Eine Braut zu Weihnachten
hätte, wäre dies alles überhaupt kein Thema. Dann würde sie zweifellos in ebendiesem Augenblick in seinen Armen liegen und sehr viel Vergnügen mit ihm haben. Aber jetzt schien es klüger zu sein, nicht allzu schnell seinem Verlangen nachzugeben.
Was war mit ihr geschehen? Sie löschte das Licht und ließ sich auf das Bett fallen, wo sie sich bemühte, Antworten auf Fragen zu finden, die sie immer noch nicht ganz erfassen konnte.
Sie hatte Sebastians Geliebte werden wollen, weil sie eine Ehe und alles, was damit einherging, scheute. Weil sie sich ihre Unabhängigkeit bewahren und die Kontrolle über ihre Finanzen und ihr Leben behalten wollte. In der Theorie war das alles gut und schön, aber Portia hatte recht – da war noch vieles andere, was sie nicht bedacht hatte.
Wie zum Beispiel, dass sie heute Abend in der Gesellschaft von Sebastians Schwestern und später, als die Herren sich zu ihnen gesellt hatten, nichts dagegen gehabt hatte, Lady Hadley-Attwater zu spielen. Wenn sie ehrlich sein sollte, hatte es ihr wahrscheinlich sogar großen Spaß gemacht.
Sie hatte auch nicht bedacht, wie es sein würde, Teil einer Gruppe von Menschen zu sein, die einander fraglos und bedingungslos sehr zugetan waren und nicht zögerten, einander zu sagen, was sie für das Richtige hielten. Oh, ihr Vater, ihre Tante und ihre Großmutter liebten sie natürlich auch, aber ihre Tante und Großmutter waren eben sehr für Unabhängigkeit und den Grundsatz, ihren eigenen Weg zu gehen. Veronica konnte sich nicht erinnern, dass sie ihr in persönlichen Angelegenheiten je einen Rat gegeben hätten. Natürlich hatten sie feste Überzeugungen zu fast allem, aber wenn es darum ging, was Veronica mit ihrem Leben anfangen sollte, ermutigten sie sie, nein, erwarteten sie von ihr, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Sie konnte sich auch nicht erinnern, sie je um Hilfe gebeten zu haben. Was ihren Vater anging, so war er ein stiller, freundlicher Mann, der glücklich und zufrieden war mit seinen Büchern und Sammlungen von was auch immer gerade sein Interesse weckte. Auch er hatte sie ihre eigenen Entscheidungen treffen lassen.
Veronica hatte allerdings nicht bedacht, dass ein selbstständiges, unabhängiges Leben auch bedeutete, dass sie allein sein würde. Biancas Worte gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf. Das Positive an der Unabhängigkeit verblasste irgendwie, wenn sie mit Alleinsein einherging. Und wenn sie unabhängig war, würde dann nicht auch Sebastian es sein? Wenn sie nicht für den Rest ihres Lebens an einen Mann gefesselt war, wie Bianca es genannt hatte, würde es ihm dann nicht genauso freistehen zu gehen, wie ihr selbst? Sie hatte die ganze Zeit an ihre Freiheit und ihre Unabhängigkeit gedacht, aber galt das Gleiche nicht für beide Seiten? Die Möglichkeit, dass er sie verlassen könnte und sie dann ihr Leben ohne ihn verbringen müsste, hatte sie wirklich nicht bedacht.
Auch Sebastian selbst hatte sie nicht in ihre Überlegungen mit einbezogen. Wenn sie eine Liste der Eigenschaften erstellen müsste, die sie sich bei einem Mann wünschte, besaß er alle. Er war unterhaltsam, liebenswürdig und intelligent, arrogant und trotzdem nicht ganz von sich überzeugt. Und er war kein bisschen perfekt, was vielleicht der liebenswerteste Wesenszug von allen an ihm war.
Und er liebte sie. Er hatte seinen Brüdern all diese reizenden Dinge über sie gesagt. Und er wollte mit seiner Hand in ihrer sterben … Es schnürte ihr die Kehle zusammen.
Sie hatte vor allem nicht die Möglichkeit bedacht, dass sie sich in ihn verlieben könnte. Liebe war in ihrem Plan nicht vorgekommen. Sie hatte nicht geglaubt, dass sie dieses Gefühl noch einmal erfahren würde, aber plötzlich war es da. Verwirrend, ungewiss und doch wie eine warme Decke um ihr Herz.
Sie drehte sich auf die Seite und umarmte ihr Kissen. Verdammt . Schon seit dem Moment, in dem sie Sebastian begegnet war, hatte sie nicht mehr gewusst, wie sie sich verhalten sollte. Sie hasste es, wenn Portia recht behielt, aber sie hatte sich diese Idee mit der Geliebten wirklich nicht reiflich genug überlegt.
Aber so oft sie auch auf ihr Kissen einschlug oder sich die Decke über den Kopf zog, nichts konnte die Fragen vertreiben, die ihr keine Ruhe ließen.
Dies war ihr erstes gemeinsames Weihnachten. War sie bereit, sich damit abzufinden, dass es auch ihr letztes sein könnte?
Kapitel Sechzehn
I ch hätte nie gedacht, dass ich einmal Spaß an solchen Dingen haben könnte«, sagte
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