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Eine Andere Welt

Eine Andere Welt

Titel: Eine Andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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zu mir und ich zu Kathy sagte, aufnehmen können. Mit Originalton und in Farbe wäre es eine hübsche Sache für meine Schau, irgendwo gegen das Ende zu, wo uns gelegentlich der Stoff ausgeht. Von wegen gelegentlich: meistens. Immer.
Er konnte seine Ansage förmlich hören: »Was kann einem Mann geschehen, einem braven Mann ohne Vorstrafen, einem Mann, der eines Tages seine Ausweispapiere verliert und sich vor die Frage gestellt sieht ...« Und so weiter. Es würde das Publikum faszinieren, alle dreißig Millionen, denn es war genau das, was jeder von ihnen fürchtete. »Ein unauffälliger Mann«, würde er fortfahren, »und doch ein Gebrandmarkter. Was wird aus einem solchen Menschen, wenn er nicht ersetzen kann, was ...« Blabla. Weiter und weiter. Zum Teufel damit! Nicht alles, was er tat oder sagte oder erlebt hae, kam in die Schau; und so ging es auch mit dieser Geschichte. Wie er hier auf der Straße stand, war er auch nur ein Verlierer unter vielen. Viele sind berufen, sagte er sich, doch wenige sind auserwählt. Ich werde einen anderen Fälscher suchen, beschloß er, einen, der kein Informant der Polizei ist, und mir einen kompleen Satz neuer Ausweispapiere besorgen, diesmal welche ohne Mikrosender. Und dann werde ich eine Schußwaffe brauchen.
Ich häe daran denken sollen, als ich in diesem Hotelzimmer aufwachte, sagte er sich. Einmal, vor Jahren, als das ReynoldsSyndikat versucht hae, sich in seine Schau einzukaufen, hae er sich eine Pistole zugelegt.
Und Kathys ›mystische Trance‹, ihr Schreianfall. Während dieses Teils würde zur Aulärung der Fernsehteilnehmer vor dem Hintergrund ihrer Schreie eine reife männliche Stimme eingeblendet: »Dies zeigt, was es heißt, psychotisch zu sein. Psychotisch sein bedeutet Leiden, Leiden über alles erträgliche Maß hinaus ...« Und so fort. Blabla. Mit einem tiefen Atemzug inhalierte er die kalte Nachtlu, zog fröstelnd die Schultern hoch, rammte die Hände tief in seine Hosentaschen und ließ sich vom Strom der Passanten mitnehmen.
Und sah sich kurze Zeit später am Ende einer Schlange von Wartenden, die sich in Zehnerreihen vor einem Kontrollpunkt der Polizei gestaut haen. Ein grauuniformierter Polizist lungerte am Ende der Schlange herum und paßte auf, daß niemand kehrtmachte und in die entgegengesetzte Richtung ging.
»Können Sie sich nicht ausweisen?« sagte er zu Jason, als dieser das Weite suchen wollte.
»Selbstverständlich«, sagte Jason.
»Das ist gut für Sie«, erwiderte der Polizist lächelnd. »Denn wir kontrollieren hier schon seit acht Uhr früh und haben unsere Quote noch immer nicht beisammen.«
6
    Z
    wei stämmige graue Polizisten packten den Mann vor Jason bei den Armen und sagten unisono: »Diese Kennkarte wurde vor einer Stunde gefälscht; sie ist noch feucht. Sehen Sie? Sehen Sie, wie die Tinte unter der Hitze läu? In Ordnung!« Sie nickten und reichten ihn zwei anderen Polizisten weiter, und der Mann verschwand in einem bereitstehenden Gefangenentransportwagen in den unheilvollen schwarzen und grauen Farben der Polizei.
    »Nun zeigen Sie mal her«, sagte einer der Polizisten in gemütlichem Ton zu Jason. »Sehen wir, wann Ihre gemacht worden sind.«
    »Ich habe meine Papiere seit Jahren«, sagte Jason. Er zog die Brieasche, nahm die Ausweise heraus und reichte sie den Polizisten.
    »Vergleich die Unterschrien«, sagte der Dienstältere zu seinem Kameraden. »Sieh nach, ob sie sich decken.«
Kathy hae recht gehabt.
»Nein, sie decken sich nicht«, sagte der andere nach kurzer Untersuchung. »Aber diese Militärdienstbescheinigung hier scheint einen Mikrosender gehabt zu haben, der weggekratzt wurde. Ich muß mir das unter der Lupe ansehen.« Er schaltete Licht ein, legte die gefälschte Karte unter die Linse und betrachtete kritisch die stark vergrößerten Details. »Siehst du?« sagte er zu seinem Kollegen.
Dieser wandte sich zu Jason. »Hae diese Bescheinigung einen elektronischen Punkt, als Sie aus dem Militärdienst entlassen wurden?« fragte er. »Können Sie sich erinnern?« Beide musterten Jason, während sie auf seine Antwort warteten.
Was zum Teufel sollte er sagen? »Ich weiß es wirklich nicht«, meinte er achselzuckend. »Ich weiß nicht mal, wie ein ...« Er wollte sagen ›Mikrosender‹, korrigierte sich aber noch rechtzeitig und sagte: »... wie ein elektronischer Punkt aussieht.«
»Es ist ein Punkt, Mister«, sagte der Jüngere der beiden. »Hören Sie überhaupt zu? Stehen Sie unter Drogen?« Zu seinem Kollegen:

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