Eine Braut zu Weihnachten
vorangehen zu lassen. »Dies hier ist die Bibliothek. Sie wird mein Lieblingszimmer werden, glaube ich. Das Mobiliar und die Bücher habe ich übernommen. Ich habe leider noch keine Gelegenheit gehabt, sie durchzusehen, aber die meisten von ihnen sind sehr, sehr alt.« Er blickte sich im Zimmer um. »Ich habe den Verdacht, dass hier Unmengen von Kostbarkeiten verborgen sind, echte Schätze sogar.«
»Wertvolle Bände, zweifellos.«
»Zweifellos. Aber …« Er schüttelte den Kopf. »Ich konnte mich noch nie von Büchern trennen, die irgendwie in meinen Besitz gelangten. Wahrscheinlich werde ich noch mehr Regale brauchen …«
Raumhohe, bis zum Bersten gefüllte Regale standen zwischen hohen Fenstern an der Außenwand. Weitere volle Regale flankierten einen großen steinernen Kamin. Das frisch gewachste dunkle Holz der Bücherwände hatte einen schönen warmen Glanz. »Werden Sie in diesem Zimmer schreiben?«
»Es scheint mir der perfekte Raum dafür zu sein.« Er blickte sich um, und in seinen Augen und in seiner Stimme lag Besitzerstolz. »Mit all diesen längst verstorbenen Schriftstellern zur Inspiration.«
Veronica nickte. »Das Zimmer ist wirklich sehr bemerkenswert. Ich kann verstehen, warum es Ihnen so sehr gefällt.«
»Zum Glück haben die meisten der öffentlichen Räume viele ihrer ursprünglichen Charakteristika behalten. Das gefällt mir. Dieses Gefühl der …« Er suchte nach dem richtigen Wort. »Kontinuität, wenn Sie so wollen. Oder der Unvergänglichkeit vielleicht. Dass das Leben hier, ganz gleich, was sich auch im Rest der Welt verändert hat, ruhig und friedlich ist und unbeeinträchtigt von alldem weitergeht.«
»Aber Sebastian!«, sagte Veronica mit einem erstaunten Blick auf ihn. Je näher sie diesen Mann kennenlernte, desto weniger kannte sie ihn wirklich. »Sie wollten gar kein Haus, sondern ein Heiligtum. Eine Festung.«
»In gewisser Weise wahrscheinlich schon.« Er lachte. »Aber zu meinem Heiligtum gehört weit mehr, als Sie bisher gesehen haben. Der Saal, die Wohnräume und Salons, die riesige Küche und …« Er hielt inne und zuckte ein wenig betreten mit den Schultern. »Entschuldigen Sie, Veronica. Ich wollte nicht schwafeln. Es ist nur so, dass dies … nun ja, der bedeutsamste Kauf ist, den ich je getätigt habe. Ich hatte noch nie zuvor ein Haus gekauft. Und wollte es auch eigentlich nie. Aber jetzt, wo ich Lady Greyville habe …« Er schnitt eine Grimasse. »Jetzt werden Sie wirklich denken, Sie verbrächten Weihnachten mit einem Verrückten.«
»Ach, ein bisschen Verrücktheit bei Männern habe ich immer schon gemocht. Im Übrigen …« Sie seufzte übertrieben. »ist ein Hauch von Wahnsinn zu erwarten. Denn wie Sie ja gerade sagten, sind Sie ein verliebter Mann.«
»Ja, das bin ich.« Er schaute ihr in die Augen, und für einen langen Moment sagte keiner etwas, aber Veronica konnte spüren, wie ihr Herz gleich schneller schlug. »Vielleicht sollte ich Sie warnen, dass Lady Greyville eine sehr anspruchsvolle Geliebte ist.«
»Anspruchsvoll wie wir alle, mein Lieber.« Spontan beugte sie sich vor und strich mit ihren Lippen über seine. So viel dazu, jegliche Verführung zu vermeiden. »Wie wir alle.«
Er griff nach ihr, aber sie trat zurück.
»Entschuldigen Sie bitte, Sir Sebastian«, sagte der Butler von der Tür her. »Der Gutsverwalter möchte Sie sprechen.«
Sebastian warf Veronica ein entzücktes Lächeln zu, mit dem er fast ein bisschen wie ein kleiner Junge mit einem neuen Pony aussah. »Ich habe einen Gutsverwalter!«
Sie unterdrückte ein amüsiertes Lächeln. »Das habe ich gehört.«
»Danke, Stokes. In einer Minute bin ich bei ihm«, sagte Sebastian. »Und sehen Sie nach, ob Mrs. Bigelow Zeit hat, Lady Smithson das Haus zu zeigen.«
»Selbstverständlich, Sir.« Der Butler nickte und zog sich wieder zurück.
»Mrs. Bigelow ist die Haushälterin. Sie war früher als Dienstmädchen hier und hat sich sehr gefreut, zurückkehren zu können.«
»Sie braucht mich nicht herumzuführen, Sebastian«, sagte Veronica und schüttelte den Kopf. »Ich kann warten, bis Sie fertig sind, um mir den Rest des Hauses anzusehen.«
»Aber ich nicht. Ich bin schon sehr gespannt auf Ihre Ansichten dazu. Außerdem kennt Mrs. Bigelow das Haus wahrscheinlich besser als ich. Und noch etwas …«, er sah sie einen Moment lang prüfend an, »Sie haben auch einen Landbesitz, nicht?«
Veronica nickte. »Er gehörte meinem verstorbenen Mann. Ich verwalte ihn seit seinem
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