich ha­be Be­fehl, mich in die­ser Stun­de beim Dorf­vor­ste­her zu mel­den.«
    Die Pau­se. »Zu wel­chem Zweck?«
    »Ge­ehr­ter, ich weiß es nicht.«
    Die Pau­se. »Wei­ter­ma­chen.«
    Tom ging wei­ter, aber sei­ne Knie ga­ben bei­nah nach. Er schloß die Au­gen, dehn­te die Fin­ger und at­me­te noch ein paar­mal tief ein. Haß ist für sie kein Ge­fühl, dach­te er. Er ist ein Be­kennt­nis, ei­ne Re­li­gi­on, ei­ne Phi­lo­so­phie. Er spür­te, wie sei­ne ver­krampf­ten Rücken­mus­keln et­was wei­cher wur­den, und ging wei­ter auf das Dorf zu, oh­ne sich um­zu­se­hen.
    Der Fels­staub, der den Bo­den be­deck­te, wur­de dün­ner, als er nä­her kam, und Tom klopf­te ge­gen sei­ne Lum­pen in dem ver­geb­li­chen Ver­such, den Staub her­aus­zu­schla­gen und ihn hin­ter sich zu las­sen. Als er die Haupt­stra­ße des Dor­fes er­reich­te, die durch ex­ak­te Rei­hen ge­sichts­lo­ser Ba­ra­cken ge­säumt wur­de, trat er vor den Wacht­turm, der sich breit über dem stau­bi­gen Weg spreiz­te. Der Dorf­wäch­ter war an­ders. »War­ner, du kommst zu früh aus der Gru­be zu­rück.«
    Tom zuck­te mit den Schul­tern. »Ge­ehr­ter, ich muß mich beim Dorf­vor­ste­her mel­den.« Der Dorf­wäch­ter schi­en freund­li­cher als die an­dern zu sein, Tom be­feuch­te­te sei­ne staub­be­deck­ten Lip­pen und wag­te einen Vor­stoß. »Ge­ehr­ter, weißt du ir­gend et­was dar­über?« Tom leck­te sich noch ein­mal über die Lip­pen; Freun­de von ihm hat­ten die Schocks be­kom­men, weil sie über­flüs­si­ge Be­mer­kun­gen zu den Wäch­tern ge­macht hat­ten.
    »Ich weiß nichts, War­ner. Viel­leicht hängt es mit ei­ner neu­en Grup­pe von Gru­ben­ar­bei­tern zu­sam­men, die ins Dorf kom­men wird.«
    Tom at­me­te tief aus. »Ge­ehr­ter, mei­nen Dank.«
    »Wei­ter­ma­chen, War­ner.«
    Tom ging wei­ter und schüt­tel­te den Kopf. Er zuck­te mit den Schul­tern und dach­te, daß auch Zoowär­ter sich für ih­re Tie­re zu in­ter­es­sie­ren be­gan­nen, wenn sie sie erst ein­mal nä­her kann­ten. Er bog rechts von der Stra­ße ab, kam an ei­ne Ba­rack­en­tür und öff­ne­te sie. Er trat in das schwach be­leuch­te­te In­ne­re und schloß die Tür. Der Flur war kurz, rechts und links be­fand sich ei­ne Tür, und ei­ne wei­te­re Tür am En­de führ­te zu den Schlaf quar­tie­ren der Ar­bei­ter. Tom öff­ne­te die rech­te Tür. An ei­nem ein­fa­chen Tisch saß ein bläß­li­cher Mann, der von ei­ni­gen Auf­zeich­nun­gen hoch­sah und blin­zel­te. »Komm rein, Tom.«
    Tom trat in das Bü­ro, das zu­gleich als Schlaf­raum diente, schloß die Tür und setz­te sich auf die Prit­sche an der Wand ne­ben den Tisch. »Wes­we­gen woll­test du mich

Weitere Kostenlose Bücher