Eine Braut zu Weihnachten
Ein forscher Ton schwang in seiner Stimme mit. »Sollen wir deine Tante rufen, oder würdest du es vorziehen, allein mit ihr zu sprechen?«
»Würden Sie bleiben?«
»Wenn du möchtest.«
»Nichts wäre mir lieber. Aber …« Sie sah ihn mit einem schiefen Lächeln an: »Jetzt hätte ich doch gern einen Brandy.«
»Und?«
»Sie sind noch immer dort drinnen«, sagte Stokes. »Und sie haben gerade Lady Hadley-Attwaters Tante rufen lassen.«
»Gut.« Sebastian nickte. »Lassen Sie es mich wissen, wenn sie ihr Gespräch beendet haben.«
»Falls Sie mich brauchen, Sir …«
»Rufe ich Sie. Danke, Stokes.« Sebastian begann wieder, im Wohnzimmer auf und ab zu gehen.
Dabei dürfte er eigentlich nicht nervös sein, denn schließlich war es sein Ernst gewesen, als er Veronica sagte, er vertraue ihr, dass sie das tut, was sie für das Beste hielt. Doch obwohl er durchaus bereit war, die Folgen der Wahrheit zu tragen, würde er es vorziehen, sie so lange wie nur möglich zu vermeiden. Egal, wie die Reaktion seiner Familie war, ob es sich auf sein Erbe oder ihre Meinung über ihn auswirkte oder die ihrer Familie, Veronica war das einzig Wichtige für ihn.
Trotzdem hasste er es, sich so machtlos zu fühlen.
»Dein Butler sagte, du würdest hier drinnen herumtigern«, sagte Sinclair, als er den Raum betrat.
»Das scheine ich sehr oft zu tun in letzter Zeit.«
Sinclair neigte den Kopf von einer Seite zur anderen. »Das kommt davon, wenn man keinen gut durchdachten Plan hat.«
»Ich hatte einen Plan«, bellte Sebastian. »Ich wollte sie glauben machen, sie hätte gewonnen. Mich bereit erklären, sie zu meiner Geliebten zu machen, zumindest über die Weihnachtstage. Sie aufs Land bringen und überzeugen – oder verführen, wenn du willst –, mich zu heiraten.«
»Und wie hat das geklappt?«
»Überhaupt nicht. Zuerst fiel meine Familie hier ein und dann die ihre, wie du vielleicht bemerkt haben wirst.« Sebastian schüttelte den Kopf. »Und jetzt bin ich gefangen in einer Farce, die ich selber inszeniert habe.«
»Tja, die Schuld daran ist wirklich ganz und gar die deine.«
»Aus mehr Gründen, als ich aufzählen kann.« Er kniff die Augen zusammen. »Aber was genau meinst du damit?«
»Diesen ganzen Unsinn darüber, die Frau, die du heiraten willst, nicht verführen zu wollen.« Sinclair schnaubte. »Das ist doch absurd.«
»Mir schien es der richtige Weg zu sein, die Sache anzugehen«, erwiderte Sebastian steif.
»Aber das entspricht doch überhaupt nicht deiner Art. Mit wie vielen Frauen bist du zusammen gewesen?«
»Keine Ahnung«, sagte er achselzuckend. »Mit einigen.«
»Mit einer ganzen Menge, soviel ich weiß«, sagte Sinclair. »Ich würde sagen, vergiss den ganzen Blödsinn und verführ sie. So schnell wie möglich. Und dann überzeugst du sie, dich zu heiraten, falls Heirat noch immer das ist, was du willst.«
»Natürlich ist es noch das, was ich will.« Er hielt inne. »Sie hat die Tür zwischen unseren Zimmern abgeschlossen.«
»Sie hat was?«
»Du hast mich schon verstanden. Sie hat die Tür zwischen unseren Zimmern abgeschlossen.«
Sinclair starrte ihn einen Moment lang an, dann lachte er. »Das ist der älteste weibliche Trick der Welt. Verweigere einem Mann, was er will, und eine Frau kann genau das erreichen, was sie will.«
»Ich weiß nicht mehr, was sie will.« Sebastian seufzte frustriert. »Aber in ebendiesem Augenblick beichtet sie alles ihrer Familie.«
»Autsch.« Sinclair tat so, als zuckte er zusammen. »Glaubst du, dass ihr Vater dich erschießen wird?«
»Wohl eher ihre Tante.«
»Dann hast du nichts mehr zu verlieren. Ich sag dir, verführ sie, und tu es noch heute Nacht! Brich die Tür auf, wenn es sein muss. Sag ihr alles, was du mir über sie gesagt hast. Dass du sie morgen mehr lieben wirst als heute und dass du mit ihrer Hand in deiner sterben willst – was übrigens ein exzellenter Spruch ist, den ich mir demnächst mal borgen werde, falls du nichts dagegen hast.«
Sebastian starrte ihn an. »Tu dir keinen Zwang an.«
»Und so weiter und so fort.« Sinclair bedachte ihn mit einem strengen Blick. »Sie liebt dich, alter Junge. Warum in aller Welt würde sie wohl sonst mit dieser Scharade weitermachen?«
»Sie hat nicht von Liebe gesprochen, ich aber auch nicht.«
»Das ist ein weiteres Problem. Sag es ihr, Herrgott noch mal!« Sinclair seufzte resigniert. »Wenn ich bedenke, wie gut du früher mit Frauen umgehen konntest …!«
»Ich konnte keinen klaren
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