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Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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ließ, ihren Gemahl zu töten.

18
    »Würdest du die Güte besitzen, mir zu enthüllen, was ich dir getan habe?«
    Balan griff die Zügel fester und verlangsamte. Die Augen zu Schlitzen verengt, blickte er verdrießlich zu seinem Cousin. Nachdem er Cecily bei seiner Gemahlin zurückgelassen hatte und die vielen Pflichten, die im Schloss seiner harrten, fürs Erste verschoben hatte, war er mit Osgoode zur Jagd aufgebrochen. Die sechs Rinder, die er in Carlisle erworben hatte, waren doppelt so teuer gewesen wie die gleiche Anzahl vor der Pestepidemie. Daher lag es ihm fern, auch nur eines für Bratentopf und -spieß zu opfern. Ihm stand der Sinn entschieden mehr nach Rinderzucht, damit weitere wertvolle Kälber geboren würden.
    »Und?«, forschte Osgoode.
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, gab Balan unwirsch zurück.
    »Ich rede davon, dass du mich mit Schweigen strafst und mich schon den ganzen Weg anfunkelst, als wäre ich dein ärgster Widersacher. Würde es Seiner Lordschaft etwas ausmachen, mir zu offenbaren, was ich Seiner Lordschaft getan habe?«
    Balan sandte ihm einen weiteren düsteren Blick. »Warum teilst du mir nicht lieber mit, was meine Gemahlin dir vorhin berichtete?«
    Osgoodes Augenbrauen schossen nach oben. »Cousin, du bist eifersüchtig!«
    »Du irrst«, schnaubte Balan. »Ich bin neugierig.«
    Osgoode schüttelte den Kopf und schmunzelte ungläubig. »Murie wollte lediglich von mir erfahren, warum ich sie für die Frau im Dorf hielt.«
    Balans Miene hellte sich kaum merklich auf, und er legte den Kopf schief. »Und warum glaubtest du, es wäre Murie? Ich gestehe, der Gedanke, dich das zu fragen, ist mir nicht gekommen.«
    »Es war die Farbe ihres Gewandes«, erläuterte Osgoode. »Ich hätte geschworen, es wäre das burgunderfarbene mit dem schwarzen Überwurf gewesen, das Murie so sehr schätzt.«
    »Das burgunderfarbene mit dem schwarzen Überwurf?«, wiederholte Balan mit schleppender Stimme.
    »Ganz recht. Allerdings trug Murie es nicht, als sich der Unfall mit dem Tisch ereignete, und sie hätte sich nicht so rasch umkleiden können. Jemand anders muss es getragen haben, oder es war ein Gewand, das Muries ungemein ähnlich sieht.«
    »Jemand anders«, wiederholte Balan.
    »Habe ich es dir bereits berichtet?«, ergriff Osgoode erneut das Wort. »Nachdem ich beinahe selbst in dem Feuer umgekommen bin, hat Anselm beschlossen, mich nicht mehr zu verdächtigen, dir ans Leben zu wollen. Er eröffnete mir seine Theorien und die der anderen Männer. Nach ihrem Dafürhalten hielt sich dein Widersacher auf der Rückfahrt von Windsor nach Gaynor in unserer Reisegruppe auf, ansonsten hätten sie es gewiss bemerkt, wenn Fremde sich an den Pferden zu schaffen gemacht und das Fleisch mit Gift versetzt hätten.«
    »Eine Frau in unserem Reisetross, die Zugang zu Muries Garderobe hat!«, entfuhr es Balan.
    »So scheint es … Wohin reitest du?«, fragte Osgoode plötzlich in heller Aufregung, da Balan unvermittelt sein Ross wendete und den Weg einschlug, den sie gekommen waren.
    »Die einzige Person, auf die das zutrifft, ist Cecily«, knirschte er.
    »Cecily?«, wiederholte Osgoode verwundert. »Weswegen sollte Muries Zofe dich töten wollen?«
    »Warum versuchst du, meinen Gemahl zu töten?«, platzte Murie unverblümt heraus. Nach ihrer Unterredung mit Osgoode hatte sie überlegt, wie sie es angehen sollte, Cecily zu befragen, und der direkte Weg schien ihr am geeignetsten. Sie war ein wenig gereizt aufgrund des Verhaltens ihres Gemahls. Er war kurz angebunden gewesen, als er mit Cecily zurückkehrte. Mit knappen Worten hatte er kundgetan, dass er mit Osgoode zur Jagd wollte. Dann waren die beiden wieder fortgeritten.
    Murie, die ihnen nachdenklich hinterherschaute, hatte Erol und Godart mit einem vielmeinenden Blick zu verstehen gegeben, ihrem Gemahl zu folgen. Soweit sie das einzuschätzen vermochte, war Balan zwar absolut sicher, solange die Zofe bei ihr weilte, doch Murie wollte Cecily vertraulich und ohne Zeugen mit dem Vorwurf konfrontieren. Sie stand seit über zehn Jahren in ihren Diensten, folglich gehörte es sich nicht anders, entschied Murie. Indem sie die Sache selbst in die Hand nahm, hoffte sie, eher eine aufrichtige Antwort zu bekommen. Cecily schien jedoch nicht willens, ein Geständnis abzulegen.
    Ein beinahe übernatürliches Schweigen legte sich über die Lichtung. Das Vogelgezwitscher in den Bäumen und das Summen und Brummen der Insekten waren mit einem Mal verstummt. Die

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