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Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Titel: Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Lee
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Treppenabsatz war überraschend geräumig, offenbar war er als Stelle zum Ausruhen gedacht, obwohl es noch keine Sitzgelegenheiten wie Wandbänke gab. Nach diesem Geschoss schienen die Treppen schmaler zu werden und   – ja, natürlich   – warum hatte sie daran noch nicht gedacht?
    Sie fuhr zu James herum. »Hat jemand gesagt, was Wick im Glockenstuhl gemacht hat?«
    Er hatte die Augen zugekniffen, als habe er Schmerzen. »Nein.« Und dann, mit widerwilliger Neugier: »Wieso?«
    »Sehen Sie sich die Treppe nach oben an. Die Wände sind aus Stein. Wenn das so weitergeht, gibt es doch für einen Maurer keinen Grund, dort oben zu arbeiten   – höchstens für die Steinmetze.«
    Er riss die Augen auf. »Geht das denn so weiter, bis ganz oben?«
    »Werden wir ja sehen.
    Unwillig betrachtete James die schmale Treppe, die sich hinaufwand und sich dem Blick dann entzog. »Äh   – vielleicht sollten Sie vorangehen.«
    »Ich habe eine bessere Idee: Stützen Sie sich auf mich.«
    Er schien nicht zu verstehen. »Aber   – ich   – Sie   –«
    Sie nahm seine Hand und legte sie auf ihre Schulter. »Wie mit einem Spazierstock   – so.«
    Er zog die Hand fort, als hätte er sich verbrüht. »Das geht doch nicht!«
    »Warum? Weil ich ein Mädchen bin?«
    »Ich kann Sie doch nicht als
Stütze
benutzen   …«
    »Aber sicher; stellen Sie sich vor, ich sei der zwölfjährige Junge namens Mark.« Sie ergriff seine Hand und legte sie wieder auf ihre Schulter. »Ich bin ziemlich kräftig für meine Größe, müssen Sie wissen.«
    Er zuckte erneut zurück. »Darum geht es nicht.«
    »Ich dachte, es geht darum, ans Ende der Treppe zu gelangen«, sagte sie und bemühte sich nicht mal, die Ungeduld in ihrer Stimme zu verbergen. »Wie wollen Sie das sonst schaffen?«
    »Ich muss mich einfach mehr zusammenreißen.«
    »Oh ja   – Ihre dickköpfige Dummheit soll wieder den Sieg davontragen.«
    Sie starrten sich gegenseitig verärgert an. Dann, nach einer Weile, seufzte James kleinlaut. »Beide gleich dickköpfig, was?«
    Sie lächelte schwach. »Mir würde es genauso gehen, wenn die Situation umgekehrt wäre.«
    »Ich weiß.«
    Es folgte eine unbehagliche Pause, dann sagte er: »Also. Sollen wir?«
    Während sie die nächsten Stufen hinaufstiegen, lag seine Hand nur leicht auf ihrer Schulter. Je höher sie jedoch kamen, desto mehr spürte Mary, wie er sich auf sie stützte. Bei jedem Stockwerk wurde der Druck seiner Hand stärkter, sein Atmen mühsamer. Sie wurden langsamer und schließlich musste er alle paar Stufen ausruhen.
    »Keine Sorge«, krächzte er, als sie mal wieder anhielten. »Ansteckend ist es nicht.«
    »Weiß ich doch.«
    »Einfach überhaupt nicht in Form. Habe Monate im Bett gelegen.«
    Sie nickte. Er musste wirklich sehr krank gewesen sein; James war nicht der Typ, der es im Bett aushielt, es sei denn, er war zu schwach, um aufzustehen.
    »Wird bald wieder besser.«
    Unglaublich   – der arroganteste Kerl, den sie kannte, entschuldigte sich für seine schwache Kondition. Nicht direkt natürlich, aber doch unmissverständlich. Sie traute sich gar nicht so recht, sich auszumalen, was das bedeutete.
    Sie stiegen weiter. Und weiter. Und immer weiter. Es kam wie ein Schock, als sie nach einer Biegung plötzlich in einem großen, lichtdurchfluteten Raum standen. Mary blinzelte und kniff die Augen zu, undals sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatte, stellte sie fest, dass sie auf eine Wand aus Glas und Schmiedeeisen blickte   – wie ein riesiges Mosaik, in dem jede Glasscheibe dick und perlweiß schimmernd war, die kleinste ungefähr so groß wie ihr Kopf. Sie waren wunderschön, ausgewogen zu einem kunstvollen Kreis angeordnet. Sie legte den Kopf zurück, um das Muster als Ganzes zu betrachten, und zog überrascht die Luft ein.
    Es war die Rückseite eines der Ziffernblätter! Draußen vom Boden her wirkten sie flach und weiß, wie aufgemalt. Aber von innen waren sie durchscheinend und sie brachen das Tageslicht zu einem überirdischen Leuchten. Wie im Traum starrte sie hin und vergaß ganz, wo oder wer sie war. Als sie abrupt wieder zu sich kam, hatte sie keine Ahnung, wie lange sie schon so verzaubert dastand. Eine halbe Minute? Eine halbe Stunde?
    Und es gab noch viel mehr zu sehen. Ein langer Tisch in der Mitte des Raumes trug eine riesige Maschine, ein kompliziertes Gewirr von Zahnrädern, Kurbeln und Wellen   – das Uhrwerk. Es war überraschend leise; es tickte nicht wie eine Taschenuhr, wenn man

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