Eine Braut von stuermischer Natur
vorgeführt hatte, den sie erblickte – wie sich herausstellte, waren das lediglich Clement, Thibault, Gatty und Frederick –, lief sie nach oben, um ihr neues Kleid anzuziehen. Da der Tag unaufhaltsam voranschritt, kürzte Murie ihr rasch den Saum und schickte das Mädchen ein weiteres Mal zum Umkleiden in ihre Kammer. Anschließend widmete sie sich einer Bestandsaufnahme der Küche. Nach getaner Arbeit trat sie in den Garten. Eigentlich hatte sie beabsichtigt, ihn lediglich zu inspizieren, doch beim Anblick der Petersilie seufzte sie. Kurz entschlossen kniete sie sich in das Kräuterbeet und schritt zur Tat. Sie zog die kleinen Pflanzen aus dem Boden. Ein markerschütternder Aufschrei hinter ihr ließ sie herumfahren.
Sie spähte über ihre Schulter und blickte verwundert in das zutiefst empörte Gesicht des Kochs, der mit schreckgeweiteten Augen ihre Bemühungen verfolgte.
»Mylady!«, rief er, als er schließlich zu seiner Stimme zurückfand und zu ihr eilte. »Was in Gottes Namen tut Ihr da?«
»Ich entferne die Petersilie aus dem Beet«, beschwichtigte ihn Murie. »Keine Sorge, ich pflanze sie wieder ein, draußen vor dem Gartentor.«
»Aber ich will sie nicht draußen vor dem Gartentor haben. Ich brauche sie hier, gleich bei der Küche, um damit zu würzen«, protestierte er.
»Es ist weniger beschwerlich, ein paar Meter zurückzulegen, um Petersilie zu pflücken, als mit der Gefahr zu leben, dass der Tod im Schloss Einkehr hält.«
»Was sagt Ihr da?«, fragte er verwirrt.
»Hast du nicht gewusst, was es damit auf sich hat, wenn man Petersilie im Garten sprießen lässt? Dann wird noch im selben Jahr der Tod im Haus Einzug halten!«, erregte sie sich. »Mit solcherlei Gedankenlosigkeit gefährdest du das Leben meines Gemahls. Und ich werde das nicht billigen! Die Petersilie wird hinter die Tore des Küchengartens verbannt, und du wirst das kleine Stück laufen müssen, wenn du sie zum Würzen benötigst.«
Clement sah Murie betreten an, schwieg aber. Mit kummervollem Blick spähte er auf die Petersilienpflänzchen, die Murie sorgfältig einsammelte.
»Bist du aus einem triftigen Grunde in den Garten gekommen, Clement?«, forschte sie.
»Gewiss.« Er zog tief den Atem ein, gab sich einen Ruck und fuhr fort: »Seine Lordschaft und Osgoode sind mit einem erlegten Wildschwein von der Jagd zurückgekehrt, und ich kam, um die Kräuter zu pflücken, die ich für die Füllung benötige.«
»Oh.« Ein Strahlen erhellte ihr Gesicht. »Gefülltes Wildschwein zum Nachtessen. Das verspricht, ein köstliches Mahl zu werden.«
»Ganz recht«, seufzte er.
»Dann ist mein Gemahl in der großen Halle?«, fragte sie, während sie die ausgerupften Pflänzchen einsammelte. Endlich konnte sie mit ihrem Ehemann reden, dachte sie, doch Clement belehrte sie eines Besseren.
»Er war es«, antwortete der Koch. »Unseligerweise griff das Wildschwein die Gentlemen an, und beide kehrten blutüberströmt zurück. Sie ritten zum Fluss hinunter, um dort zu baden. Das ersparte mir die Mühen, Wasser zu erhitzen und es über die Treppen in ihre Gemächer zu schleppen.«
»Oh.« Murie trat von einem Fuß auf den anderen und fragte: »Ist es weit bis zum Fluss?«
»Nein. Es ist nicht weit«, räumte er ein, sein Blick unnachgiebig auf die Petersilie geheftet. Der Verdacht keimte in ihr auf, dass er ihr die Pflänzchen mit Freuden entrissen hätte, um sie an derselben Stelle wieder einzupflanzen, wo sie sie ausgezupft hatte, und dass ihre Warnung vor den entsetzlichen Folgen eines solchen Tuns bei Clement auf taube Ohren gestoßen war.
Sie trat einen Schritt von dem Beet fort, kehrte ihm den Rücken und strebte aus dem Garten. »Nun, dann werde ich zum Fluss hinunterlaufen, sobald ich die Petersilie eingepflanzt habe. Ich habe ein Wort mit meinem Gemahl zu reden.«
Als sie davonstapfte, vernahm Murie Clements tiefes Seufzen, doch es kümmerte sie nicht. Dass er sich darüber aufregte, ein kleines Stück gehen zu müssen, obwohl er damit Leben retten konnte, war ihr unbegreiflich.
Schließlich pflanzte sie die Petersilie doch nicht vor das Gartentor. Es hieß lediglich, dass ein Petersilienbeet im Garten Unglück bringe. Also setzte sie die kleinen Pflanzen unter ein Spalier Apfelbäume entlang des Gartenzauns. Zufrieden, dass es nicht unmittelbar im Garten war und Clement vielleicht weniger missmutig wäre, weil er nicht so weit zu laufen hatte, richtete sie sich auf und rieb sich den Schmutz von den Händen. Dann lief sie
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