Eine Braut zu Weihnachten
den Schultern.
»Es war nicht nur falsch, mein Lieber, sondern vor allem auch nicht gerade klug. Wie lange hat es gedauert, bis ich entdeckte, dass ich verheiratet war? Gerade mal ein Abendessen lang«, sagte sie kopfschüttelnd. »Du hättest mir sagen sollen, was ihr drei im Schilde führtet.«
Sebastian seufzte. »Ich hätte erst gar nicht alle täuschen sollen.«
»Auch das wäre klüger gewesen. Aber da ich keine Geschwister habe, weiß ich nicht, wie es ist, von ihnen respektiert werden zu wollen. Und eine Geliebte im Haus zu haben, während sie eine Ehefrau erwarteten, hätte auch sehr … unangenehm werden können.«
Sebastian schnaubte.
»Ich kann verstehen, dass Biancas Plan euch am reizvollsten erschien. Aber ich habe schon vor langer Zeit die Feststellung gemacht, dass es einfacher ist, gleich mit der Wahrheit herauszurücken, als später eine Lüge beichten zu müssen.«
»Was du nicht sagst«, spöttelte Sebastian.
»Das ist nicht der richtige Moment für Sarkasmus«, sagte sie bestimmt. »Und obwohl man mit Ehrlichkeit am besten besteht …«, sie machte eine wegwerfende Handbewegung, »was geschehen ist, ist geschehen.«
»Was meinst du damit?«
»Ich meine, dass du ihnen jetzt nicht mehr die Wahrheit sagen kannst.«
Er starrte sie verwundert an. »Kann ich nicht?«
»Natürlich nicht.«
»Und warum nicht?«
»Weil die Wahrheit alle sehr verärgern und ihnen zudem auch Weihnachten verderben würde.« Sie trat näher und legte eine Hand auf seinen Arm. »So willst du doch nicht dein erstes Weihnachten nach so langer Zeit mit deiner Familie verbringen.«
Er starrte fasziniert in ihre dunklen Augen. »Was willst du damit sagen?«
»Dass ich es nicht für nötig halte, ihnen noch vor Weihnachten zu sagen, dass wir nicht verheiratet sind. Deine Familie ist überglücklich, dich wieder bei sich zu haben. Vielleicht ist das beste Geschenk, das du ihnen machen kannst, ein buchstäblich perfektes Weihnachten. In deinem neuen Haus und mit deiner …«, sie verdrehte die Augen, »… frischgebackenen Ehefrau.«
Sebastians Augen wurden weit vor Überraschung. »Du?«
»Sofern du nicht noch eine andere falsche Ehefrau im Haus hast?«
Er versuchte, ein Lächeln zu verbergen, aber es gelang ihm nicht. »Nein, nur die eine.«
»Exzellente Antwort, Sebastian.« Sie holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. »Und da du noch immer zutiefst verwirrt aussiehst, sollte ich vielleicht noch klarstellen, dass ich bereit bin, bis nach Weihnachten bei dieser Scharade mitzumachen.«
»Das ist nicht das, was ich erwartet hatte.«
»Gut.« Sie blickte lächelnd zu ihm auf. »Ich hasse es, vorhersehbar zu sein.«
Ohne nachzudenken, zog er sie in einer natürlichen und unbefangenen Geste in die Arme. Denn dort gehörte sie hin, diese wunderbare, wenn auch schrecklich starrsinnige Frau. Wie lange würde es noch dauern, bis sie das erkannte? »Warum tust du das für mich?«
»Ach Gott, das ist eine schwierige Frage.«
Sie entzog sich ihm zumindest nicht. Veronica dachte einen Moment lang nach.
»Wenn du mich – bevor wir herkamen – gebeten hättest, deine Ehefrau zu spielen, wäre ich sehr empört gewesen und hätte abgelehnt. Und wenn ich bei meiner Ankunft gewusst hätte, dass das geschehen würde, hätte ich nicht mitgemacht.«
»Ich hatte keine Ahnung, dass das passieren würde, als du ankamst«, sagte er schnell.
»Das weiß ich, und es ist ein Punkt zu deinen Gunsten, Sebastian.« Sie schwieg einen Moment. »Es ist ein ziemlich chaotischer Tag gewesen mit all den Ankünften, Begrüßungen und so weiter, aber es war auch amüsant. Deine Familie ist mir sehr warmherzig und freundschaftlich begegnet, und ich habe sie alle als sehr nette Menschen empfunden.« Veronica schlang Sebastian die Arme um den Hals. »Und da die Meinung deiner Familie dir offenbar so wichtig ist, ist sie es mir auch.«
Sein Blick traf ihren. »Wirklich?«
»Wirklich.« Dann runzelte sie die Stirn. »Du klingst, als wärst du überrascht.«
»Nein, nur erfreut.« Er fixierte sie. »Und deshalb wirst du mitspielen?«
»Nun ja … Veronica seufzte. »Du bist eben auch ein ziemlich netter Mensch.«
»Ist das alles?«
»Und ich mag deine Bücher.«
»Aha.« Er hielt sie noch immer in den Armen und konnte ihre Wärme und ihre weichen, weiblichen Rundungen spüren. Er senkte den Kopf und strich mit den Lippen über ihren schlanken Hals bis zu ihrer Schulter. »Sonst noch etwas?«
»Oh …« Sie stöhnte leise. »Und du
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