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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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argwöhnten ein weiteres Beispiel für holländischen Humor und beschlossen jeder für sich, uns davon zu überzeugen, wenn wir uns auf den Weg zu dieser Eröffnungszeremonie machten.
    Vorerst versuchte Nick, mit Kees abzurechnen. Während er die Tür zu seinem Zimmer mit dem Fuß offenhielt, beugte er sich in den Flur zurück. »N imm ’s mir nicht übel«, sagte er, sehr ernst und sehr höflich, »aber was heißt das da auf deinem T-Shirt?«
    Kees schaute selbstzufrieden an seinem schmalen Brustkasten hinunter. »Da steht«, sagte er, »ICH BIN EIN HOBBIT.« Mit einer Verbeugung wandte er sich ab. »Auf Elfsch«, fügte er im Weggehen hinzu.
    Eins zu null für Holland.
    Wir hielten uns nicht lange in unseren Zimmern auf. Ich nahm mir nur gerade die Zeit, einen Blick auf den Inhalt der Plastiktüte zu werfen, die man mir gegeben hatte. Außen war ein Smiley aufgedruckt und >PhantasmaCon<, drinnen war ein Haufen Kram, auch ein Hochglanzmagazin, unter anderem mit einer Geschichte von Onkel Ted, umrahmt von Hilfeaufrufen für Aidskranke und Anzeigen für Sachen wie >Schwerter & Brünnen< und ähnliches. Irgendwo dazwischen fand ich den Anstecker mit meinem Namen und beförderte den Rest in den Papierkorb. Etwas voreilig. Vetter Nick hatte mehr Grips bewiesen und gemerkt, daß der ärmlichste Zettel das Programm für dieses Tollhaus darstellte. Die einzelnen Veranstaltungspunkte waren in Rubriken geordnet, überschrieben > Paralleluniversum Eins<, >Mallory World<, >Home Universe< und so weiter, und das Ganze ergab für mich so wenig Sinn wie das Schema der Hotelflure. Aber Nick hatte die Nuß geknackt. Behauptete er. Er sagte, die Eröffnungszeremonie fände im Home Universe statt, und das wäre der große Festsaal im ersten Stock. Also versuchten wir, dorthin zu ko mm en.
    Wir nahmen den entgegengesetzten Weg und erwarteten, jeden Moment vor dem Aufzug zu stehen. Irrtum. Ich wußte bald nicht mehr, um wie viele Ecken wir gebogen waren, aber ich erinnere mich, daß Nick sagte, sie wären alle rechtwinklig, woraus folgte, daß wir zweieinhalb Mal im Viereck gegangen waren, und es ergab einfach keinen Sinn. Ich sagte, wir müßten uns selbst begegnet sein oder in eine andere Dimension hineingeraten, doch zu guter Letzt gelangten wir doch nur zum Aufzug.
    Im ersten Stock hätten wir uns eigentlich mühelos zurechtfinden müssen. Es gab sogar Hinweisschilder mit Pfeilen HOME UNIVERSE, aber ich vermute, das Problem war, daß wir nicht wußten, wonach wir suchten. Auf den Fluren war kein Mensch mehr zu sehen, so daß wir auch nicht fragen konnten. Nun ja, wir irrten herum, bis wir zu einer offiziell aussehenden Tür kamen, die wir zaghaft öffneten.
    Dahinter befanden sich in einem kleinen, ziemlich dunklen Raum ungefähr ein Dutzend Leute, um eine Schultafel geschart. Alle waren in bodenlange Gewänder vermummt. Im Schatten der Kapuzen konnte man die Gesichter nicht erkennen, auch nicht das Gesicht dessen, der an die Tafel schrieb und sich jetzt den anderen zuwandte, um ihnen etwas zu erklären. Als ich mir anschaute, was er geschrieben hatte, wurde mir seltsam flau im Magen. Er sagte gerade: »Um die stärkste Wirkung zu erzielen, stellt euch das hier in Flammenschrift vor, dazu einen Hintergrund aus Feuer...«
    Wie auf Befehl traten Nick und ich gemeinsam den Rückzug an. Sobald die Tür zu war, mußte ich wegen des Rumorens in meinem Bauch gewaltig rülpsen. »In was für einem Universum, glaubst du, befinden die sich?« fragte ich Nick leise.
    »In einem sehr anderen«, antwortete er.
    Wir setzten unsere Suche fort und öffneten die Tür nebenan. Ich sagte: »Falls Onkel Ted die Absicht hatte, uns zu bestrafen, ist es ihm gelungen«, und Nick meinte: »Aber nicht ganz so, wie er ...« Wir merkten, da wir in einem großen Saal voller Menschen standen, und alle wandten sich uns zu. Ich fühlte mich wie in einem bösen Traum, aber wir waren tatsächlich in die Eröffnungszeremonie hineingeplatzt. Mit vor Verlegenheit heißen Gesichtern schoben wir uns in eine der hinteren Sitzreihen.
    Es fing gerade an. Da war O nk el Ted, der auf dem Podium ganz vorn seinen Platz einnahm, zusammen mit zehn oder mehr Leuten, die wir nicht kannten, und
    Janine wurde zu einem Stuhl in der ersten Reihe geführt. Ein junger Mann im T-Shirt mit wie glasiertem Gesicht und blonden, krausen Haaren, sprang auf und begann, alle Teilnehmer des PhantasmaCons willkommen zu heißen. Doch er kam nur bis »... Freude es ist, als Ehrengast begrüßen zu

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