Eine Braut zu Weihnachten
sparen.«
»Nein, Sarkasmus ist deine Waffe, meine Liebe.«
»Die ich auch gut zu benutzen verstehe. Aber sie wird mir in diesem Fall nichts nützen.« Veronica seufzte. »Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
»Du könntest ihn heiraten.«
Veronica warf ihr einen vernichtenden Blick zu.
»Ich finde es absurd, dass du es nicht willst.« Julia stieß einen tiefen Seufzer aus. »Wir kennen beide jede Menge Frauen, die trotz ihres Ehestands noch genau das tun, was sie wollen.«
»Ah, aber sind sie glücklich? Oder auch nur zufrieden?«
»Man weiß nie, was in einer Ehe vorgeht, aber die, die zu meinem engeren Bekanntenkreis gehören, sind glücklich.«
»Trotzdem …«
»Du meine Güte, Veronica Smithson!« Julia starrte sie verwundert an. »Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas einmal sehen würde, aber du hast Angst!«
»Das ist ja lächerlich«, empörte sich Veronica. »Wovor sollte ich denn Angst haben?«
Julia zog eine Augenbraue hoch. »Du hast also keine?«
»Nein, natürlich habe ich keine.« Sie dachte einen Moment nach. »Mag sein, dass ich ein bisschen nervös bin, aber das ist auch schon alles.«
Julia schaute sie nur prüfend an.
»Na schön, ich gebe es zu. Vielleicht habe ich tatsächlich ein bisschen Angst. Aber nicht ohne Grund«, sagte sie beleidigt. »Denn so oft Sebastian auch sagt, dass er mich so mag, wie ich bin, was ist, wenn er in einem Jahr oder in fünf, zehn Jahren nicht mehr tolerieren kann, dass ich selbstständig, liberal und geradeheraus bin? Was ist, wenn er feststellt, dass die Frau, die er heute mag, nicht die Frau ist, mit der er ein ganzes Leben verbringen kann?« Sie drehte sich um und begann wieder, auf und ab zu gehen. »Was ist, wenn unser Zusammenleben zu einer Auseinandersetzung nach der anderen wird und keiner von uns auch nur einen Fußbreit nachgibt? Was ist, wenn er anfängt, mich zu hassen? Oder ich ihn plötzlich nicht mehr mag?«
Sie rang nervös die Hände. »Es ist nicht so, dass ich mich nicht ändern will , Julia. Ich kann es nur nicht. Bei Charles war es anders.« Sie warf ihrer Freundin einen Blick zu. »Da war ich nicht ganz so unabhängig, wie ich es heute bin.«
»Kaum zu glauben«, murmelte Julia.
»Ich weiß, dass das schwer zu glauben ist, aber es ist wahr. Vergiss nicht, dass ich geradewegs von meinem Elternhaus zu meinem Mann gezogen bin. Bis Charles starb, hatte ich noch nie meine eigenen Angelegenheiten geregelt oder eine ernsthafte Entscheidung selbst getroffen.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass ich noch einmal so leben kann.«
»Es gibt auch etwas, was man Kompromiss nennt.«
Veronica schnaubte. »Ich konnte nie gut Zugeständnisse machen.«
»Ich vermute, es bedarf einiger Anstrengung.« Julia schwieg einen Moment und holte dann tief Luft. »Liebst du ihn?«
»Ja. Nein. Ich weiß es nicht. Vielleicht.« War es Liebe? Es war nicht das, was sie für Charles empfunden hatte. Das war sehr eindeutig und zweifelsfrei gewesen. Was immer sie dagegen für Sebastian empfand, war verschwommen und schwer zu fassen, als ob es sich irgendwie gerade eben außer Reichweite befände. Aber es war auf jeden Fall etwas Bemerkenswertes. »Möglich.«
»Noch etwas, was ich nie zu erleben erwartet hätte.« Julia lachte. »Dass du dir über irgendetwas nicht ganz sicher bist.«
»Freut mich, dass unser Gespräch dich amüsiert.«
»Aber nein, meine Liebe, das tut es keineswegs. Nicht wirklich. Dich ängstlich und unsicher zu sehen ist sehr bestürzend.« Aber Julias Augen funkelten. »Es ist, als ob ein Held gefallen wäre.«
»Das ist ja lächerlich.« Trotzdem lächelte Veronica widerstrebend.
»Und ich bin sehr besorgt um dich.«
»Danke«, sagte sie besänftigt.
»So.« Julia klopfte auf das Sofa. »Und jetzt setz dich zu mir und lass uns eins deiner kleinen Spiele spielen, ja?«
»Ich will kein Spiel spielen.« Veronica seufzte, setzte sich aber neben ihre Freundin. »Und schon gar nicht eins von meinen.«
»Du hast mich dazu gebracht zu spielen, als ich zu entscheiden versuchte, was ich Harrisons wegen tun sollte. Jetzt bist du dran. Das ist nur recht und billig.«
»Ich war nie eine große Anhängerin von angemessen .«
»Das weiß ich. Wir alle wissen das.« Julia sah Veronica aus schmalen Augen an. »Aber nun zu unserem Spiel …« Sie überlegte kurz. »Beantworte mir eine Frage. Mal angenommen, Sebastian hätte dich gestern Nacht beim Wort genommen und würde sich nicht die Mühe machen, je zurückzukommen –
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