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Eine ehrbare Familie

Titel: Eine ehrbare Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gardener
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Er war den Tränen nahe.
    «Giles, Sie wissen, ich kann die beiden nicht treffen. Sie sollten keine privaten Agenten beschäftigen, obwohl ich zugeben muß, daß sie sehr nützlich sind.»
    «Ich dachte, Sie könnten sie übernehmen», sagte Giles mißmutig. Er hatte gerade versucht, seine zwei wichtigsten irischen Agenten -seinen Sohn und seine Schwiegertochter - an C weiterzugeben.
    «Eigentlich sollte Kell sie übernehmen, sie schlagen mehr in sein Ressort.»
    «Aber ich vertraue Ihnen mehr, C.»
    «Soll das heißen, Sie mißtrauen Kell?»
    «Natürlich nicht. Es wäre mir einfach lieber, daß sie unter Ihrer Obhut wären. Sie sind nicht leicht zu behandeln und werden täglich schwieriger.»
    «Kell, Thomson und sogar Hall» - C seufzte - «haben alle Hände voll mit Irland zu tun. Wenn Sie mich fragen, wird die Grüne Insel sich bald rot färben - blutrot.»
    Giles schüttelte den Kopf. «Nun, vielleicht Thomson. Er hat eine Menge Leute drüben, wie Sie wissen.»
    «Es wäre ratsamer.»
    Nachdem Giles gegangen war, rief C Caspar herein und bat ihn um die letzten Informationen von dem Zugüberwacher-Netzwerk. «Ich sage es nur ungern, Caspar» - er hüstelte - «aber ich fürchte, Ihr Großvater wird zu alt für unsere Art Arbeit. Er wird ein wenig senil. Äußert höchst seltsame Ideen. Manchmal sagt er Dinge, daß man meint, man spräche mit einem von diesen verdammten Revolutionären. Zu alt, Caspar, zu alt.»
    Caspar bezweifelte das. Ein Mann, der seine eigene Enkelin als Kurier hinter die feindlichen Linien schickte, wie Giles es gerade mit Denise getan hatte, war nicht zu alt. Rücksichtslos, hart, das ja, aber nicht zu alt.
    «Der Fischer» entschlüsselte die chiffrierte Nachricht. Der Klartext lautete: «Fahren Sie sofort nach Dublin. D2 hat Arbeit für Sie.» Unterzeichnet war sie wie üblich mit St. für Steinhauer.
    «Wenn Kell wünscht, daß Sie für mich arbeiten, bin ich nur zu dankbar. Wir haben eine Menge zu tun.» Basil Thomson zwang sich zu einem Lächeln, und seine Stimme klang erfreut.
    «Ich stehe Ihnen ganz zur Verfügung, Sir. Was soll ich tun?»
    «Sie kennen doch Brian Wood, nicht wahr?»
    Charles sagte, er kenne ihn sogar sehr gut.
    «Er ist noch immer hinter diesem «Fischen her. Nun, Sie haben uns als erster auf die Spur gebracht, so ist es nur logisch, daß Sie die Sache zu Ende führen.»
    «Vielen Dank. Das täte ich gern.»
    Thomson nickte nachdenklich. «Aber das ist noch nicht alles. Es sieht brenzlig aus drüben auf der Insel. Rebellionen, Gerüchte über Rebellionen. Wir arbeiten eng zusammen mit dem DID in dieser Angelegenheit. Hier, nehmen Sie diese Akte und lesen Sie sie zu Hause aufmerksam durch. Wir müssen uns über den Mann gründlich informieren.»
    Er schob Charles über den Schreibtisch einen prall gefüllten Aktendeckel zu. Der Name auf der ersten Seite lautete: Sir Roger Casement.

23
    Als Charles mit der Casement-Akte unter dem Arm nach Hause kam, sah er auf dem Silbertablett in der Halle einige an ihn adressierte Briefe.
    Einer war von Mary Anne aus Frankreich. Es war bereits ihr zweiter Brief, den ersten hatte er umgehend beantwortet. Sogar Kell hatte nicht gewagt, ihm zu sagen, daß sie unter einer Deckadresse auch an den Deutschen Otto von Brasser schrieb. Der ehemalige Artilleriehauptmann leistete für MI 5 gute Arbeit im Gefangenenlager.
    Mary Annes Brief war kurz. Sie dankte ihrem Vater, daß er ihr bei der Bestätigung ihrer Versetzung in Rouen keine Schwierigkeiten gemacht hatte. Sie beschrieb den bitterkalten Winter an der Front, die tägliche Routine von Tod und Verwundungen, was durch Frostbeulen und Erfrierungen alles noch verschlimmert wurde. Ihre Schlußsätze verrieten, daß sie sich ernsthafte Sorgen um ihre Mutter machte: «Soll ich ihr schreiben? Ich bin ihretwegen sehr beunruhigt, verstehe aber, daß man ihr Zeit lassen muß.»
    Er faltete den Brief zusammen und steckte ihn in die Tasche, dann goß er sich einen Whisky ein, setzte sich in einen Ledersessel und öffnete die Geheimakte, die Thomson ihm gegeben hatte.
    Er hatte schon die MI 5-Akte über Sir Roger Casement gelesen und vermutete, daß er nicht viel Neues erfahren würde.
    Er blätterte schnell die Seiten durch. Sie enthielten die ihm schon bekannten Informationen. Casement war in Dublin geboren, hatte die übliche Ausbildung durchgemacht, war dann in den Konsulardienst eingetreten und hatte seinen berühmten Bericht über die Greueltaten in Belgisch-Kongo geschrieben, der Empörung

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