Eine Braut zu Weihnachten
Lebens bei ihm zu bleiben, würde sein Leben ganz und gar vollkommen sein.
»Sir?«, rief Stokes hinter ihm.
Sebastian drehte sich zu dem Butler um, der auf ihn zueilte.
»Sir Sebastian, Lady Smithson erwartet Sie im Roten Zimmer.«
Sebastian versuchte, nicht zu grinsen, aber das war nicht leicht. Er hatte ein Rotes Zimmer, ein Gelbes und ein Blaues Zimmer sowie ein Billardzimmer und Stallungen und mindestens einen Hausgeist. Wie respektabel. »Ja, Stokes, ich bin schon auf dem Weg zu ihr.«
»Ich weiß, Sir, aber …« Stokes senkte die Stimme. »Sie haben Besucher, die darauf bestehen, Sie unverzüglich zu sehen. Ich habe sie in das Frühstückszimmer gebracht, das, wie ich vielleicht bemerken darf, der am weitesten vom Roten Zimmer entfernte Raum ist.«
»Sehr gut.« Sebastian kehrte um und begann, in Richtung Frühstückszimmer zu gehen. »Gibt es einen Grund, warum Sie sie in das Frühstückszimmer gebracht haben, oder war es nur praktischer?«
»Lady Smithson ist im Roten Zimmer, Sir.«
»Das weiß ich.«
»Ihre Besucher sind Damen, Sir, und ziemlich anspruchsvolle und energische. Außerdem weigerten sie sich, mir ihre Namen zu nennen«, sagte er verschnupft. »Sie möchten Sie überraschen.«
»Ich habe keine Ahnung, wer diese Damen sein könnten«, antwortete Sebastian stirnrunzelnd. »Aber es hört sich gar nicht gut an, was Sie sagen.«
»Genau das dachte ich auch, Sir. Deshalb hielt ich es für das Beste, sie so weit entfernt wie möglich von Lady Smithson warten zu lassen.« Sie hatten inzwischen die Tür zum Frühstückszimmer erreicht, und Stokes blieb stehen. »Vor einigen Jahren, zwischen meiner Anstellung hier und meiner Rückkehr nach Greyville Hall, arbeitete ich eine Zeit lang im Haus eines jungen Herrn in London. Die Diskretion verbietet mir, seinen Namen zu nennen.«
»Selbstverständlich«, murmelte Sebastian.
»Es genügt zu sagen, dass er ein sehr begehrter Junggeselle mit einem Hang zu einem etwas frivolen Leben war. In seinen Diensten lernte ich, wie unerlässlich es war, einen weiblichen Gast von einem anderen fernzuhalten, und welch schlimme Folgen es haben konnte, es nicht zu tun.« Stokes blickte sich rasch um, als befürchtete er, belauscht zu werden. »Keine Angst, Sir. Ich bin sehr geschickt in solchen Dingen.«
»Ich danke Ihnen, Stokes, aber wir wissen nicht, wie die Situation ist, bis ich mit diesen Damen gesprochen habe.«
»Ja, Sir.« Nur ein winziger Anflug von Skepsis flackerte in den Augen des Butlers auf. Er war viel zu gut geschult für mehr. »Ich werde hier im Korridor warten, falls Sie mich für irgendetwas brauchen sollten.« Dann nickte er Sebastian zu und öffnete die Tür.
Sebastian betrat das Frühstückszimmer. Zwei vertraute junge Frauen standen am Kamin.
»Sebastian!« Bianca drehte sich ihm mit einem entzückten Lächeln im Gesicht zu. »Was für ein wundervolles Haus! Wir können es kaum erwarten, den Rest davon zu sehen.«
Miranda strahlte. »Wir hätten niemals so etwas erwartet. Es ist so herrschaftlich und imposant!«
Sebastian starrte sie in sprachlosem Entsetzen an.
»Wir hätten nie gedacht, dass du etwas … nun ja, Schönes kaufen würdest.« Bianca schüttelte den Kopf. »Aber dieses Haus ist wirklich sehr beeindruckend und vornehm.«
»Wir dachten, du würdest dir etwas … ach, ich weiß nicht … rein Symbolisches zulegen«, sagte Miranda. »Ein Cottage vielleicht oder ein Haus in der Stadt. Nur irgendwas, damit du behaupten kannst, dass du sesshaft bist. Etwas Solides, sicher, aber nicht … nicht so etwas! «
»Das hier«, sagte Bianca mit einem prüfenden Blick auf ihn, »ist das Haus eines Landbesitzers, der die Absicht hat, eine gewisse Zeit darin zu leben.«
»Wir können dir gar nicht sagen, wie erfreut wir sind«, fügte Miranda hinzu. »Mutter und die anderen werden begeistert sein.«
»Was tut ihr eigentlich hier?« Sebastian hatte Mühe, die Worte herauszubringen.
»Na, wir sind zu Weihnachten gekommen, was sonst?« Miranda verdrehte die Augen gen Decke, als wäre die Antwort offensichtlich.
»Und um deine frischgebackene Ehefrau kennenzulernen.« Bianca nickte. »Wir wissen, dass du Weihnachten ganz allein mit ihr verbringen wolltest …«
»Was wir immer noch wahnsinnig romantisch finden«, fügte Miranda hinzu.
»Aber du hast nicht mehr Weihnachten mit uns gefeiert, seit Vater tot ist. Oder beziehungsweise vorher schon nicht.« Bianca schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Du hast doch wohl nicht gedacht, wir
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