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Eine Frau mit Geheimnis

Eine Frau mit Geheimnis

Titel: Eine Frau mit Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND
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brennenden Stall? Tödliche Verlegenheit überkam ihn, wie immer, wenn ihm bewusst wurde, dass sich seine Hirngespinste um einen Mann drehten.
    Vielleicht spielte seine Fantasie ihm so merkwürdige Streiche, weil er schon sehr lange nicht mehr mit einer Frau zusammen gewesen war. Das würde er nachholen, wenn er seine Mission beendet hatte. Dann würde er sich eine Geliebte zulegen.
    Falls Alexandrow die Einladung annahm und einige Wochen länger in England blieb, würden sie sich besser kennenlernen. Ohne den Zwang, auf verschiedenen Seiten zu stehen, würden sie eine echte Freundschaft schließen. Dabei müsste ich die bizarren Trugbilder, die den jungen Russen betreffen, endlich loswerden, glaubte Dominic.
    Und auf welche Weise würde Alexandrow von der Situation profitieren?
    Dominic leerte das Glas und griff noch einmal nach der Karaffe. Dann besann er sich eines Besseren. Gewiss würde Alexej Iwanowitsch, wäre er hier, sein Glas nicht immer wieder füllen. Offenbar führte er ein sehr moralisches Leben. Er trank nur selten Alkohol. Und er spielte niemals. Wahrscheinlich ließ er sich auch nicht mit Frauen ein, falls man diesen Schluss aus seiner Abneigung gegen Bälle und Partys ziehen konnte.
    Oder bevorzugte er Frauen von niedrigem Stand? Irgendwie zweifelte Dominic daran. Der Junge würde sich sicher weigern, Jack in ein Bordell zu begleiten.
    „Nun, Alexej Iwanowitsch, was halten Sie von Oxford?“
    Alex fluchte in Gedanken. Vorhin hatte sie sich beglückwünscht, weil es ihr gelungen war, dem Duke den ganzen Tag aus dem Weg zu gehen. Und nun saß sie in der Falle. Aber diesmal würde sie ruhig und sachlich bleiben und keine spöttischen Kommentare abgeben. Während sie unter der Galerie des Radcliffe Colleges standen, schaute sie sich um. Ganz langsam. Sollte er doch auf eine Antwort warten … Mehrere Hundert Gäste in eleganter Kleidung hatten sich beim Dinner zu Ehren der hohen Gäste eingefunden. Im Licht zahlloser Kerzen schimmerten prächtige Abendkleider, imposante Uniformen und scharlachrote akademische Roben.
    „Zweifellos ein großartiger Anblick, Calder“, erwiderte sie endlich. „Aber hier drinnen wird es immer wärmer und stickiger. Und die Ausdünstungen der Leute auf der Galerie …“
    Als sie die Nase rümpfte, lachte er. „Allzu lange müssen Sie nicht mehr ausharren. Das verspreche ich Ihnen. Der Zar möchte die Festbeleuchtung bewundern.“
    In diesem Moment erhoben sich die Ehrengäste und wandten sich zum Ausgang.
    „Sind Sie noch im Dienst, nachdem das Bankett beendet ist, Alexej Iwanowitsch?“
    Alex schüttelte den Kopf.
    „Wollen wir einen Spaziergang unternehmen und die Sehenswürdigkeiten von Oxford bei Nacht genießen?“
    Blieb ihr etwas anderes übrig, als einzuwilligen? Den Säbel an ihren Schenkel gepresst, marschierte sie ins Freie, ohne festzustellen, ob Calder ihr folgte. Draußen begann sich die Menschenmenge aufzulösen, und Alex atmete erleichtert auf. Im dichten Gedränge an die beunruhigende Brust des Duke gedrückt zu werden, wenn auch nur versehentlich – das Letzte, was sie sich wünschte …
    „Kommen Sie, Alexej Iwanowitsch, gehen wir.“
    Er trat ihr nicht zu nahe. Spürte er, dass sie Abstand wahren wollte? Darüber wäre sie froh – und andererseits nicht, denn ihr rebellischer Körper sehnte sich immer noch nach ihm.
    „Möchten Sie etwas Besonderes sehen?“, fragte er nach ein paar Schritten.
    „Nein, Calder, heute habe ich so viele Universitäten und Bibliotheken und Kapellen besichtigt, dass ich mich gar nicht mehr an die Einzelheiten erinnere.“
    Schweigend nickte er und schlenderte lässig dahin. Alex fand es angenehm, mit ihm dahinzuwandern, nicht zu sprechen und einfach nur die festlich beleuchteten schönen Häuser zu betrachten.
    Nach einer Weile fühlte sie sich entspannt genug, um zu fragen: „Haben Sie in Oxford studiert, Calder?“
    „Ja. Für junge Männer ist das eine wunderbare Stadt. Allerdings fürchte ich, ich habe nicht so eifrig studiert, wie es erforderlich gewesen wäre“, fügte er wehmütig hinzu.
    „Heißt das – Sie wurden der Universität verwiesen?“
    „O nein, so schlimm war es nun auch wieder nicht. Letzten Endes habe ich meinen Abschluss geschafft. Aber unglücklicherweise starb mein Vater, während ich mich in Oxford aufhielt. Noch keine einundzwanzig Jahre alt, besaß ich plötzlich ein riesengroßes Landgut. Und ich war ein Duke. Ich fürchte, das stieg mir zu Kopf. Eine Zeit lang benahm ich mich

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