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Eine Frau in Berlin

Eine Frau in Berlin

Titel: Eine Frau in Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonyma
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so bebten, als er sein peinliches Romeogestammel auf mich losließ.
    Zu dritt dringen wir in die Küche vor. Dort steht auf der Anrichte ein kleines, versiegendes Hindenburglicht. Dazu das Geflacker einer sterbenden Taschenlampe, geschwungen von einem Russen, den ich noch nicht gesehen habe. Der andere freilich ist zweifellos Petka, ich höre es an seiner Stimme. Seit vorgestern (ja, es war wirklich erst vorgestern) ist seine Liebe zu mir in Haß gegen mich umgeschlagen. Petka, der verdrängte Sibiriak, kommt auf mich zu, da er mich sieht. Seine Borsten sind gesträubt (die Mütze ist werweißwo). Seine kleinen Augen glitzern. Er ist stockbesoffen.
    In der Ecke am Fenster steht eine Nähmaschine. Petka reißt das ganze Ding an dem verschlossenen Deckel vom Boden hoch und schleudert es zu mir herüber quer durch die Küche. Krachend knallt das Möbel auf die Fliesen. Ich ducke mich, rufe dem kleinen Kaukasier zu: »Hol Anatol!«, drücke mich hinter den anderen, fremden Soldaten, der mit Petka herkam, flehe ihn um Hilfe gegen den Betrunkenen an. Petka schlägt nun mit nackten Fäusten nach mir, trifft aber infolge seiner Schlagseite hoffnungslos daneben. Unvermutet bläst er dann das kleine Notlicht auf der Anrichte aus. Nun versagt auch die Batterie der Taschenlampe völlig, wir sind im Dunkeln. Ich höre Petka keuchen, rieche die Fuselfahne. Angst habe ich eigentlich gar nicht, bin viel zu beschäftigt damit, Petka auszuweichen, ihm ein Bein zu stellen, und spüre auch um mich herum die Bundesgenossen. Endlich haben wir ihn alle miteinander zur Hintertüre gelotst. Die Stablampe gibt wieder ein paar Lichtfetzen von sich. Wir drücken Petka die Wendeltreppe hinab, schon fällt er etliche Stufen hinunter. Im Stolpern ruft er mir zu, ich sei schlecht, ein Unflat – und den Mutterfluch.
    Ein Uhr nachts, also schon Dienstag, 1. Mai. Ich hockte im Ohrensessel, war so hundemüde. Der kleine Adjutant war wieder gegangen, wollte nun wirklich Anatol mitbringen. Ich horchte, duselte... Längst waren die Witwe und Herr Pauli schlafen gegangen. Ich wagte es nicht, wartete...
    Endlich Klopfen an der Vordertür. Wieder der Kleine. Diesmal ist er beladen mit Speck, Brot, Heringen, einem Kochgeschirr voll Schnaps. Stolpernd vor Schläfrigkeit suche ich in der Küche Teller und Gläser zusammen, richte den runden Tisch, wobei der Kleine hilft. Zierlich ringeln sich die Heringsfilets, sauber entgrätet. Ich gähne, der Kleine tröstet mich: »Gleich kommt Anatol.«
    Tatsächlich ist er zehn Minuten später da, zusammen mit dem düsterblonden Leutnant, der immer noch an seinem deutschen Wanderstab humpelt. Anatol zieht mich auf seine Knie, gähnt: »Ich, schlafen...«
    Kaum sitzen wir zu viert beim Essen und Trinken, da klopft es wieder draußen. Einer von Anatols Mannen, der Anatol mitsamt seinem Adjutanten zum Kommandanten holen soll. Irgendwas scheint los zu sein in dieser Nacht; oder hängt alles mit der Maifeier zusammen? Anatol steht seufzend auf, entschwindet. Schnell beißt der Kleine nochmals kräftig in sein Speckbrot, läuft kauend hinterdrein.
    Weg sind sie. Es bleibt der Düsterblonde. Unruhig stakt er an seinem Stock durchs Zimmer, setzt sich wieder hin, starrt mich an. Die Kerze flackert. Ich sacke beinahe vom Stuhl vor Schlaf. Mir sind alle Vokabeln aus dem Kopf gefallen.
    Der Weißblonde stiert vor sich hin. Er sagt, er will hierbleiben. Ich will ihm die hintere Kammer zeigen. Nein, hier in diesem Zimmer will er bleiben. Ich lege ihm eine Decke auf das Sofa. Nein, er will ins Bett, so quengelt er, bockig, eintönig, wie ein übermüdetes Kind. Gut – soll er. Ich lege mich, angezogen, wie ich bin, aufs Sofa. Nein, ich soll zu ihm ins Bett kommen. Ich mag nicht. Da wird er mir auf dem Sofa lästig. Ich drohe mit Anatol. Der Düsterblonde lacht grob: »Der kommt die Nacht nicht mehr.«
    Ich stehe auf, will nach vorn in die Kammer gehen oder nebenan zur Witwe, irgendwohin. Da gibt er nach, ist es zufrieden, auf dem Sofa zu liegen, wickelt sich in die Decke. Nun lege ich mich angezogen auf das Bett, hab nur die Schuhe abgestreift.
    Wenig später schrecke ich hoch, höre im Dunkel den Stock näher tappen. Wieder ist er da, will zu mir ins Bett. Ich bin trunken von Müdigkeit, wehre mich, lalle irgendwas, mag nicht. Er läßt nicht nach, zähes, trübes Drängen, freudlos. Ein paarmal wiederholt er mürrisch: »Ich bin ein junger Mensch.« Er ist höchstens zwanzig.
    Einmal stoße ich ihn beim Wehren an das verwundete

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